Stammlinie Thormann
Quellen zur Person 1) 2) 3) Ratsgeschlecht des Freistaates Bern. Bürgerrecht XIII. Jahrhundert. Grosser Rat 1295. Kleiner Rat 1303. Geschichtliches. Der Ursprung dieses ältesten der noch wenigen lebenden autochthonen Bernergeschlechter ist unbekannt. Höchst wahrscheinlich stammt es aber aus der Gegend von Bremgarten und Zollikofen, wo bis ins XVI. Jahrhundert Träger dieses Namens vorkommen. Die ersten Mitglieder der Familie, deren Existenz in Bern für einen Zeitraum von mehr als einem halben Jahrtausend urkundlich bezeugt ist, werden im 1325 angelegten Jahrzeitenbuch der teutschen Herren zu Köniz erwähnt. In demselben erscheint dreimal der Name Ulricus Torman, und zwar das erstemal kurz nach der Jahrzeit «Berchtoldi filii ducis Zaehringiae», welcher vor 1218 verstorben ist, so dass Ulrich I. schon in den ersten Jahrzehnten des XIII. Jahrhunderts gelebt haben muss. Ausser ihm werden noch verschiedene Frauen Thormann als Stifterinnen von Jahrzeiten darin angeführt. Im Jahrzeitenbuch von St. Vincenzen kommt der Name ebenfalls öfters vor. Urkundlich wird der Name in Bern selber zum erstenmal im sogenannten «Batstuberbrief» vom 3. Februar 1295 genannt, wo unter den Mitgliedern des Rates der CC, welche dem Schultheissen, den Räten und der Gemeinde den Eid leisten, Ulricus Thormau figuriert. Schon vorher kommt in einer Urkunde vom 6. Dezember 1260 als Zeuge eines Kaufes zwischen dem Ritter Rudolf von Pfaffnach und der Abtei St.Urban ein Cono Th. Vor; derselbe ist aber Burger von Biel, was freilich seinen Zusammenhang mit der hier in Betracht fallenden Familie nicht von vorneherein ausschliesst. Von den ersten Jahren des XIV. Jahrhunderts an erscheint Ulrich Th. sehr häufig als Zeuge, am 12. Oktober 1304 zusammen mit einem Petrus dictus Thormann und andern Bürgern von Bern und Basel bei der Vidimation des Freiheitsbriefes von Basel von 1298 durch den Prior von St. Alban und zwei anderen Geistlichen. In einem Urteil des Stadtgerichtes von Bern wird er am 26. Mai 1803 mit andern «consules» als Zeuge angeführt, woraus hervorgeht, dass er damals Mitglied des Kleinen Rates war; in dieser Eigenschaft figuriert er wieder am19. Juli 1311 und 20. Februar 1321. Von diesem Zeitpunkt an kommt der Name in Bern immer öfters vor, freilich ohne dass der verwandtschaftliche Zusammenhang der einzelnen Träger zu fixieren ist. Eine Christina Thormann «in Berno morans», wird im Februar 1336 als Ehefrau des Wipprecht de Thüdingen genannt; eine nicht näher bezeichnete «Tormannina» wird am 22. November 1324 als Schwester des Junkers Vincencius Vrieso angefuhrt. Peter Thormann, Burger zu Bern, erscheint am 8. Juli 1369, Cunzi Thormann am 16. März 1378 als Zeuge. Die ununterbrochene Stammreihe beginnt erst mit Johannes Thormann, welcher 1416 Mitglied des Grossen, und 1422 Mitglied des Kleinen Rates war. Höchstwahrscheinlich ist er mit Hans Torman dem Pfister identisch, welcher im Tellbuch von 1389 als am Stalden «sunnenhalb von der brug hin uff» wohnhaft angeführt wird. Von seiner Frau Margaretha Fryburgerin (laut Familienstammbuch) hinterliess er vier Söhne, Ruf, Burkhard, Hans und Gilgian. Über Ruf (Rudolf) ist wenig bekannt; um 1410 verzeigt er mit seinem Bruder Gilgian seinen Udel auf dem Hause seines Bruders Hans. Gilgian, der im Tellbuch als Bruder der vorigen unter dem Namen Gilgian von Zollikofen angeführt wird, sass 1417 im Grossen Rat, wurde 1439 Vogt nach Wangen und starb um 1441 mit Hinterlassung eines um 1495 kinderlos verstorbenen Sohnes Niklaus, CC 1456, Kastlan nach Wimmis 1471, Vogt auf Grasburg 1480 und des Kleinen Rates 1484, und einer Tochter Margaretha, welche sich nacheinander mit Ulrich Lerwer und dem Werkmeister Stephan Hurter vermählte und 1470 testierte. Hans, gest. um 1446, CC 1435 und Gesandter nach Zürich 1443, vermählt mit Anna (Margreth?) Halmer, hinterliess ebenfalls einen 1437 kinderlos verstorbenen Sohn Peter, und eine mit Hans Huber vermählte Tochter Anna. Burkhard dagegen, des Grossen Rates 1422, des Kleinen Rates 1426, Kastlan nach Frutigen 1430, Gesandter nach Zürch mit dem Schultheissen Hofmeister und Hans von Muhleren 1442, Venner zu Pfistern 1448 und 1456, gest. um 1462, hatte von seiner Frau Anna Schopfer drei Töchter, nämlich Margaretha, vermählt mit Peter .Schopfer, des Rats und Schultheiss zu Thun 1441, Agnes, vermählt mit Hans v. Schwanden, des Rats 1457, und Elisabeth, vermählt mit Heinzmann Tuber, sowie einen Sohn Simon, von welchem alle späteren Thormann zu Bern abstammen. Dieser letztere, CC 1458, des Kleinen Rates 1465 und Auszüger in der Murtenschlacht 1476, Besitzer des Twing und Banns in der Engi, hinterliess von Barbara Balsiger mehrere Kinder, worunter zwei Söhne, Johann und Peter, welche die Stammväter zweier Hauptlinien wurden. Die Nachkommenschaft von Peter, CC 1493, Kastlan nach Wimmis 1500, Vogt nach Schenkenberg 1513 und des Kleinen Rates 1527, vermählt I. mit N.N. Wyg oder Wyen, des Venners Hans W. von Nidau Tochter, und II. um 1510 mit Dorothea Wysshahn, erlosch indessen anfangs des XVII. Jahrhunderts; diejenige von Johann, CC 1493, Schultheiss nach Unterseen 1506 und des Kleinen Rates 1516, gest. um 1519, vermählt mit Anna Grüning, einer Tochter Erhard Grünings, Herrn zu Nieder-Schönegg, besteht noch heute. Mit des letzteren Urenkeln Jakob und Georg (den Söhnen von Georg, gest. 1577, CC 1568, Gubernator nach Bonmont 1563 und Senator 1576, vermählt 1566 mit Sara Wyss und 1575 mit Salome May) spaltete sich diese Hauptlinie wieder in zwei Linien, von denen einzig diejenige Georgs, 1576 - 1617, CC 1596, Schultheiss nach Unterseen 1610, vermählt I. 1595 mit Anna Brüggler, gest. 1596, II. 1597 mit Maria v. Diesbach und III. 1602 mit Elisabeth v. Erlach, fortbesteht. Die von Jakob, 15.. - 1639, CC 1593. Vogt nach Buchsee 1609, Senator 1613, Hofmeister nach Königsfelden 1616, Venner zu Pfistern 1621, 1627 und 1637, abstammende Linie erlosch 1795 mit Maria Rosina, geb. 1742. Bis zum Jahre 1798 war die namentlich in der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts stark verzweigte Familie ununterbrochen in beiden Räten der Republik vertreten; das Gewerbe, welches ihre Angehörigen teilweise bis ins XVI. Jahrhundert betrieben hatten, liessen sie von diesem Zeitpunkt an vollständig fallen. Beinahe alle widmeten sich der Magistratur; im Ausland haben relativ wenige gedient und zwar namentlich in Frankreich und Holland. David, 1714 - 1700, diente in Ungarn, und sein Bruder Gabriel, 1722 - 1778, brachte es in Portugal zum Range eines Obersten. In ihrer Heimat Bern haben ihrer acht die Vennerwürde bekleidet, wovon sechs auf Pfistern, nämlich die schon genannten Burkhard, Venner 1448 und 1458 und Jakob, Venner 1621, 1627 und 1637, ferner Gabriel, Venner 1706, Hieronymus 1658 - 1733, Venner 1731, Johann Rudolf 1672 - 1742, Venner 1741 und Franz 1711 - 1779, Venner 1772. Peter, gest. 1576, war 1552, 1562 und 1571 Venner zu Gerwern und sein Vetter Jakob gest. 1567 (von der jüngern ausgestorbenen Hauptlinie) 1542 und 1558 Venner zu Metzgern; es ist dies ein in der bernischen Geschichte ganz vereinzelt dastehender Fall, dass zwei Mitglieder derselben Familie zu gleicher Zeit das Venneramt bekleideten. Von den zahlreichen tüchtigen Regierungsbeamten, welche das Geschlecht sowohl der Republik als auch dem neuern Bern gegeben hat, mögen, soweit dieselben nicht schon genannt sind, noch erwähnt werden: Gabriel 1653 - 1716, CC 1680, Gubernator nach Peterlingen 1693, Senator 1705, Venner 1706 und Teutsch-Seckelmeister 1711 - 1716; Johann 1682-1749, CC 1718, Vogt nach Aarberg 1722, Senator 1743, Salzdirektor vom Rat 1745 und Gesandter an die Tagsatzung 1745 - 1749; Gottlieb 1754 - 1831, CC 1785, Ratsschreiber 1795, am 5. März 1798 bei Neuenegg verwendet, als er nach der Übergabe der Stadt die Nachricht vom abgeschlossenen Waffenstillstand den bei Neuenegg siegreichen bernischen Truppen zur Kenntnis brachte, Staatssekretär der helvetischen Republik 1801, Kanzler des Kantons Bern 1803, Oberamtmann nach Wangen 1815 und 1823 des Kleinen Rates; und endlich Friedrich Ludwig 1762 - 1839, CC 1795, Oberamtmann zu Interlaken 1805 zur Zeit der Abhaltung des ersten durch den Schultheissen Mülinen angeregten Älplerfestes, des Kleinen Rates 1812 und Oberamtmann nach Aarberg 1823. Auf dem Gebiet der Theologie hat sich als Verfasser verschiedener in Druck erschienener Schriften ausgezeichnet Georg 1655 - 1708 (des Teutsch-Seckelmeisters Gabriels Bruder), 1681 Pfarrer an der französischen Kirche in Bern, 1684 Pfarrer nach Lützelflüh und 1696 Dekan des Burgdorf-Kapilels, ein Mann, welcher zur milderen Behandlung der Pietisten seinen Einfluss geltend machte. Nachdem die Thormann in der Restaurationszeit zwei weitere Kleinräte, unter ihnen Friedrich, hervorgebracht hatten, zogen sie sich aus der Politik zurück und wandten sich vermehrt dem Handel und dem Bankenwesen oder wie der Berner Obergerichtspräsident Eduard (1855-1936) und der Strafrechtsprofessor Philipp vor allem als Juristen und Ingenieure akademischen Berufen zu. Als die Reformation in Bern eingeführt worden war, blieb ein Zweig des Geschlechtes der alten Lehre treu und wanderte in das benachbarte Freiburg aus, wo er u.a. mit den Familien Gottrau und Schaller Allianzen einging; Jakob war daselbst 1594 Mitglied des Grossen und 1602 Mitglied des Rates der 60, 1614 Landvogt nach lllens und starb 1631. Seine Deszendenz erlosch indessen bald darauf. Von Grundbesitz ist besonders anzuführen der Twing und Bann in der Engi bei Bern ca. 1470 - 1491, der Herrschaftssitz Ralligen am Thunersee in der Mitte des XVII. Jahrhunderts, das Schloss Holligen ca. 1648 bis ca. 1670, das Gurnigelbad um 1717, der sogen. Rosengarten zu Gerzensee ca. 1780 - 1902, ferner im XVIII. Jahrhundert das Gässligut, das Bläuackergut, der Herrenstock zu Ostermundigen und endlich das Gut Mittelhäusern 1820 - 1837; in welschen Landen die Herrschaften Duillier um 1660, St. Christophle 1713 bis ca. 1800, Illens 17.. - 1722, Mathoud in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, Mamands ca. 1800 - 1832 und während des ganzen XVIII. Jahrhunderts ein grosses Landgut zu Concise. Heutiger Grundbesitz: der Rosenberg bei Bern seit ca. 1800, ein Landgut auf dem Muristalden, das Rebgut Wingreis am Bielersee und mehrere städtische Grundstücke. Allianzen schlossen die Thormann in Bern, soweit nicht schon angeführt - u.a. mit den Archer, Baumgartner, Berseth, Bickard, Brüggler, Bucher, v. Büren, v. Diesbach, Dittlinger, Effinger, Egger, v. Erlach, Ernst, Fischer, Flügel, Frisching, Gasser, v. Gingins, Graf, v. Graffenried, v. Greyerz, Gruner, v. Herrenschwand, Hirsinger, Huser, Jenner, Im Haag, Imhof, Isenschmid, Keyser, Kirchberger, Knecht, Küentzi, v. Lanthen-Heyd, Lerber , Lombach, v. Luternau , Manuel, Marti, May, Michel v. Schwertschwendi, V. Mülinen, Müller (mit den Säulen), Müller (mit dem Pfeil und halben Rad im Wappen), v. Muralt, Pfander, Pfister, Rentsch, Runsi, Schalk, Schär, Schöni, Sinner, Steck, Steiger (weisse und schwarze), Stettler, Stürler, V. Tavel, Tillier, Tribolet, Tscharner, Tschiffely, Wagner, v. Wattenwyl, v. Weingarten, v. Werdt, Willading, Wurstemberger, Wyler, Wyss (Lilie), Wysshahn, Wyttenbach und Zehender, ferner mit den Familien Berger, de la Bastide, Chasseur, Clerc, Dubois und V. Rovereaz aus der Waadt, Mallet aus Genf, v, Schallenberg, de l`Isle aus Paris, und Havelaar aus Holland. Das Wappen ist schon seit alter Zeit in blau ein geschlossenes goldenes Tor mit Giebeldach, die Helmzier ein gewachsener schwarzer Bär. Decken blau-gold. Devise: «Urbi coaeva». Einzelne auf Obergerwern zünftige Mitglieder der Familie fügten im XVI. Jahrhundert ihrem Wappen ein Gerbermesser bei. Mit den Wattenwyl, Graffenried und Tribolet zählten die Thormann seit dem XVI. Jahrhundert zu den «vier Herrengeschlechtern» der Gesellschaft zu Pfistern und erhielten 1651 im damaligen obrigkeitlichen Kanzleistyle das Prädikat «vest» zugesprochen. Vom Grossratsbeschluss von 1783 hat die Familie in Bern nie Gebrauch gemacht, wohl aber in Deutschland, wo sich im XIX. Jahrhundert längere Zeit der ältere Zweig der jüngeren Linie in Bonn aufhielt. Zunftangehörigkeit: Pfistern; im XVI. Jahrhundert auch Metzgern und Gerwern. Literatur: Leu. Schweizer. Lexikon XVIII, pag. 107, Suppl. dazu VI pag. 34; Sammlung bernischer Biographien, Bd. I, P. 226. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kinder:
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Quellen
1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 5 S.2382) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 1 S.604 / 4 S.570
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