Stammlinie Steiger schwarz
Steiger - Schwarze Ratsgeschlecht des Freistaats Bern. Bürgerrecht um 1540. Grosser Rat 1577. Kleiner Rat 1618. Geschichtliches. Stammvater der sogenannten «schwarzen» Steiger in Bern ist Hans Steiger oder Stäger 1547, Sohn Rudolfs und der Adelheid Härder genannt, ein Schneider, der 1542 als Burger von Bern und Besitzer eines Hauses und Hofes auf dem Kornhausplatz erscheint. Woher er stammte, ist nicht unumstösslich festgesetzt, wahrscheinlich war er aus Niederneunforn im heutigen Kanton Thurgau oder aus Stein am Rhein gebürtig, anderseits kommt der Name Steiger oder Stäger schon seit dem XV. Jahrhundert in und um Bern vor, ohne dass indessen ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Trägern desselben nachzuweisen wäre. Mit der Familie der sogenannten «weissen» Steiger, die aus dem Wallis stammt, steht die hier behandelte Familie auf keinen Fall in Zusammenhang. Am 23. Juni 1547 vermählte sich Hans Steiger mit Barbara Weyermann und am 6. April 1559 mit Magdalena Hubmüller, die am 25. April 1569 als Hans Stägers, des Schneiders, Burgers zu Bern eheliche Hausfrau testiert und in ihrem Testament Hans Rudolf Stäger ihres «Hauswirts» Sohn nennt. Der letztere, geb. 1549, war Stubengesell zu Mohren 1507, gelangte 1577 in den Grossen Rat der CC und starb im nämlichen Jahre zugleich mit seinem Vater an der Pest. Von Ursula Trieger, die er am 27. Juli 1569 geheiratet hatte, hinterliess er einen einzigen Sohn, Hans Rudolf, geb. 1575, welcher, seines Berufes ein Notar, rasch zu hoher Stellung kam, 1597 in den Grossen Rat gelangte, 1606 Grossweibel, 1609 Landvogt nach Aarwangen, 1618 des Kleinen Rates, 1619 Landvogt nach Trachselwald und 1628 wieder des Kleinen Rates oder Senator wurde. Von zwei Frauen hinterliess dieser drei Söhne und zwei Töchter, von denen Abraham 1599 - 1636 und Emanuel 1615 - 1670 das Geschlecht fortpflanzten. Sie gelangten beide ebenfalls in die Regierung, Emanuel 1660 sogar zur Würde eines Welschseckelmeisters. Ihre Deszendenz teilte sich in mehrere Linien, die alle in grossem Ansehen standen; beinahe alle ihre Mitglieder widmeten sich dem Staatsdienst, wo sie seit dem XVII. Jahrhundert fortwährend in den obersten Behörden sassen und das ganze XVIII. Jahrhundert hindurch eine führende Rolle im bernischen Staatswesen spielten und der Republik nicht weniger als drei Schultheissen gaben - während die sogenannten «weissen» Steiger deren nur zwei hervorbrachten - . Seit 1618 bis zum Untergange war die Familie ununterbrochen in beiden Räten vertreten. Auch in fremde Kriegsdienste traten mehrere Angehörige des Geschlechts, namentlich in kaiserliche, französische, holländische, piemontesische, venezianische, hessische und später neapolitanische. Von den zahlreichen tüchtigen Regierungsbeamten, die das Geschlecht dem alten Bern geliefert hat, sind namentlich zu erwähnen die drei Schultheissen, nämlich Christoph 1651 - 1731, des Grossen Rates 1680, Grossweibel 1688, Vogt zu Lenzburg 1687, Gesandter nach Genf 1695, ins Münsterthal 1696, des Kleinen Rates 1709, Welschseckelmeister 1712, Schultheiss der Stadt und Republik Bern 1718 - 1731; sein Sohn Christoph 1694 - 1765, des Grossen Rates 1727, Rathausammann 1733, des Kleinen Rates 1737, Welschseckelmeister 1740, Schultheiss der Stadt und Republik Bern 1747 - 1759; endlich Niklaus Friedrich 1729 - 1799, Schultheiss im äussern Stand 1755 - 1764, Schultheiss nach Thun 1772, des Kleinen Rates 1774, Venner 1777, Deutschseckelmeister, Schultheiss der Stadt und Republik Bern 1787 - 1798, der letzte Schultheiss des alten Bern, zugleich einer seiner grössten Staatsmänner, ausgezeichnet durch hervorragende Geistesanlagen, wissenschaftliche Bildung und Charakterstärke; nachdem er im Grauholz vergeblich den Tod gesucht, floh er im Frühjahr 1798 durch das Oberland und die innere Schweiz nach Deutschland, wo er aus allen Kräften zur Befreiung seines Vaterlandes von der Franzosenherrschaft wirkte, und am 3. Dezember 1799 in Augsburg starb. Seine Leiche wurde 1805 unter grosser Feierlichkeit wieder nach Bern gebracht und im Münster bestattet. Nach der liberalen Staatsumwälzung von 1831 zogen sich die Steiger aus der Politik zurück und wandten sich v.a. dem Handel zu. Zwei auf Rudolf Friedrich (1787 - 1858) zurückgehende Zweige etablierten sich im 19. Jahrhundert in Russland im Sold- und Staatsdienst sowie im Handel, während Johann Rudolf (1805 - 1864) zum Stammvater eines Zweigs in den USA wurde. Die beiden auf Johann Rudolf (1735 - 1787) zurückgehenden unehelichen Zweige sanken ins Handwerk ab und erloschen im 19. Jahrhundert. Die Herrschaften, die die «schwarzen» Steiger besessen haben, sind in der Waadt die Baronie Montricher 1721 - 1768 und Monnaz 1721 - 1754, in deutschen Landen besassen sie zahlreiche Landgüter in der Nähe Berns so u. a. im XVIII. Jahrhundert zu Weyermannshaus, die Mettlen bei Muri 1754 bis 1805, das Gässligut bei Vechigen 1767-1785, den «Stock» zu Bümpliz, das Buchsigut zu Köniz und vor allem die ehemaligen Berseth'schen Güter zu Tschugg seit ca. 1700 - 1879. Das Wappen war im XVI. und XVII. Jahrhundert ein wachsender schwarzer Steinbock auf drei grünen Hügeln im blauen Feld, seit Ende des XVII. Jahrhunderts wird der schwarze halbe Steinbock mit Weglassung der Hügel in goldenem Felde geführt. Helmzier: der wachsende schwarze Steinbock. Durch Diplom vom 10. Dezember 1714 d. d. Berlin erhob Friedrich Wilhelm I. von Preussen den Schultheissen Christoph zum Dank für seine Verwendung im Neuenburgischen Sukzessionsstreit, und zugleich die ganze übrige Familie, in den erblichen Freiherrenstand; wobei das Wappen dahin «verbessert» wurde, dass der Steinbock von nun an «den rechten Vorder- fuss in die Höhe gehoben, den linken zur Erde gesenkt» haben sollte und der Helm mit einer Freiherrenkrone geschmückt wurde. In Bern bediente sich die Familie des Adelsprädikates «von» seit dem Grossratsbeschluss von 1783, im Gegensatz zur Familie der «weissen» Steiger, die in Bern seit dem XVI. Jahrhundert den Junkerntitel führten und das «von» erst um die Mitte des XIX. Jahrhunderts annahmen. Devise: «Vive ut vivas». Literatur: Berchtold Haller «Niklaus Friedrich v. Steiger Bern 1901; Sammlung bernischer Biographien, herausgegeben vom historischen Vereine des Kantons Bern; Berner Taschenbuch von 1853 u.a. mehr. (Info. SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kind:
1.
Johannes SteigerGeb. 1523. Gest. 1577, Alter 53 oder 54 Jahre, Todesursache: Pest. Beruf: Schneider Naturalisiert (1547 in Bern, Bern, BE, CHE) |
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