![]() Ratsgeschlecht des Freistaats Bern. Burgerrecht XIII. Jahrhundert resp. 1558. Grosser Rat XIII. Jahrhundert resp. 1571. Kleiner Rat 1295 resp. 1621. Geschichtliches. Der Name Fischer, Vischer (lateinisch Piscator) kommt in Bern von Beginn des 13. Jahrhunderts an während des ganzen 14., 15. und 16. Jahrhunderts ziemlich häufig vor, ohne dass sich ein urkundlich erweisbarer verwandtschaftlicher Zusammenhang unter allen Trägern dieses Namens oder mit der heute blühenden Familie v. Fischer sicher feststellen liesse, obwohl ein solcher wahrscheinlich und von vielen Genealogen unbedingt angenommen wird. Der Tradition nach soll die Familie ursprünglich aus Optingen, einem nun abgegangenen Weiler in der Nähe des Wankdorfgutes bei Bern oder dann aus Thun, wo der Name ebenfalls vom 13. bis ins 16. Jahrhundert vorkommt, herstammen. Nach von Werdt stammt Burkhard Fischer (geb. 1538) von Krispinus Fischer (geb. 1490) und nicht von Niklaus ab, womit sich der Anschluss der jüngeren Linie aus Thun an die ältere ergäbe. Schon in einer Urkunde vom 5. Mai 1223 wird in Bern Pertoldus Piscator als Zeuge genannt, der nämliche erscheint sogar 1227 als Causidicus (Schultheiss) von Bern anlässlich einer Vergabung der Ita v. Oberhofen und ihres Sohnes Bertold v. Eschenbach. Am 12. April 1250 erscheint «P. dictus Piscator» als Zeuge in Thun, in Bern ist am 16. April 1250 Johannes Piscator Zeuge, Johannes filius Piscatoris civisin Berno erscheint am 22. März 1240 bei Burgdorf als Zeuge bei der Bewilligung eines Verkaufes seitens des Grafen Hartmann v. Kyburg. Ziemlich häufig findet man in Urkunden Heinricus dictus Piscator als Magister und Procurator des Ordenshauses Buchsee, so zuerst am 5. April 1257. Chuonrad Vischer ist Zeuge am 23. September 1273, in einer Urkunde vom 21. Juli 1293 ist er Mitglied des Rates und einer der Schiedsrichter anlässlich eines Streites zwischen Köniz und den Söhnen Ulrichs v. Englisberg; 1303 war er tot. Von seiner Frau Ita hatte er drei Söhne, Peter, Johann und Rudolf. Diese letzteren kommen am 1. April 1303 als Zeugen vor. Am 30. September 1303 setzt «Petrus Vischer, filius quondam Chunradi dicti Vischer burgensis in Berno» vor Schultheiss und Rat die Brüder Niklaus, Rudolf und Chunrat Vischer, des Niklaus Fischer sel. Söhne, als seine nächsten Erben zu seinen Erben ein. Im «Batstuberbrief» von 1294 findet sich H. Vischer als Mitglied des Grossen Rates der 200; es ist dies wohl Heinrich Vischer, der als Zeuge am 24. April 1301 vorkommt. Die genannten Brüder Niklaus, Rudolf und Chunrat kommen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Urkunden häufig vor, Niklaus, zuletzt erwähnt am 5. März 1352, war des Rates 1334 und 1329 mit Anna v. Balm vermählt; Chunrat war 1335 Guardian der Franziskaner zu Bern und Rudolf, gest. 1300, 1337 mit Clara v. Bennenwyl vermählt, hinterliess einen Sohn Johannes, erwähnt l36O, von welchem wahrscheinlich alle späteren Fischer des 14. und 15. Jahrhunderts abstammen. Ausser den genannten kommen noch mehrere Träger des Namens um diese Zeit vor, ein Walther Vischer 1335 - 1358 als Burger zu Thun und 1353 als Gerichtsstatthalter des Schultheissen von Thun; er scheint ein ziemlich vermöglicher Mann gewesen zu sein und besass mehrere Grundstücke in und bei Thun. Im 15. Jahrhundert findet man Angehörige des Namens sowohl in den Räten Berns als auch in denjenigen von Thun vertreten, die nämlichen Personen erscheinen bald als Burger von Bern, bald als Burger von Thun, v.a. einige das Venneramt bekleideten. In Bern finden sich laut Osterbüchern u. a. 1448 Thomas und Hans Fischer, 1466 Anthoni Fischer, Peter Fischer und Peter «syn Sun» , 1467 wieder Peter Fischer und 1495 Heinrich Fischer als Mitglieder des Grossen Rates. Der letztere hinterliess einen Sohn Crispin, welcher 1519 in den Grossen und 1528 in den Kleinen Rat gelangte, ein Förderer der Reformation war, als Feldkriegsrat den Zug ins Waadtland 1536 mitmachte und 1563 verstarb. Von Anna Dittlinger und Veronika Meyenschein hinterliess er zahlreiche Kinder, von denen u.a. Heinrich 1571 in den Grossen Rat kam, über deren weitere Deszendenz aber nichts bekannt ist. Der urkundlich erwiesene Stammvater der heutigen Fischer ist Burkhard, geb. zu Thun 1538 als Sohn eines Niklaus Fischer, der 1550 Venner daselbst wurde. Er scheint jung (wieder?) nach Bern gezogen zu sein und war 1558 daselbst Hauseigentümer am Gerwerngraben, wo er sein Gewerbe betrieb, 1571 gelangte er in den Grossen Rat und wurde 1579 Landvogt nach Wangen; er starb 1591. Von seiner 1563 geheirateten Gemahlin Cleophea Herport hinterliess er vier Söhne, welche sämtlich Deszendenz hatten und das Geschlecht in elf Linien fortpflanzten. Die Nachkommenschaft des ältesten Sohnes Niklaus (1569 - 16..) erlosch jedoch schon Ende des 17. Jahrhunderts; Beat, der zweite Sohn (1577 - 1629), des Grossen Rates 1608, Gubernator nach Bonmont 1613, des Kleinen Rates 1621 und 1623, Landvogt nach Interlaken 1623 und Venner zu Gerwern 1627, hinterliess von seiner ersten Frau Salome Gürtler vier Söhne, von denen Burkard (1603 - 1651), Vogt nach Bipp und Interlaken, eine gegen Ende des 18. Jahrhunderts erloschene, Samuel (1618 - 1682), Deutschseckelmeister 1672 (siehe unten) eine erst 1829 im Mannesstamme erloschene Linie gründete. Von Beats jüngstem Sohne Beat (1613 - 1667), des Grossen Rates 1645, Vogt nach Bipp 1648, nach Aelen 1659, vermählt mit Esther Tribolet und mit Elisabeth Wunderlich (Merveilleux), stammt die noch heute blühende, geadelte Linie «von Reichenbach» ab. Die Deszendenz von Burkards (des älteren) drittem Sohne Samuel (1581 - 1652), Schultheiss nach Unterseen 1622 und nach Murten 1640, erlosch gegen Ende des 18. Jahrhunderts, diejenige seines jüngsten Bruders Burkard (1588 - 1650), des Grossen Rates 1614, Landvogt nach Lauis 1618, nach Wiflisburg 1621, des Kleinen Rates 1629, Landvogt nach Lausanne 1630, Venner zu Gerwern 1642 und 1651, Welschseckelmeister 1644, vermählt mit Elisabeth Frisching, besteht dagegen noch heutzutage. Im 17. und 18. Jahrhundert sehr stark vertreten, widmeten sich beinahe alle Angehörigen der Familie der Magistratur und Sassen während dieser Zeit fortwährend in beiden Räten der Republik, im Grossen Rate bisweilen in grösserer Anzahl. In fremde Dienste sind relativ wenige getreten, und diese namentlich in Frankreich und Holland, später auch in Österreich und Preussen. Auch dem Pfarrdienste haben sich mehrere gewidmet. Im alten Bern hat sich die Familie namentlich einen Ruf gemacht durch die von Beat, 1641 - 1697, (siehe unten) getroffene Organisation des Postwesens, welches er und seine Nachkommen von 1675 an als obrigkeitliches Regal bis l832 von der Regierung in Pacht hatten und betrieben. Die Herrschaften und Schlösser, welche die Familie besass, sind Reichenbach 1683 - 1891 und Bremgarten 1761 - 1765, ausserdem gehörten ihr besonders im 18. Jahrhundert eine ganze Reihe stattlicher Landsitze um Bern, so das Oberried bei Belp ca. 1750 - 1840, Gümligen 1735 - 1773. Bellerive (Gwatt) bei Thun ca. 1790 bis ca. 1850 der Eichberg bei Hetendorf ca. 1760 bis heutzutage, ferner im 18. Jahrhundert Landgüter zu Ins, Ligerz, Hunziken und Rubigen, die Hohe Wart bei Thun, der Engelberg bei Twann, Mür im Wistenlach, ein Rebgut zu St. Blaise im Neuenburgischen, ein solches zu Oberhofen bis ca. 1840 etc., ausserdem in der Waadt die Rebgüter Pizy seit 1744 bis heutzutage, Bougy St. Martin 1744 - 1827. Heutiger Grundbesitz: Der Baumgarten bei Bern seit l844, Eichberg bei Uetendorf, Ortbühl bei Steffisburg, der Schönberg bei Bern, ein Landgut in der Enge, sowie ein Teil des früheren Schlossgates Reichenbach und mehrere städtische Grundstücke, ferner Rebgüter zu Pixy und Villars-sous-Bougy in der Waadt, letzteres seit 1872. Der bekannteste Vertreter der Familie ist der schon mehrfach genannte Beat (1641 - 1697), Herr zu Reichenbach seit 1683, das dritte Kind des Landvogts zu Bipp und Gubernator zu Aelen Beat und der Esther Tribolet. Er gelangte 1673 in den Grossen Rat, wurde 1674 Seckelschreiber, 1680 Vogt nach Wangen und 1695 des Kleinen Rates, war auch Ritter des Brandenburgischen Ordens de la generosité; 1675 gründete er aus eigenen Mitteln das bernische Postwesen und schloss in der Folge mit mehreren Kantonen und fremden Staaten wie z.B. mit Frankreich, Elsass, Venedig, Piemont, Thurn und Taxis, Brandenburg Postverträge, wurde auch von Kaiser Leopold I. zum Postmeister der vorderösterreichischen Lande ernannt; nebenbei beteiligte er sich noch an zahlreichen anderen Unternehmungen in seiner Vaterstadt, so 1678 an der Erbauung des Ballenhauses, der Reitschule etc., das 1683 gekaufte Schloss Reichenbach liess er von Grund auf neu aufführen, auch errichtete er daselbst eine Bierbrauerei - durch die bayrischen Postknechte, die in seinem Dienste standen, dazu veranlasst - welche noch heute betrieben wird. Ausserdem sind noch zu nennen: Samuel (1618 - 1682), des Grossen Rates 1645, Teutschseckelschreiber 1648, Vogt nach Fraubrunnen 1654, des Kleinen Rates 1661, Bauherr 1666, Venner zu Gerwern 1671 und 1679, Teutschseckelmeister 1672, kam 1675 in die Schultheissenwahl. Beat Rudolf (1668 - 1714), des Grossen Rates 1701, war 1713 mit Escher von Zürich Gesandter der Eidgenossenschaft an den deutschen Reichstag zu Regensburg. Emanuel Fiedrich (1782 - 1811), des Grossen Rates 1764, Landvogt nach Erlach 1770, des Kleinen Rates 1781, Gesandter an die Tagsatzung nach Frauenfeld 1787, Venner zu Gerwern 1792, 1798 auf drei Monate als Geisel nach Strassburg deportiert, nach Vertreibung der helvetischen Regierung 1802 Vorsitzender der Standeskommission des Kantons Bern. Emanuel Alexander 1768 - 1810), einer der Hauptgegner der helvetischen Regierung, in der Mediation Mitglied des Grossen Rates l803, des Oberappellationsgerichts 1803 und Stadtseckelmeister 180. war auch 1805 einer der Gründer der Akademie, deren Curator er wurde. Emanuel Friedrich (1786 - 1870) machte in seiner Jugend 1804 den Bockenkrieg nach Zürich mit und erhielt in der Folge eine grosse silberne Verdienstmedaille, nahm an allen Grenzbesetzungen 1805, 1809, 1813 und 1815 teil, 1822 Kommandant der Berner Scharfschützen, 1805 Sekretär der Akademie, Geheimratsschreiber l816, 1818 mit Schultheiss Rüttimann von Luzern Gesandter in Spezialmission nach Rom, 1819 Amtstatthalter von Bern, 1821 des Geheimen Rates, Gesandter an die Tagsatzung 1814, 1815, 1816, 1823, 1825 und 1827, 1827 zum Schultheissen von Bern erwählt, 1830 Tagsatzungspräsident (zweimal), dankte 1831 mit der ganzen Regierung ab, 1840 - 42 als Präsident der des Hochverrates beschuldigten Siebnerkommission unschuldig auf Thorberg als Staatsgefangener gefangen gehalten, 1850 - 1854 wieder im Grossen Rat; er beschäftigte sich auch mit historischen Forschungen und gab mehrere in den Druck, so z.B. die Biographien des Generals v. Bachmann und des Landammanns Nikolaus Rudolf v. Wattenwyl (1867), ferner die «Rückblicke eines alten Berners» (1868), am 13. Januar 1870 starb er als allerletzter Schultheiss des «alten» Bern. Endlich Ludwig (1805 - 1884), Regierungsratspräsident 1851 und 1853. In Bern ist die Familie seit dem 16. Jahrhundert auf Obergerwern zünftig. Das Stammwappen der Familie ist in Rot über silbernem Wasser ein silberner Fisch (Barsch), überhöht von einem fünfstrahligen goldenen Stern, die Helmzier ein halber Flug mit Wiederholung des Schildbildes. Devisen: «Nil desperandum» und «auspice deo». Beiwort «amour des arts». Dieses Wappen führte nach einem noch vorhandenen Siegel schon der eingangs erwähnte Ratsherr Chunrad 1293, der Ratsherr Crispin (gest. 1563) führte bloss einen von rechts nach links springenden. Fisch (Forelle) ohne Stern. Am 8. Mai 1680 wurde der ebenfalls schon genannte Gründer des bernischen Postwesens Beat von Kaiser Leopold I für seine Verdienste um das Postwesen überhaupt in den erblichen Reichsritterstand erhoben mit der Erlaubnis, sich «Reichsritter Fischer von Wei1er» (ein Gut, welches Beat damals besass) oder nach irgendeinen anderen Gute zu benennen. Nachdem Beat l683 Schloss und Herrschaft Reichenbach gekauft hatte, nahm er und seine Deszendenz - um sich von den andern Linien seines Geschlechtes zu unterscheiden - gestützt auf dieses Diplom den Zunamen «von Reichenbach» an, welche Benennung freilich, da er in Bern von seinem Diplom keinen Gebrauch machen durfte, amtlich niemals bestätigt und in der Folge stets nur von den tatsächlichen Besitzern und Eigentümern Reichenbachs geführt wurde. Zugleich erhielt er auch eine Vermehrung des Wappens, nämlich den Schild geviertet, 1 und 3 das Stammwappen, 2 und 4 in blau ein goldenes Posthorn, Helmzier: das Posthorn auf gekröntem Helm. In der Folge kartellierten seine Nachkommen häufig ihr Stammwappen mit demjenigen der Herrschaft Reichenbach (in blau ein gekrümmter silberner Fisch) oder setzten dasselbe als Herzschild in ihr vermehrtes Familienwappen. Literatur: Sammlung bernischer Biographien, herausgegeben vom historischen Verein des Kanton Bern; «Rückblicke eines alten Berners» von IC. F. v. Fischer, Bern 1868; Berner Taschenbuch 1877. P.S. Die bekannte Wiener Architektenfamilie «Fischer von Erlach» des 17. und 18. Jahrhunderts steht mit der hier behandelten in gar keinem Zusammenhang; die Namensähnlichkeit mit diesen zwei Bernerfamilien ist ganz zufällig dadurch entstanden, dass die Mutter eines dieser Architekten «Erlacher» hiess und derselbe unter dem Namen «Fischer von Erlach» geadelt wurde. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kinder:
2.
![]() Gest. nach 1220. Beruf: Söldner in Diensten Kaiser Friedrichs des Rotbarts aus Schwaben 3.
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