man‎Stammlinie Gerwer‏‎

Quellen zur Person 1) 2)
Ratsgeschlecht des Freistaates Bern.
Bürgerrecht 1395 resp. 1577.
Grosser Rat 1518.
Kleiner Rat 1637.

Geschichtliches.
Der Name Gerwer erscheint in Bern schon im XIV. Jahrhundert,
zuerst mit Rudolfus Gerwer, Zeuge am 12. November 1343.
Johans Gerwer, Burger zu Bern, ist Zeuge am 3. Februar 1365
und am 4. Oktober 1373; am 13. Januar 1373 kauft er
vom Freiherrn Johann Senn, Herrn zu Buchegg, den Hof
zu Ottiswyl in der Pfarrei Affoltern, was am 17. Dezember
1378 zu einem Streit vor dem bernischen Rat zwischen
ihm und der Tochter des Verkäufers Anlass gab. Es ist dies
wohl der nämliche, der laut Tellbuch von 1389 an der
«Kilchgasse sunnenhalb ab» wohnt und 22 u 10 ß Steuer zahlt.
In diesem Tellbuch erscheinen noch ein Hensli Gerwer,
wohnhaft an der «Nüwengasse schatteehalb ab» und die «Gerwerra»
an der gleichen Gasse «sunnenhalb ab» mit 24 ₣ Vermögen.
Laut dem Jahrzeitenbuch von St.Vincenzen haben am 15.
September «Ruof G. und Adelheit sin wirti» und am 26.
November «Johans G. und zwo Greden und zwo Annen sin
husfrouwen und all ir fordern» ihre Jahrzeit. Haus Gerwer
- vermutlich einer der angeführten - sass 1395 und Heinrich
Gerwer 1398 im Grossen Rat der CC.

Auch blühte während des ganzen XIV. Jahrhunderts ein
angesehenes Geschlecht dieses Namens in Unterseen, aus
welchem Ulrich Gerwer von 1369 an öfters als Schultheiss
daselbst erscheint.

Ein Zusammenhang der vorgenannten mit der heutigen Familie
ist nicht erwiesen, wenn auch das bernische Burgerbuch das
Jahr 1395 als Datum des ersten Erscheinens derselben in Bern
anführt. Die Stammfolge lässt sich mit Bestimmtheit auf Peter
Gerwer, den Seiler, zurückführen, der 1518 als Mitglied der
CC erscheint und 1540 Schaffner nach Hautcrest und 1542
Landvogt nach Oron wurde. Von Margaretha Meyer hinterliess
er bei seinem um 1545 erfolgten Tode zwei Söhne Rudolf
und Johann, welche ebenfalls in die Regierung kamen und
das Geschlecht fortführten. Die Deszendenz Rudolfs, gest.
1594, CC 1541, Vogt nach Fraubrunnen 1558 erlosch indessen
schon mit seinem Enkel Hans Rudolf, geb. 12. August 1578, dem
Falkenwirt, welcher 1607 in den Grossen Rat gelangte, 1610
Grossweibel und 1612 zum Vogt nach Bipp ernannt wurde,
Während des Aufzuges dorthin aber am 25. September dieses
Jahres zugleich mit seiner 1596 geehelichten Frau Maria v.
Werdt und sechs Kindern an der Pest verstarb.

Johann, geb. 1518, gest. 1590, gelangte 1547 in den Grossen
Rat, wurde 1560 Welschweinschenk, 1566 Landvogt nach Neuss
und 1577 nach Peterlingen. Dreimal verheiratet, zuerst am
24. August 1545 mit Magdalena Stammherr, dann mit Anna
Wähinger und am 2. Juni 1565 mit Agnes Störchli, hinterliess
er zahlreiche Kinder, unter denen Johann 1554 - 1622
näherer Stammvater der heute noch lebenden Mitglieder der
Familie, und Daniel 1565 - 1645 namentlich hervorzuheben
sind. Dieser letztere, zünftig zu Webern, des Grossen Rates
1612, Unterspitalmeister 1614, Stiftschaffner 1624, XVIer 1632
und 1635, gelangte 1637 in den Kleinen Rat; 1607 mit Salome
Küpfer und 1630 mit Katharina. Margaretha Wyss vermählt,
hinterliess er ebenfalls Deszendenz, die aber 1781 mit seiner
Urenkelin Rosina ausstarb.

Sein älterer Bruder Johann, 1554 - 1622, von Beruf ein
Seiler, des Grossen Rates 1579, Welschweinschenk 1590 und
Vogt nach Romainmotier 1595, zeugte mit vier Frauen ebenfalls
mehrere Söhne, von denen aber nur Abraham 1594 - 16..,
CC 1638 und Schaffner im Interlakenhaus 1647, und Isaak
16.. - 1638, ein Rotgerber, das Geschlecht fortpflanzten.
Abrahams Nachkommenschaft erlosch schon mit seinen Enkeln
Daniel, 1670 - 1718, V.D.M., Kämmerer zu Burgdorf 1708,
Professor der griechischen Sprache zu Bern 1709 und im gleichen
Jahr Rektor der Akademie bis 1712, Professor der hebräischen
Sprache 1715, und Johannes, 1675 - 1732, einem Goldschmied,
welche beide ohne Kinder verstarben. Noch während des
ganzen XVII. Jahrhunderts war die Familie beständig in der
Regierung vertreten und bekleidete Landvogteien; im XVIII.
Jahrhundert gelangte einzig noch David, 1664 - 1705, zünftig
zu Webern, 1701 in den Grossen Rat. Sehr viele ihrer
Mitglieder traten in der Folge in den Pfarrdienst, Johann
Jakob, 1721 - 1804, Feldprediger im Piemont 1747, Pfarrer an
der Nydeck 1759, Helfer am Münster 1762, Pfarrer zu Vinelz 1765.
Kämmerer der Class Nidau 1772, wurde 1787 Dekan dieser
Klasse, eine Würde, welche er bis kurz vor seinem Tode
bekleidete. Andere betrieben Gewerbe oder widmeten sich dem
Notariat. In fremde Dienste traten Samuel, 1626 - 1650, der
als Hauptmann im Bernerregiment von Wattenwyl in Frankreich
diente, und Ludwig Rudolf, 1762 - 18.., welcher als Ingenieur
oder Geometer in russische Dienste trat, sich zu Kasan
niederliess und verheiratete; von allfälliger Deszendenz seiner
drei Söhne Alexander Rudolf, geb. 11. Juli 1794, Melchior
Niklaus Andreas, geb. 21. Juli 1795 und Peter Demetrius,
geb. 30. September 1798 ist in Bern nichts mehr bekannt.

Von Grundbesitz der Familie ist das untere Schloss zu
Gümligen zu erwähnen, welches Johann Friedrich, geb. 1776.
Gest. 1856, Grossrat und Oberamtmann nach Wimmis 1810, längere
Zeit besass.

Allianzen schloss die Familie, soweit nicht schon genannt,
u.a. noch mit den Fischer, Graffenried, Graviseth,
Güder, Herport, Holzer, Lerber, May, Römerstal,
Stettler, Stürler, Tribolet, Tschiffely und Zeender.

Das Wappen war bis gegen Ende des XVII. Jahrhunderts
in gold ein blauer Rechtsschrägbalken, worin ein silbernes
Gerbermesser mit goldenen Griffen, in der oberen Ecke des
Schildes aus dem Rechtsschrägbalken hervorwachsend ein grüner
Dreiberg. Später wurde der Balken mit dem Gerbermesser
durch einen schrägen Bach ersetzt, der bald silbern, bald blau
geführt wird. Helmzier ein Halbflug mit Wiederholung der
Schildfigur.

Zunftangehörigkeit: Obergerwern und Schuhmachern, im
XVII. Jahrhundert auch Webern.

Literatur: Leu, Schweizerisches Lexikon VIII, pag. 452
und Suppl. II, p. 484.
(Info: SGB)

Verheiratet / Verbunden mit:

N.N.‎
Kind:
1.
manHans Gerwer‏
Gest. ‎nach 1378


Quellen

1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 7 S.153
2) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 4 S.222
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