Stammlinie Jenner
Quellen zur Person 1) 2) 3) Ratsgeschlecht des Freistaats Bern. Burgerrecht vor 1500. Grosser Rat 1485 und 1518. Kleiner Rat 1614. Ursprung: Kirchdorf, BE. Geschichtliches. Nach der Meinung verschiedener Genealogen - und auch nach dem bernischen Burgerbuch - ist die Heimat dieser namentlich im 17. und 18. Jahrhundert stark verzweigten Familie Solothurn; richtiger dürfte es aber doch sein, dieselbe im heutigen Amt Seftigen, in der Nähe von Kirchdorf, zu suchen, wo der Name Gyner, Ginner, Giner, Jinner oder Jenner, wie der Name erwiesenermassen unterschiedslos bis ins 16. Jahrhundert geschrieben wurde, schon seit dem 14. Jahrhundert bis anfangs des 19. urkundlich auftritt. Schon in einem Dokument von 1345 erscheint ein Ruf Gyner als Bebauer zweier Schupposen zu Belp, die von Jr. Hartmann v. Belp an Andreas v. Buch und Ruf Kesli zu Toffen verkauft werden. Im Udelbuch von Thun findet sich um 1370 ein «Peter Yenner von Kichtorf», in Bern selber erscheint der Name zum ersten Mal 1448 im St. Vincenzenschuldbuch, ebenfalls als «Jenner von Kilchtorf». Im Tellbuch von 1458 kommt ein Hennsli Jener vor und von 1475 an in Urkunden ziemlich häufig ein Hans Jinner. oder Gyner, welcher 1476 als Auszüger der Zunft zu Webern an der Murtenschlacht teilnahm. Letzterer war von 1485 an Mitglied des Grossen Rates der CC und wohnte an der Matte, von 1490 - 1505 wird er aber als an der heutigen Junkerngasse wohnend aufgeführt. Von diesem Zeitpunkt an findet sich der Name öfters unter den Mitgliedern der CC vor; in der Anshelm'sehen Chronik erscheint 1505 ein «Gyner», der nämliche als «Giner» 1510 und 1520 wieder als «Gyner» als «der Burgern» im Metzgernviertel; im Jahr 1525 heisst er Jenner und ist zusammen mit einem Niklaus Jenner angeführt. In der gleichen Chronik kommt 1520 und 1525 Rudolf Jenner, «der bader im Spitz» als Mitglied des Grossen Rates im Gerwernviertel vor; derselbe war laut Osterbuch 1518 in diese Behörde gelangt und hatte bei seinem Eintritt acht Pfund bezahlt, woraus anzunehmen ist, dass sein Vater nicht im Grossen Rat sass, und er selber folglich kaum der Sohn des obengenannten Hans sein kann. Möglicherweise ist er der nämliche «Bader im Spitz», der ohne Namen mit seinem Weib, seinem Schwäher, dessen ersten Frau und zwei Knechten mit hundert Pfund Vermögen im Tellrodel von 1494 vorkommt. Mit ihm beginnt die urkundlich nachweisbare Stammreihe der heutigen v. Jenner: er kommt in Dokumenten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ziemlich häufig vor, in seinem Testament vom 2. April 1551 setzt er seinen Sohn Adrian zum Haupterben ein und nennt dabei Christina Halbsatter seine erste und Christina Pfau seine zweite Frau. Sein verwandschaftlicher Zusammenhang mit verschiedenen andern Jenner, Giner etc., welche um die Zeit in Bern lebten, ist heutzutage nicht mehr genau festzustellen; eine Verwandtschaft dieser Jenner mit denjenigen von Kirchdorf geht aber deutlich aus dem Testament Peter Jenners von Mittwoch nach Ostern l531 hervor, laut welchem derselbe als «ingsässener Burger zu Bern» seinem Vetter Benedikt Jenner zu Kirchdorf zwanzig Pfund vermacht. Adrian, Rudolfs Sohn, ein Tuchschärer (Tuchhändler), gelangt 1541 in den Grossen Rat, wurde 1557 Waagmeister, 1507 Inselmeister, 1578 Spitalmeister und starb 1593. Er erscheint schon 1535 als Stubengeselle zu Möhren und war daselbst mehreremale Sechszehner. 1556 verteilte er 8800 Pfund und 1590 das für jene Zeit beträchtliche Vermögen von 26000 Pfund; von seinen Töchtern heiratete u.a. Elisabeth 1559 Peter v. Graffenried, Obervogt zu Biberstein, Salome nacheinander 1570 Abraham Tillier, 1584 Christian Willading, Venner und Bauherr, gest. 1612, und endlich 1612 Wolfgang Michel v. Schwertschwendi, ebenfalls Venner, was auf eine angesehene Stellung schliessen lässt. Er selber wird in Urkunden noch oft «Gyner» genannt, nach ihm wurde der Familienname endgültig «Jenner» geschrieben. Von seiner ersten Frau Maria Schwarz, vermählt 1535, hinterliess er fünfzehn Kinder, von der zweiten, Katharina Rüetschi, die er noch 1587 geheiratet hatte, zwei Söhne, von denen Abraham (1592 - 1633) Stammvater aller noch jetzt lebenden Jenner ist. Von seinen Söhnen erster Ehe dagegen hatte nur Hans Rudolf (1541 - 1607), zünftig zu Möhren 1567, Landschreiber zu Wangen 1575, des Grossen Rates 1606, vermählt 1567 mit Dorothea Tillier, Deszendenz, die von seinem dritten Sohne Samuel (1572 - 1633), des Kleinen Rates 1614, fortgeführt wurde, sich in der Folge weit verzweigte, auf Möhren zünftig war und erst 187. mit Bernhard Ludwig Niklaus v. Jenner erlosch. Abraham (1592 - 1633), zünftig zum Rothen Löwen, des Grossen Rates 1619, Vogt nach Landshut 1623, des Kleinen Rates 1632, vorher Hauptmann in Frankreich, hinterliess von seinen zwei Frauen Elisabeth v. Goumoens und Elisabeth Gatschet ebenfalls zahlreiche Nachkommenschaft, die auf Mittellöwen zünftig, noch heutzutage blüht. Die meisten Jenner ergriffen in der Folge in Bern die Magistratur; seit der Mitte des 16. Jahrhunderts sassen sie ohne Unterbrechung im Grossen, und von 1614 an ebenfalls beinahe fortwährend im Kleinen Rate der Republik, in ersterer Behörde waren sie bisweilen in sehr grosser Anzahl vertreten, Viele traten auch in fremde Dienste, so namentlich in französische, holländische und piemontesische, vereinzelt auch in venezianische, bayrische, englische und österreichische; andere widmeten sich den Wissenschaften, dem Pfarrdienst, der Kunst (Architektur, Goldschmiederei etc.) oder dem Handel. Im 17. Jahrhundert war die Familie Jenner einer der hauptsächlichsten Vertreter der österreichisch gesinnten Partei in Bern, so arbeitete namentlich Jakob, 1629 - 1678, (von der ausgestorbenen älteren Linie), des Grossen Rates 16578, Gleitsherr 1660, Schultheiss nach Thun 1662 und Vogt nach Yferten 1676, gegen das Zustandekommen des Bundesschwurs mit Ludwig XIV. von Frankreich und für die Besetzung der Franche-Compté. Zum Dank für seine allerdings erfolglos gebliebenen Bemühungen erhielt sein Sohn Jakob (1657 - 1724), Hauptmann in Frankreich(!) 1689, des Grossen Rates 1710, Gubernator nach Aelen 1720, von Kaiser Karl XI. am 7. Juni 1716 in Laxenburg einen Adelsbrief, welcher ihn und seine Deszendenz unter dem Namen «Edler von Jerner» in des Reiches erblichen Ritterstand erhob und zugleich sein Wappen «besserte» (s.u.). Vom Grossratsbeschluss von 1783 hat die Familie gleich nach dessen Erlass Gebrauch gemacht und das Adelsprädikat «von» angenommen. Die Herrschaften der Jenner sind in Bernischen Landen Utzigen 1664 - 1682, wo der Venner Samuel J. (1624 - 1699) - einer der reichsten Berner seiner Zeit - das Schloss von Grund auf neu aufführen liess, und Bümpliz 1706 - 1738: in welschen Landen das Schloss Montagny ob Lutry 1660 - 1692, Jussy und Chardonnay 1756 - 1775. sowie Arnay um 1740, Cronay und Mont gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Ausserdem hatten sie Landgüter zu Zimmerwald 1671 - 1723, das Thalgut bei Bolligen 1682 bis ca. 1800, das frühere «Schlössligut» (jetzt Pfarrhaus zu Höchstetten) 16.. - 1669, Güter zu Schaffis und Ins ca. 1700 - 1794, die Bächtelen ca. 1700 - 1850, Brunnadern 17.. - 1856, Grächwyl ca. 1780 - 1807, der Stock zu Bümpliz 1780 - 17.., das Gut zu Ostermundigen 1811 - 1829, die Elfennau 180O - 1815 u.a.m. Aus dem heutzutage stark zusammengeschmolzenen, früher so zahlreichen Geschlecht verdienen besonders hervorgehoben zu werden: Samuel 1624 - 1699, des Grossen Rates 1651, Gleitsherr 1654, Vogt nach Wangen l656, Sechzehner zum Löwen 1664, des Kleinen Rates 1671, Bauherr 1677, Venner 1682, 1691 und 1699, Herr zu Utzigeu, war auch Mitglied der Untersuchungskommission gegen Katharina Franziska Perregaux geb. v. Wattenwyl. Samuel (1653 - 1720), ein Architekt, Werkmeister 1688, des Grossen Rates 1691, Spitalmeister, Sechszehner zum Affen 1710 und 1718, er fand 1693 die verloren gegangene Quelle des Schinznacher Bades mitten in der Aare wieder auf und baute daselbst das Bad vollständig neu, von ihm sind auch das Gesellschaftshaus zu Distelzwang, der Flügel der alten Hochschule gegen das Kirchenfeld, die eine der Schneckentreppen am Münsterturm u.a.m. Samuel (1705 - 1779) diente schon in seiner Jugend als Kadett in Frankreich, 17o2 Kapitänleutnant, nahm mit Auszeichnung an allen Feldzügen von 1735 - 1763 in Belgien teil und sodann am siebenjährigen Krieg als Oberstleutnant (1747), erhielt 1751 das Regiment Mannlich vormals Erlach, Brigadier und Kommandeur du merite militaire 1759, Marechal de camp 1762 und von seinem Gönner, dem Kriegsminister v. Choiseul mit einer Pension von 12000 Livres bedacht, zeichnete sich namentlich bei Hohen-Friedberg aus und erhielt 1763 das Regiment d'Arbonnier, quittiert 1774 und starb 1779 als Landvogt von Romainmotier, nachdem er in Bern, schon 1745 in den Grossen Rat gelangt war. Beat Ferdinand Ludwig (1762 - 1837), Deutschseckelschreiber 1791, des Grossen Rates 1795, als Geisel nach Bitsch deportiert, 1800 zeitweise Mitglied des Finanzrates, nach der Mediation 1803 Mitglied des Kleinen Rates und Standesseckelmeister, welch letzteres Amt er bis 1826 23 Jahre lang musterhaft verwaltete, so dass er die von den Zeiten der Helvetik her ganz zerrütteten Finanzen Berns durch seine Umsicht und Tüchtigkeit nicht nur wieder herstellte, sondern auch noch zu hoher Blüte brachte, nach dem Umsturz von 1830 Stadtseckelmeister bis 1833. Johann Ludwig Niklaus (1765 - 1833), zuerst Leutnant im Regiment v. Ernst in Frankreich, trat hernach 1814 als Oberstleutnant in das Regiment Kirchberger in niederländische Dienste, Oberst daselbst 1814 und Generalmajor 1826, Ritter des Danebrog-Ordens, in seiner Heimat 1795 des Grossen Rates, 1803 Gossweibel und 1803 Landvogt nach Schwarzenburg. Gottlieb Abraham (I765 - 1834), des Grossen Rates 1795, Mitglied der Münzkommission, obrigkeitlicher Münzwardein und Kriegkommissär im gleichen Jahre, in welcher Eigenschaft es ihm 1798 gelang, einen beträchtlichen Teil des bernischen Staatsschatzes zu leiten, den er und ein geheimes Komitee, an dessen Spitze er stand, während der Helvetik verwaltete und 1805 bei Einführung der Mediation wieder an Bern zurückerstattete; helvetischer Geschäftsträger nach Paris 1798 - 1800, Staatssekretär der helvetischen Republik 1802, Mitglied des Organisationskommitees 1803, des Kleinen Rates und bernischer Geschäftsträger nach Paris im gleichen Jahre, Ehrengesandter an die Krönung Napoleons 1804, Oberamtmann nach Interlaken und nach Pruntrut 1815, ein gewandter Diplomat, der seiner Vaterstadt in den stürmischen Zeiten der Helvetik und Mediation ausser der Rettung der obgenannten Gelder auch sonst die wichtigsten Dienste leistete. Endlich ist noch besonders zu erwähnen Fräulein Salome Julia v. Jenner, 1787 - 1860, (von der jüngeren Samuel’schen Linie der Familie) als Stifterin des sog. «Jennerkinderspitals» für arme Kinder. Die heute noch lebenden Mitglieder der Familie sind in Bern sämtlich auf der Gesellschaft zu Mittellöwen zünftig, im 17. und 18. Jahrhundert gehörten ausserdem mehrere Zweige den Gesellschaften zu Möhren und Affen an. Das Wappen, welches das Geschlecht seit ca. 1600 führt, ist in rot eine gestürzte goldene Mondsichel, überhöht von einem sechszackigen goldenen Stern; die Helmzier entweder ein rotgekleideter Mannesrumpf mit Wiederholung der Schildfigur auf der Brust und einer roten, gelb ausgeschlagenen gebogenen Spitzmütze, oder dann ein wachsender, rot und gelb bekleideter Mann mit dem Stern in der Rechten. Devise: «Nil sine labore» Die Verbesserung von 1716 besteht darin, dass die Mondsichel silbern und statt des Sternes ein silbernes Sporenrad geführt werden sollen und als Helmzier fünf rote und drei weisse Straussenfedern auf gekrönten Helm. Endlich erhielt noch Friedrich Emanuel (1792 - 1878), kgl. bayrischer Kämmerer 1842, am 15. Mai 180l) von König Ludwig von Bayern ebenfalls ein Ritterdiplom, worin das Wappen mit einem «von blau und gold mit Sparren gegengestreiftes» Schildhaupt vermehrt wurde, Mondsichel und Sporenrädchen sind ebenfalls silbern, die Helmzier besteht aus - acht der Ordnung nach ausgeteilten Straussfedern, als die zwei untern rot und blau, die drei folgenden silber, blau und gold und die drei obersten rot, silber und gold»; er starb jedoch unverheiratet. Literatur: Sammlung bernischer Biographien, herausgegeben vom historischen Verein des Kantons Bern. Berner Taschenbuch von 1853. R. de Steiger, les generaux bernois, Bern 1864. Beat Ferd, Ludw. v. Jenner, Standesseckelmeister der Stadt und Republik Bern, nach seinem Tagebuch geschildert von K. L. Friedrich v. Fischer, Bern 1883. Gottlieb v. Jenner, «Denkwürdigkeiten meines Lebens», herausgegeben von E. v. Jenner-Pigott, Bern 1887. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kinder:
1.
Rudolf JennerGeb. ca. 1490. Gest. 1555, Alter ungefähr 65 Jahre. Beruf: Bader in Spitz im Gerwernviertel Beschreibung 1 4.
Benedikt JennerGeb. ca. 1510. Gest. 1566 in Bern, Bern, BE, CHE, Alter ungefähr 56 Jahre. Beruf: Gerber Beschreibung x |
Quellen
1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 3 S.992) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 2 S.252 / 6 S.306
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