man‎Stammlinie Kuhn‏‎

Grossratsgeschlecht des Freistaates Bern.
Bürgerrecht 18. November 1592.
Grosser Rat 1601.
Herkunft: Zofingen.

Geschichtliches.
I. Zeit vor dem Eintritt in das bernische Burgerrecht.
Der Name Kuhn oder Chun erscheint von der Mitte des
XV. Jahrhunderts an in Zofingen im heutigen Kanton Aargau,
soll aber daselbst (nach Frikart) von zwei verschiedenen
Familien geführt worden sein. In seinem «Tobinium politicum»
führt Frikart Heinzmann Kuhn 1443 als Mitglied des Kleinen
Rates und 1446 als Seckelmeister an, ferner Hans Kuhn, den
Schneider, 1456 als Mitglied des Grossen Rates der XL, 1466
als Einunger, 1472 als Mitglied des Kleinen Rates, 1476 als
Bauherrn und Auszüger an die Murtenschlacht und 1482 - 1486,
sowie 1496 bis zu seinem 1504 erfolgten Tode als Schultheissen
von Zofingen an.

Inwiefern diese mit den heutigen Kuhn von Bern zusammenhängen,
ist nicht festgestellt. Vom XVI. Jahrhundert an findet
sich der Name sehr häufig in den städtischen Ämtern von
Zofingen. Mauriz K. war 1520 des Grossen Rates, 1525
Einunger und 1532 des Kleinen Rates. Jakob, 1550 des
Grossen Rates, Spitalvogt und Lehenherr zu Bottenstein, des
Kleinen Rates 1572 und Seckelmeister, galt zu seiner Zeit als
der reichste Bürger von Zofingen und wurde mit seinem Sohne
am 3. November 1573 auf Öffentlicher Strasse mörderischer
Weise erstochen. Ein anderer Jakob, 1588 des Grossen Rates,
Brotschätzer und Mitglied des Stadtgerichts, gelangte 1597 in
den Kleinen Rat und starb am 8. März 1599; Samuel, Seckelmeister
und des Kleinen Rates 1606, starb 1611 an der Pest.
Alle diese gehören unzweifelhaft zur heutigen Bernerfamilie,
welche zuverlässig aus Zofingen stammt und im XVII. Jahrhundert
immer wieder die Namen Moritz, Jakob und Samuel aufweist.

Der Stamm der Kuhn zu Zofingen erlosch daselbst erst 1825
in der Person von Rosina Kuhn, einer Tochter Daniels,
des Giessers. Vom XVII. Jahrhundert an übten sehr viele das
Glockengiesserhandwerk aus; ein Vinzenz Kuhn erscheint von
1570 - 1608 als Glasmaler. (vergl. Schweizerisches
Künstlerlexikon, Bd. II, pag. 204.)

II. Zeit nach Eintritt in das bernische Burgerrecht.
Vom Ende des XVI. Jahrhunderts an findet sich der Name
mehrfach in den bernischen Ehe- und Taufrödeln, zuerst mit
Dorothea K., welche sich am 5. Juli 1577 mit Niklaus
Manuel, gest. 1590, und am 24. August 1590 mit Hans Bartlome
Ammann vermählte, und dann mit Anna K., vermählt
22. Juni 1598 mit Jakob Stolz. Ein Hans Kuhn, vermählt
mit Magdalena v. Wattenwyl, lässt am 4. Oktober 1602
einen Hans Jakob, am 3. April 1606 eine Salome, am
30. Juni 1607 eine Magdalena und am 19. März 1609 wieder
einen Hans Jakob taufen; die Tochter Magdalena erscheint
als Frau des Jakob Huser am 13. März 1680 mit ihrem
Manne vor dem bernischen Rat. Gleichzeitig kommen aber
noch andere Träger des Namens Hans Kuhn in Bern vor,
welche kaum auseinanderzuhalten sind. Im Mitgliederverzeichnis
der Gesellschaft zu Kaufleuten findet sich 1599 ein Hans Kuhn;
Laut Ratsmanual vom 18. Dezember 1584 wird «Hans Kün,
erwelten Schulmeister gan Zofingen ein Zollfryung ad formam»
erteilt und ihm selber nach Aarau davon Mitteilung gemacht.
Ein anderer wird anlässlich der Taufe seines Sohnes Beat
Ludwig am 2. August 1601 Wirt zum Schlüssel genannt.
Vermutlich der nämliche ist es, welcher am 5. Dezember 1621 vom
nachmaligen Venner zu Murten, Bendicht Dub, die Herrschaft
Rümligen erkauft und in dort vorhandenen Urkunden 1638 als
Stubenwirt zu Metzgern und 1637 als Wirt zum Weissen Kreuz
bezeichnet wird. Im Jahr 1684 verkauft er Rümligen an Hans
Rudolf v. Erlach, eine Handänderung, welche zwischen den
Vertragsparteien lange Streitigkeiten zur Folge hatte. Am 20.
Februar 1629 hatte er sich zu Bümpliz mit Dorothea Wullschlegel,
der Witwe Alexander Husers, vermählt; Nachkommenschaft
ist aus dieser Ehe nicht bekannt. In seinem Siegel führte dieser
Hans Kuhn als Wappen über Dreiberg das Monogramm HK,
überhöht von zwei gekreuzten Hacken und drei Sternen. Dann
findet sich ein weiterer Haus Kuhn, welcher sich am 9. Januar
1613 mit Elsbeth Schöni verheiratet und am 13. Mai 1616
eine Salome und am 7. Mai 1618 einen Hans Jakob taufen
lässt; endlich noch ein Hans Ulrich, vermählt am 1. Februar
1608 mit Ursula Reinhard.

Der verwandtschaftliche Zusammenhang der vorgenannten
mit den jetzigen Kuhn ist nicht mehr festzusetzen; dass ein
solcher aber anzunehmen ist, geht aus dem Umstand hervor,
dass am 30. April 1630 Hans Kuhn - welcher, ist freilich
nicht zu ermitteln - als vögtlicher Pfleger der Witwe «wyland
unsers lieben Burgers Maritz Kuhn» für sie in einem Prozess
gegen Kaspar Müller von Zofingen und Mithaften vor dem
bernischen Rat auftritt.

Erwiesener Stammvater der hier in Betracht kommenden
Familie ist Maritz Kuhn oder Kün von Zofingen, der laut
Ratsmanual am 18. November 1592 «uf gut Vertruwen synes
Wolverhaltens zu einem Burger und Hindersessen» angenommen
und noch im nämlichen Jahre Stubengeselle zu Schmieden wurde.
Wahrscheinlich ist er ein Sohn des 1599 verstorbenen Zofinger
Ratsherrn Jakob , da er am 3, März 1598 seinen ältesten Sohn
ebenfalls unter diesem Namen taufen lässt. Am 29. Januar
1593 mit Barbara Jentsch vermählt, gelangte Maritz (Moritz)
Kuhn 1601 in den Grossen Rat und wurde 1610 Kastlan nach
Zweisimmen. Bei seinem 1622 erfolgten Tode hinterliess er
nebst zwei Söhnen mehrere Töchter; von diesen heirateten
Katharina, geb. 1594, am 18. April 1618 Rudolf Müller,
Kastlan nach Zweisimmen 1635 und gest. 1659, Barbara, geb.
1595, unter dem gleichen Datum Wilhelm Berseth, Landvogt
nach Erlach 1636 und nach Oberhofen 1652, Susanna,
geb. 1596, am 20. April 1618 Bendicht Weck, Elsbeth,
geb. 1601, 1620 Sulpitius Wurstemberger und Esther,
geb. 1609, 1631 Daniel v. Werdt, Stiftschaffner nach Zofingen
1647. Der älteste Sohn Jakob, getauft am 3. März 1598,
gest. 1663, von Beruf ein Schreiber, zünftig zu Schmieden 1622,
kam 1632 in den Grossen Rat und wurde 1641 wie sein Vater
und Schwager Kastlan nach Zweisimmen. Von seiner ersten
Frau Elisabeth Horner hatte er zwei Söhne, Jakob und
Samuel, von welchen der ältere, geb. 1623, auch ein Schreiber,
vermählt 1654 mit Anna Maria Ougspurger, CC 1657, Einunger
1658 und gest. 1661, Deszendenz hinterliess, welche aber
am 1770 mit seinem Enkel Hans Jakob, dem Strumpfweber
und Hochwächter 1726 erlosch. Die Nachkommenschaft des
jüngeren Sohnes Samuel, von Beruf ein Gürtler, zünftig zu
Schmieden 1663, erlosch schon mit seinem Sohne Jakob.
Samuel, 1607 - 1660, der jüngste Sohn des Kastlans Maritz
zu Zweisimmen, ist der nähere Stifter der noch blühenden Linie,
Ebenfalls ein Notar, wurde er 1638 Landschreiber nach Erlach
und gelangte 1651 in den Grossen Rat. Sein jüngster Sohn
Johann Konrad, geb. 164., Pfarrer zu Diemtigen 1670, zu
Herzogenbuchsee 1683 und 1695 - 1698 zu Ringgenberg, vermählt
169. mit Anna Elisabeth von Greyerz, führte den Stamm fort.

Die meisten Angehörigen der Familie traten in der Folge
in den Pfarrdienst oder verlegten sich auf das Gewerbe; in die
Regierung gelangte ausser den angeführten keiner mehr. Besonders
hervorzuheben sind Friedrich, 1725 - 1783, Pfarrer zu
Grindelwald 1759 bis zu seinem Tode, einer der ersten, welcher
die Eigenart und Schönheiten dieses Alpentales erkannte und
weitere Kreise darauf aufmerksam machte; sein Sohn Bernhard
Friedrich, 1762 - 1825, Professor der Rechtswissenschaften
Bern 1787 - 1791, Fürsprecher coram CC 1792, Mitglied des
helvetischen Grossen Rates 1798, dessen Präsidium er in der
ersten Sitzung erhielt, erstes Mitglied der helvetischen
Justizkommission, Mitglied des helvetischen Senates 1801 und
Präsident des Justiz- und Polizeidepartements, Gesandter an die
Consulta in Paris 1802; und endlich Gottlieb Jakob, 1775 - 1849,
Pfarrvikar zu Sigriswil 1798 - 1806, Pfarrer in Rüederswil 1812
- 1824 und hernach in Burgdorf bis zu seinem Tode, welcher
durch seine Volkslieder (in zwei Auflagen gedruckt in Bern
1806 bei Walthardt und 1819 bei J.J. Burgdorfer - eine dritte
Auflage soll im Herbst 1912 im Verlage von Ernst Kuhn in
Biel und Bern erscheinen) und als Mitherausgeber der «Alpenrosen»
in der bernischen Literatur ein bleibendes Denkmal gesetzt hat.

Das Wappen ist in Gold ein schwarzes K-förmiges Hauszeichen
oder Buchstabe; als Helmzier erscheint ein wachsender schwarzer
Stier oder drei Straussenfedern.

Zunftangehörigkeit: Schmieden.

Literatur: Leu, Schweizer. Lexikon XI, p. 251, Suppl. III.
p. 418; Berner Taschenbuch von 1853 und 1911; Neujahrsblatt
des Historischen Vereins des Kantons Bern für 1805: «Bernhard
Friedrich Kuhn, ein bernischer Staatsmann zur Zeit der Helvetik»,
von Prof. Emil Blösch; Schweizerisches Künstlerlexikon,
Band II, p. 204; v. Mülinen, Heimatkunde des Kantons Bern.
Erstes Heft, pag. 25 (Art. Grindelwald) und pag. 103 (Art.
Burgdorf); Sammlung bernischer Biographien, Bd. I, pag. 450
und 472; Neujahrsblatt der Literarischen Gesellschaft Bern für
1910: «Der Volksdichter Gottlieb Jakob Kuhn», von Dr. Heinrich
Stickelberger.
(Info: SGB)

Verheiratet / Verbunden mit:

N.N.‎
Kinder:
1.
manJakob Kuhn‏
Geb. ‎ca. 1540 in Zofingen, Zofingen, AG, CHE.
Gest. ‎1599‎, Alter ungefähr 59 Jahre.
Beruf: Sattler, Ratsherr zu Zofingen

2.
manHans Kuhn‏
Geb. ‎ca. 1575 in Zofingen, Zofingen, AG, CHE‎.
Beruf: Wirt zum Schlüssel

3.
manPeter Kuhn‏
Geb. ‎ca. 1560‎


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