Stammlinie Tscharner
Quellen zur Person 1) 2) 3) 4) v. Tascharner. Häuptergeschlecht von Graubünden. Ratsgeschlecht des Freistaates Bern. Geschichtliches. Die Heimat der Familie ist das Domleschg im heutigen Kanton Graubünden, wo sie schon im XV. Jahrhundert in verschiedenen Linien blühte und noch heutzutage in Scharans, Feldis, Papels und Rothenbrunnen zahlreich vertreten ist. Guler und Ardüser zählen in ihren Chroniken die Tscharner zu den alteingesessenen rhätischen Edelleuten; von den früheren Genealogen werden die Gebrüder Johannes und Anton Xavner, welche laut einer lateinischen Urkunde im Archiv zu Bormio (abgedruckt in Codex diplom. von Graubünden von Conradin v. Moor, Bd. III, p. 188) 1365 als Gesandte der Gemeinde Davos erscheinen, als zu dieser Familie gehörig bezeichnet - eine Hypothese, welche freilich nicht näher zu belegen ist. In einem Schreiben der Landrichter Hans Kun und Heinrich Nitt zu Belfort vom 28. Juli 1472 wird dem Bürgermeister und Rat zu Chur mitgeteilt «von des robs wegen, so Tscharner denen von Tomils habent genomen, ist getrieben gen Oberhalbstains»; im bischöflichen Archiv zu Chur (Abschrift Cartular E, p. 76) ist ein Revers eines Jacob Mathew Tscharner von Feldis an Junker Gilyan v. Mont vom 26. November 1494 vorhanden, besiegelt vom Ammann zu Tomils Cunrat Jäcklin. Gleichzeitig kommt der Name aber auch schon in Chur vor (s. u.), wo sich noch während des ganzen XVI. Jahrhunderts Mitglieder des Geschlechts in das Bürgerrecht aufnehmen liessen, so 1628 Jakob Tsch., 1537 Andreas Tsch., 1638 Lutzin Tsch., 1539 Matheus Tsch. und seine Kinder, 1541 Christa Tsch. von Feldis und endlich noch 1614 Christa Ragutt Tsch. von Scheidt. Ihre Deszendenz lässt sich teilweise bis ins XVII. Jahrhundert verfolgen, scheint aber in der Folge in der Stadt Chur wieder ausgestorben zu sein, indem die heute in Chur und Bern blühenden Linien erwiesenermassen von keinem der vorgenannten abstammen. Von den im Domleschg gebliebenen Linien bekleideten vom XVII. Jahrhundert an viele Mitglieder dortige Landesämter; so waren z. B. Hans Tsch. zu Tomils 1689 -91 Ammann des Hochgerichts Ortenstein, Johann 1761 - 64 Statthalter und 1770 Landammann dieses Gerichts, ferner Luzi 1769, Paul 1778 und Johann 1781 ebenfalls Landammänner. Sayn Ragett Tsch., 1765 Ammann des Hochgerichts Ortenstein, ist der Urheber des bekannten Streites des Generalleutnants v. Travers zu Ortenstein mit dem dortigen Hochgericht, welcher erst durch Vermittlung der gesamten 3 Bünde nach mehreren Jahren durch einen Vergleich beigelegt werden konnte. Die Stammreihe und der heutige Personalbestand dieser Linien konnten bis jetzt noch nicht ermittelt werden. I. Churerlinie. Bürgerrecht zu Chur vor 1471 Bürgermeister von Chur und Haupt des Gotteshausbundes 1556. Geschichtliches. Der Name wird in Chur erstmals genannt in einem Brief von Gerwig von Rotenstein und Oswald von Wolkenstein vom 28. Januar 1471 aus Feldkirch an Burgermeister und Rat zu Chur «der spenn halb, so sich zwischen unserm burger dem Scharner an ainem, und Ulrich Wittenbach am andern tayl halten»; darin wird ein Jos Rinndrer als «des benanten Scharners schwager» bezeichnet. ln den wenigen noch erhaltenen Steuerbüchern des XV. Jahrhunderts aus den Jahren 1481 - 83, 1485 und 1487 - 91 werden angeführt Symon Tscharner oder Tzarner, welcher «in der andern quartt» 1481 4 Pf 5 ß und in den folgenden Jahren bis 1488 die im Vergleich zu andern Steuerzahlern recht hohe Summe von 5 Pf versteuert, welche 1489 - 91 von seinen Erben erhoben wird; ferner Caspar Tscharner 1481 und 1482 und Peter Zscharner 1483 - 1485. Die urkundliche Stammreihe beginnt mit Lucius, geb. um 1481 und vermutlich ein Sohn des obgenannten Simon. Im Jahre 1529 erscheint er als Ratsherr, und 1530 als Seckelmeister und Rechenherr zu Chur - Ämter, welche er kaum erlangt hätte, wenn er nicht ein geborner Burger gewesen wäre. Wie aus dem Briefwechsel Bullingers mit der Churer Geistlichkeit hervorgeht (abgedr. Quellen zur Schweizer Geschichte XXIV, p.13 und 155), war er ein eifriger Anhänger und Förderer der neuen Lehre; durch Zwinglis Vermittlung lernte er auch seine zweite Gemahlin Margaretha von Wattenwyl kennen. Diese zweite Ehe war es, welche ihn mit Bern in nähere Verbindung brachte und wo er sich schliesslich um das Jahr 1535 dauernd niederliess, nachdem er schon 1530 das dortige Bürgerrecht erworben hatte. Lucius Tscharner starb um 1562 in Bern. Gelichzeitig mit ihm lebte in Chur ein anderer Lutzi Tscharner, der in mehreren Urkunden von 1538 -1550 vorkommt. Es ist dies der schon früher angeführte, welcher 1538 das Burgerrecht erwarb; am 7. Februar 1538 wird er ausdrücklich als von Feldis »sesshaft zu Trimons (Trimmis)» bezeichnet. Seine Frau hiess laut Urkunde vom l. März 1550 Salome Schüchi; über ihre Deszendenz ist nichts bekannt. Von seiner ersten Frau - laut Tradition Emeritha von Salis - hinterliess der Seckelmeister Lucius nebst zwei Söhnen Hans und «Werli» mehrere Töchter, von welchen Emeritha den Burgermeister Luzi Heim und Anna den Zunftmeister Willi heirateten. Ueber Werli, welcher merkwürdigerweise in Chur urkundlich nie vorkommt, in einem bernischen Ratsspruch vom 28. Februar 1547 aber ausdrücklich als Oberstzunftmeister und Sohn von Lucius bezeichnet wird, ist nichts näheres bekannt; er dürfte der Vater sein von Daniel Tsch., vermählt mit Anna v. Saluz gest. 1611, Salzmeister 1574, Schätzer 1576, Assessor am Präfektengericht 1577 und gestorben zu Bern 1580. ... II. Bernerlinie. Burgerrecht zu Bern 1530. Grosser Rat 1664. Kleiner Rat 1583. Geschichtliches. Stammvater ist ebenfalls Lucius Tscharner, Ratsherr und Seckelmeister zu Chur 1530. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin hatte er sich in Bern im Sommer 1535 mit Margaretha von Wattenwyl, einer Tochter des bernischen Schultheissen Jakob von Wattenwyl und Klosterfrau in Königsfelden, vermählt. Er scheint sich aber nach dieser Heirat wieder nach Chur begeben und zunächst nur vorübergehend in Bern aufgehalten zu haben, wo er von 1525 an in Urkunden erwähnt wird. Am 7. September 1530 kauft er in Bern um 10‘130 Pf von Anton v. Erlach die Herrschaft Reichenbach mit allen Zubehörden; am Donnerstag nach St. Luzientag (15. Dezember) dieses Jahres legt er aber zu Chur vor dem Burgermeister und Rat seine Rechnung für seine abgelaufene Amtsdauer als Seckelmeister ab. Als Burger von Chur wird er noch bis ums Jahr 1537 bezeichnet; in einer Urkunde vom 17. Dezember 1535 wird er mit seiner Ehefrau Margareth von Wattenwyl »burger daselbs zu Chur und aber der zitt sesshaft in bernerpyett» genannt, so dass seine definitive Übersiedelung in die Aarestadt in den Jahren 1530 - 35, vermutlich bald nach dem Kauf von Reichenbach zu verlegen ist. Allein bis zu seinem um 1562 erfolgten Tode blieb er in Verbindung mit seiner ersten Heimat; auf der Rückreise von Chur nach Bern überbringt er im Sommer 1557 dem Antistes Bullinger in Zürich einen Brief des Churer Pfarrers Joh. Fabricius (Quellen zur schweizer. Gesch. XXIV, p. 13), und am 4. September 1559 berichtet der letztere nach Zürich »Tscharners (d. h. des Bürgermeisters Hans Tsch.) greiser Vater lässt grüssen, qui nunc apud nos est, quem tu dicere possis vere pium, qui animum suum pro evangelio exposuit» (ibid. pag. 155). Von seiner zweiten Gemahlin, welche 1564 testierte und 1568 starb, hinterliess Lucius einen Sohn David und 5 Tochter, nämlich Sara, get. in Bern am 26. Mai 1530, vermählt 1552 mit Hans Bickart, Magdalena, get. 16. November 1535, vermählt 1564 mit Christian Drühorn, Bauherr und Landvogt nach Frienisberg 1571, Agatha, get. 29. Mai 1540, vermählt mit Hans Rudolf Kallenberg und in zweiter Ehe mit Niklaus v. Mülinen, Landvogt nach Nyon 1579 (aus dieser Ehe entstammte der am 11. September 1620 bei Tirano gefallene Venner Niklaus v. M.), Helena, vermählt 1554 mit Hans Rossi, dem Schreiber, und in zweiter Ehe am 16. April 1580 mit Hans zum Kreuz von Murten, und endlich Barbara, welche sich mit Hauptmann Johann Hafner, bischöflicher Meyer zu Biel 1554 verheiratete. David, get. 29. Oktober 1536, gest. 20. Juni 1611, ist der eigentliche Stifter der bernischen Linie. Er gelangte 1564 in den Grossen Rat, wurde 1570 bernischer Landvogt nach Tscherlitz (Echallens), 1583 Landvogt nach Baden, Mitglied des Kleinen Rates und Zeugherr vom Rat - dieses letztere Amt resignierte er jedoch - und 1685 Landvogt nach Yferten. Als tüchtiger Staatsmann wurde er von Bern in der zweiten Hälfte des XVI. und in den ersten Jahren des XVII. Jahrhunderts zu sehr vielen Gesandtschaften und Missionen gebraucht, so 1577 nach Solothurn, 1582 zum Herzog Karl Emanuel von Savoyen, 1592 an den Bischof von Basel, 1603 ins Wallis etc., von 1592 - 1609 war er Vertreter Berns an der Tagsatzung. Seit 1608 erscheint er als Twingherr zu Schönegg bei Burgistein; von seiner Schwester Magdalena Drühorn erbte er um 1600 ansehnlichen Rebbesitz zu Tüscherz, Wingreis, Alfermee und Sutz im bernischen Seeland, welcher sich zum Teil bis ins XVIII. Jahrhundert in seiner Deszendenz fortvererbte. Von seinen drei Frauen Katharina Studer, vermählt 6. Januar 1561, gest. 1566, Barbara Wurstemberger, vermählt 18. März 1588, gest. 1587, und Magdalena von Diesbach, vermählt 16. Dezember 1587, gest. 1596, hinterliess er bei seinem Tode 4 Söhne und 2 Töchter; von diesen letzteren heiratete Margaretha, geb. 1577, Johann Steiger, Freiherrn zu Rolle und nachmals des Kleinen Rates, und Dorothea, geb. 1592, 1611 Hans Rudolf v. Luternau, welchem sie den Hof und Twing zu Schönegg brachte. David, der älteste Sohn, 1563 - 1612, des Grossen Rates 1591, Grossweibel 1603 und Landvogt nach Morsee 1606, hinterliess von Salome Brüggler, vermählt 2. Mai l586, Deszendenz, welche aber mit seinen Enkeln schon in der erstes Hälfte des XVII. Jahrhunderts ausstarb. Der zweite Sohn, Hans Rudolf, 1572 - 1642, des Grossen Rates 1601 und im gleichen Jahr Deutschordensvogt zu Köniz bis zu seinem Ableben, vermählt 14. April 1600 mit Magdalena Brüggler, ist der gemeinsame Stammvater der jetzt lebenden Tscharner in Bern. Johann Jakob, der dritte Sohn 1575 - 1637, des Grossen Rates 1619, Mitherr zu Schönegg, erstmals vermählt am 12. November 1608 mit Afra v. Bonstetten und zum zweiten Mal am 5. November 1610 mit Veronika v. Büren ist durch seine zweite Frau einer Linie, welche erst 1882 mit Rudolf August v. Tscharner, geb. 1804, Präsident des bernischen Burgerrates 1853, Geschschafts- Präsident zu Pfistern 1851 etc. und Gutsbesitzer zu Ittigen ausstarb. Samuel endlich, der jüngste Sohn des Ratsherrn David, 1591 - 1630, des Grossen Rates 1621 und Landvogt nach Chilion 1626, vermählt am 6. Mai 1613 mit Magdalena v. Luternau, ist Stifter der jüngsten Linie der Familie, welche mit seinem Urenkel Beat Jakob, geb. 1679, CC 1718, Gubernator nach Peterlingen 1726, des Kleinen Rates 1741 und Venner zu Pfistern 1746 und 1758, im Jahr 1770 erlosch. Die meisten Mitglieder des namentlich gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts ziemlich zahlreichen Geschlechts ergriffen in Bern den Staatsdienst. Im Grossen Rate war die Familie von 1564 - 1798 ununterbrochen, und zwar zeitweise in grösserer Anzahl, vertreten; im Kleinen Rate sass sie seit der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts ebenfalls sozusagen ohne Unterbrechung. Sehr viele traten in fremde Kriegsdienste und zwar namentlich in Holland, Sardinien, Frankreich und später in Preussen und Österreich; einer trat in den geistlichen Stand, nämlich Franz Ludwig (von der ausgestorbenen jüngsten Linie) 1681 - 1737, Pfarrer zu Sutz 1711 und von 1734 bis zu seinem Tode Dekan des Nidaukapitels. Besonderer Erwähnung verdienen: Niklaus, 1650 - 1737, diente in seiner Jugend in Frankreich, quittierte daselbst 1690 als Oberstleutnant, des Grossen Rates 1690, Kommandant des Bernerregiments v. Mülinen in Holland 1698, Brigadier in Holland und Landvogt zu Lausanne 1698, Generalmajor und Kommandant in Berg-op-zoom 1704, quittierte 1706, bernischer Kriegsrat und Oberkommandant im Aargau 1707, des Kleinen Rates 1708, Feldoberster der bernischen Truppen bei Bremgarten 1712, Zeugherr 1714 und Venner zu Pfistern 1715, resignierte 1735. Samuel, 1716 - 1800, diente in seiner Jugend in Holland bis 1738, trat in diesem Jahre in sardinische Dienste und wurde daselbst 1760 Oberst, 1771 Brigadier und 1774 Generalleutnant und quittierte 1786 mit dem Grade eines Generals der Infanterie; in Bern war er 1755 in den Grossen Rat gelangt und wurde 1786 Landvogt nach Romainmotier. Niklaus Emanuel, 1727 - 1794, CC 1764, Vogt nach Schenkenberg 1767, Heimlicher und des Kleinen Rates 1789, Teutsch-Seckelmeister 1792, Präsident der ökonomischen und der helvetischen Gesellschaft 1774; er erwarb sich Verdienste für die Hebung der Landwirtschaft und des Schulwesens und ist das Vorbild des «Aruer» in Pestalozzi's Lienhard und Gertrud. Vinzenz Bernhard 1728 - 1778, des vorigen Bruder, CC 1764, Landvogt nach Aubonne 1769, Syndikcator im Tessin 1778, war einer der gebildetsten und geistreichsten Berner seiner Zeit, stand in Verkehr mit Haller, Bodmer, Breitinger, Gessner, Wieland, Rousseau und Klopstock, übersetzte Hallers «Alpen» und einen Teil von Klopstocks «Messias» ins Französische, schrieb eine 3 bändige «Historie der Eidgenossen», die Zeit von 1308 - 1586 umfassend, welche 1756 - 1768 in Zürich in Druck erschien, Verfasser einer auf obrigkeitlichen Auftrag gedruckten Lobrede auf Albrecht v. Haller, Mitbegründer der ökonomischen Gesellschaft etc. Beat Rudolf, 1733 - 1799, ebenfalls ein Bruder der beiden vorigen, Schultheiss im Äussern Stand 1761, CC 1775, Landvogt nach Nidau 1776, Salzdirektor von Burgern 1790, gab 1765 - 1766 ebenfalls eine {zum grössten Teil allerdings aus der Chronik von Michael Stettler geschöpfte) «Historie der Stadt Bern» im Druck heraus, welche den Zeitraum von 1191 - 1630 umfasst. Karl Ludwig Salomon, 1754 - 1841, Professor der Rechtswissenschaften an der bernischen Akademie 1774, CC 1785, Gesandter an den Bischof von Basel 1791 und 1797 an den Kongress zu Rastatt, 1799 auf Befehl des helvetischen Direktoriums als Geisel nach Bitsch deportiert und daselbst 3½ Monate gefangen gehalten, des Grossen Rates 1803, Appellationsrichter 1807 und Oberamtmann nach Frutigen 1816; durch seine Schriften trug er viel zur Abschaffung der Tortur bei. Karl Ludwig, 1787 - 1856, des vorigen Sohn, studierte den Bergbau in Freyberg, Bergrat und Adjunkt des Berghauptmanns 1809, leitete 1810 - 1817 mit Oberst Karl v. Bonstetten den Bau der Sustenstrasse, des Grossen Rates und Oberamtmann nach Burgdorf 1818, Mitglied der Gesetzgebungskommission für das neue Zivilgesetzbuch 1826, Mitglied des Kriegsrats 1829 und Oberst des Artillerieregiments des Kanton Bern 1830, wurde als Mitglied der Siebnerkommission mit seinem Schwager dem Schultheissen Fischer 1840 - 41 auf Thorberg gefangen gehalten. Karl Friedrich 1772 - 1844, diente in seiner Jugend in Frankreich, des Grossen Rates 1803, Appellationsrichter 1807, des Kleinen Rates 1817 und Kanzler der Akademie bis 1819, Präsident der Kommission für den Entwurf des neuen Zivilgesetzbuchs, Präsident des Justiz- und Polizeirates 1820 - 31, Präsident des Verfassungsrates von 1831, Schultheiss der Stadt Bern 1882, 34, 86, 38, 40, 42 und 44 und Präsident der eidgenössischen Tagsatzung; 1836 und 1842. Karl Emanuel 1791 - 1873, in seiner Jugend Hauptmann in der königlich französischen Schweizergarde, des Grossen Rates 1822 - 31, machte sich einen Namen als Künstler und Bildhauer, Schöpfer der Statue des Herzogs Berchtold V. von Zähringen auf der Plattform in Bern und einer von ihm geschenkten Pieta aus Marmor im Berner Münster. Seit dem XIX. Jahrhundert wandten sie sich als Juristen, Ingenieure und Mediziner bürgerlichen Berufen zu und engagierten sich allmählich auch in Handel und Industrie; vereinzelt widmeten sie sich der Kunst, so etwa der Bildhauer Karl Emanuel. Gleichzeitig erweiterte sich ihr Heiratskreis - im Ausland (Norwegen, USA) auf Adels- und reiche Kaufmannsfamilien und in der Schweiz zuerst auf bürgerliche Aufsteiger, dann auf breitere soziale Schichten. Von Grundbesitz der Familie ist anzuführen: Schloss und Herrschaft Reichenbach und die halben Kirchensätze zu Kirchdorf und Kirchlindach 1530 - 1503, Schönegg ca. 1600 - 1637, Bremgarten 1797 - 1811, Kehrsatz 1797-1862; ferner ein Landgut und der halbe Zehnten zu Mattstetten 1600 - 1774, die Höfe Jennershaus am Anfang des XVII. Jahrhunderts, Hofstetten bei Thun 16. - 1687, der Lohn bei Kehrsatz ca. 1700 - 1873, die Wegmühle ca. 1751 - 1789 und wieder 1804 - ca. 1819, Märchligen 1765 - 66, der «Stock» zu Bümpliz ca. 1770 - ca. 1810 und wieder 1817-1855, Hunziken 1799 - 1830, das Bad und die Gipsbrennerei Leissigen um 1800, die Landsitze Bellevue (heutiges Zieglerspital) und Brunnadern (Elfenau) in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, Ittigen 1846 - 1882, Bellerive (Gwatt) bei Thun ca. 1850 - 1880, und endlich vom XVII. Jahrhundert an Rebgüter zu Sutz, Tüscherz, Alfermee, Epsach am Bielersee und solche zu Montagny und Valeyres in der Waadt. Heutiger Grundbesitz: die Schlossgüter Amsoldingen seit 1842 und Rümligen, das Rothausgut seit 1780, die Landgüter Morillon und Waldried bei Bern, ein Gut zu Toffen, mehrere städtische Grundstücke, die Alpen, Mänigen und Schwarzenberg im Diemtigtal und Rämisgummen im Emmental, und die ehemalige Schlossdomäne Talcy (Loir et Cher) in Frankreich. Allianzen schloss die Familie in Bern noch mit den Berseth, v. Bonstetten, Brüggler, v. Büren, Dachselhofer, v. Diesbach, Effinger, v. Erlach, Fellenberg, Fischer, Freudenreich, Frisching, v. Graffenried, Gruner, Güder, Hackbrett, Haller, Hartmann, Herport. Herrenschwand, Huber, Jenner, Imhof, Kirchberger, Lerber, Lombach, v. Luternau, Lüthardt, V Manuel, May, Morlot, v. Mülinen, v. Muralt, Mutach, Risold, Sinner, Steck, Steiger (weisse und schwarze), Stettler, Stürler, v. Tavel, Thormann, Tillier, Tribolet, v. Wattenwyl, Weiss, v. Werdt, Willading, Wurstemberger, Wyss (Lilie) und Zehender , ferner mit den Warnery und Mestral-Vuillerens aus der Waadt, den Thellung, Chemilleret und Scholl von Biel, Dupasquier von Neuenburg, Paravicini von Glarus, Jütz von Schwytz und den Familien Tulleken, de Lange, Challmot du Portail, V. Marselys und v. Verschuer aus Holland, Das Wappen, welches die Tscharner in Bern bis um 1680 führten, war das nämliche, welches sich schon auf den Siegeln ihres Stammvaters Luzius findet, nämlich in blau ein goldenes Hauszeichen; vom Ende des XVI. Jahrhunderts an wurde es meist von einem silbernen Kreuzchen überhöht. Die Helmzier war ein wachsender schwarzer Steinbock, - wohl eine Erinnerung an ihre ursprüngliche Heimat Chur. Gegen Ende des XVII. Jahrhunderts nahm die Bernerlinie das 1558 von Kaiser Ferdinand dem Churer Bürgermeister Hans Tscharner verliehene Wappen mit dem blauen goldgeflügelten Greifen im roten Felde an, welches sie jetzt noch führt. Helmzier der wachsende Greif; Helmdecken links blaugolden und rechts rot- golden. Devise: «Tenebo». Den Junkerntitel führte das Geschlecht in Bern nachweislich schon vor dem Adelsbrief an die Graubündnerlinie, indem Luzius schon 1546 und 1547 in den Ratsmanualen Junker genannt wird; 1651 erhielt es als adelmässiges Geschlecht das Prädikat «edelvest» zuerkannt. Das Adelsprädikat «von» trägt es erst seit Mitte des XIX. Jahrhunderts, nachdem der Junkerntitel ausser Gebrauch kam. Zunftangehörigkeit: Pfistern. Endlich mag noch angeführt werden, dass in Frankreich im XIX. Jahrhundert eine Familie «Adorno de Tscharner» oder «de Tscharner-Adorno» blühte, welche aber mit der hier behandelten in keiner Blutsverwandtschaft steht. Ihr Stifter war Augustin Marquis(?) Adorno, geboren am 11. Juni 1784 zu Strassburg als der Sohn des Marquis(?) Xavier Minetto Adorno und seiner Gemahlin Marie Anne Mangin, welche sich als Witwe mit Karl Tscharner 1750 - 1812 (aus einem ausgestorbenen Ast der zweiten Hauptlinie), Offizier in der niederländischen Schweizergarde bis 1780, vermählte. Dieser letztere, dessen Ehe kinderlos war, adoptierte seinen Stiefsohn - wann ist nicht mehr festzustellen, - welcher sich hernach als Militärarzt unter Napoleon einen Namen machte und 1862 als Ritter der Ehrenlegion in Paris starb. Seine Deszendenz erlosch in dessen im Mannesstamme mit seinem Sohn Antoine Charles Marquis Adorno de Tscharner, welcher als französischer Brigadegeneral und Generalstabschef des 10. Armeekorps in Rennes am 2. September 1908 ohne Kinder verstarb. (vgl. Grande Encyclopedie I, pag. 617 und de Maillol, Dictionnaire historique et heraldique de la noblesse francaise, Tome II, pag. 13, Paris 1897.) Literatur: Leu, Schweizer. Lexikon XVIII, pag. 315, Suppl. VI, pag 108; R. de Steiger, Les generaux bernois, Berne 1864 ; Berner Taschenbücher von 1852 (Tscharner von Schenkenberg), pag. 175 und von 1853; Sammlung bernischer Biographien Bd. I, pag. 189, Bd. II, pag. 401, 407, 528, 530 und Bd. V, pag. 26; v. Mülinen, Prodromus einer schweizer. Historiographie, pag. 167; Neujahrsblatt der literarischen Gesellschaft Bern von 1896: «Vincenz Bernhard Tscharner», von Dr. Gustav Tobler; Neujahrsblatt des historischen Vereins Bern von 1900: «Niklaus Emanuel Tscharner», von Prof. Dr. G. Tobler; «Carl Ludwig Tscharner», Bern bei C. Rätzer 1857 (von Oberst Ludwig Wurstemberger vom Wittigkofen); Schweizer. Künstlerlexikon, Bd. III, pag. 338. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kind:
1.
Simon TscharnerGeb. ca. 1450 in Chur, Plessur, GR, CHE 1) Quelle zur Person 1) BIOGRAPHIE: Der Name Tscharner wird in Chur in einem Brief von Gerwig von Rotenstein und Oswald von Wolkenstein vom 28. Januar 1471 aus Feldkirch an Burgermeister und Rat zu Chur genannt: "der spenn halb, so sich zwischen unserm burger dem Scharner an ainem, und Ulrich Wittenbach am andern tayl halten"; darin wird ein Jos Rinndrer als "des benannten Scharners schwager" bezeichnet. In den Jahren 1481-1483, 1485 und 1487-1491 wird in Chur Symon Tscharner oder Tzarner aktenkundig, welcher 1481 4 Pfund 5 Schillinge und in den folgenden Jahren bis 1488 die, im Vergleich zu andern Steuerzahlern, recht hohe Summe von 5 Pfund versteuert. Diese wird auch 1489-1491 von seinen Erben erhoben. Ferner werden ein Caspar Tzscharner 1481 und 1482 und Peter Zscharner 1483-1485 genannt. www.tscharner-genealogie.ch Beschreibung CL0 |
Quellen
1) Quelle: Tscharner: Stammbuch der Familie von Tscharner in Bern2) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 5 S.302
3) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
4) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 1 S.619 / 4 S.617 / 6 S.724
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