Stammlinie Wagner
Quellen zur Person 1) 2) 3) Ratsgeschlecht des Freistaats Bern. Burgerrecht 1540. Grosser Rat 1585. Kleiner Rat 1647. anfangs des 17. Jahrhunderts erloschen. Ursprung: Geschichtliches. Der Name Wagner kommt urkundlich schon im XIV. und während des ganzen XV. und XVI. Jahrhunderts in Bern ziemlich häufig vor, ohne dass jedoch ein verwandtschaftlicher Zusammenhang - wie das bei Familiennamen, welche einen Beruf bezeichnen, meistens der Fall ist - zwischen den einzelnen Trägern desselben sicher sich feststellen lässt. Eine Familie Wagner, deren Stammfolge sich mehrere Generationen lang verfolgen lässt, kommt von der Mitte des XV. Jahrhunderts an in Bern vor, gelangte in den Grossen und Kleinen Rat, erlosch aber anfangs des XVII. Jahrhunderts. Die heutige Familie stammt erwiesenermassen ab von Michael Wagner, wahrscheinlich aus Grasswyl (Oberaargau) gebürtig, welcher 1540 bei der Gesellschaft zu Schmieden angenommen wurde. Ältere Genealogen, z. B. Leu, machen Michael Wagner zu einem Sohne Niklaus Wagners, der um das Jahr 1470 Bern verlassen und sich in Landau (bayr. Pfalz) niedergelassen haben soll. Dieser Niklaus W. soll - ebenfalls nach Leu - ein Sohn Jakobs und ein Enkel des 1387 in den Kleinen Rat der Stadt Bern gelangten Ulrich Wagners gewesen sein. Michael W. soll von Landau wieder nach Bern zurückgekehrt sein. Urkundlich allerdings ist diese Überlieferung im Sinne Leu's nicht festzustellen. Nach von Werdt ist Michael ein Sohn des Johannes Wagner (sass zu Landau) oo ... Löblerin. Seines Berufes ein Schmied - nach andern ein Schreiber - wurde Michael 1560 Vogt des Deutschordenshauses Sumiswald und gelangte 15S5 in den Grossen Rat. Gestorben 1590, hinterliess er von seinen drei Frauen Regula Frischherz, Davids, des Fechtmeisters Tochter, vermählt 1540, geschieden 1561, Margarethe Sälzlin, Witwe des Lorenz Gasser, vermählt 1562, gest. 1577 und Anna Glaner, Witwe von Johannes Haller, Prediger zu Bern, vermählt 157. zahlreiche Söhne, von denen aber nur zwei, Hans Jakob und Hans Rudolf, beide aus dritter Ehe stammend, das Geschlecht fortpflanzten, das sich in der Folge, namentlich im XVIII. Jahrhundert, weit verzweigte. Über Michael Wagner äussert sich Staatsschreiber M. v. Stürler, Genealogien bernischer Familien, u. a. folgendermassen: «dass dieser Michael Wagner derjenige gewesen, der 1530 die Barbara von Ärgerten gew. Klosterfrau zu Fraubrunnen, ehelichte und als Aussteuer für dieselbe 100 Pfd. erhielt - er war Schmied zu Grasswyl - ist ebenfalls zu bezweifeln, indess liessen sich doch auch einige Gründe dafür geltend machen». Nach dieser Version hätte also Michael W. statt drei sogar vier Frauen besessen. Hans Rudolf, geboren 1584 zu Sumiswald, des Grossen Rats 1610, Landvogt nach Neuss 1613, Hauptmann im Regiment v. Erlach in Savoyen, gest. 1620 zu Tirano (Veltlinerzug) hinterliess von Ursula Wurstemberger einen einzigen Sohn, den späteren Venner Vinzenz (s.u.), der 1658 kinderlos starb; Hans Rudolfs älterer Bruder Hans Jakob dagegen 1579 - 1626, Ordensvogt zu Sumiswald 1600, des Grossen Rats 1604, Gubernator nach Peterlingen 1625, zeugte mit Anna Barbara Galdi mehrere Söhne, von denen Michael (1602 - 1650), des Grossen Rats 1629, Landvogt zu Frienisberg 1638, Stifter der 1835 mit Franz Sigmund Wagner erloschenen Linie, Hans Rudolf (1604 - 1637), des Grossen Rats 1635, derjenige der altern noch lebenden und Vinzenz (1608 - 1661), Pfarrer zu Laupen und Walperswyi und Dekan der Klasse Nidau 1654, Stifter der jüngern noch lebenden Linie wurde. Die meisten Angehörigen der Familie widmeten sich dem Staatsdienste, im Grossen Rate sassen sie seit 1584 ununterbrochen, zu dreien Malen auch im Senate der Republik. Zwei erscheinen als Venner zu Schmieden. Mehrere ergriffen den geistlichen Beruf und die Wissenschaften, andere betrieben Gewerbe, allerdings nicht in grosser Anzahl. Mehrere Mitglieder der älteren noch lebenden Linien widmeten sich dem Apothekerberufe, so dass sie - infolge ihrer amtlichen Stellung grösstenteils nicht in Bern lebend - die Führung der Apotheke jeweilen einem Provisor übergaben. Johann Jakob, geb. 1632, des Grossen Rates 1673, Vogt nach Brandis 1688 und als solcher daselbst verstorben 1691, war im Jahr 1659 der Begründer der noch jetzt im selben Hause betriebenen gegenwärtig Volz'schen Apotheke beim Zeitglocken. Haus und Apotheke vererbten sich während vier Generationen von Vater auf Sohn, bis im Jahr 1809 von der Witwe Samuels, geb. 1730, des Grossen Rates 1775, Vogt nach Sargans 1781, Stiftsschaffner 1788, beide durch Kauf an die jüngere noch lebende Linie übergingen, in deren Besitze sie bis 1851 blieben. Viele Mitglieder der Familie traten in fremde Kriegsdienste, namentlich in Frankreich, Holland und Piemont, später auch in Neapel. Im 19. und 20. Jahrhundert betätigten sie sich nicht nur im Handwerk, sondern auch im Handel und als Akademiker, v.a. als Ärzte und Ingenieure. In Bernerlanden besass das Geschlecht die Herrschaft Bremgarten unter Emanuel (von der älteren noch lebenden Linie) von 1782 - 1797; in der Waadt gehörten dem Venner Vinzenz (1606 - 1658) die Herrschaft Duilliers um 1655 und das Schloss Montagny bei Lutry 1651. Ausserdem besassen die Wagner Landgüter bei Ins (zweite Hälfte des XVIII. Jahrhunderts), zu Konolfingen 1796 - 1880, das Schlossgut Muri 1851 - 1892, das innere und äussere Ortbühl in Steffisburg, von denen das Letztere zur Zeit" im Besitze der Jüngern Linie sich befindet. Besonderer Erwähnung verdienen: Vinzenz (1606 - 1658), des Grossen Rates 1635 und Mithauptmann im Münstertal, Vogt nach Milden 1640, des Kleinen Rates 1647, Venner zu Schmieden 1650, Salzdirektor vom Rat 1651, Hauptmann in Frankreich, wo er am Hofe Ludwig XIII. in Gunst stand, 1653 Gesandter an König Ludwig XIV. wegen eines Handels mit französischen Salze 1655, Oberkommandant der Waadt. Franz Sigmund (1759 - 1835), Sekretär bei der Vennerkammer vor der Revolution, nachdem er 1787 beim Rathausbrande das Hauptverdienst bei der Rettung der Archive gehabt hatte, Spitalschreiber 1791, Bücherzensor 1808 - 31, ein Mann von grossem Witz und vielen Talenten, auf künstlerischem Gebiete und als Schriftsteller tätig. Dazu war er ein eifriger Historiker, Begründer und Herausgeber der bernischen Neujahrsblätter 1808 - 1813, geistreicher Schiklerer des gesellschaftlichen Lebens in Bern während des XVIII. Jahrhunderts («aetas aurea»), einer der Begründer der Älpler- und Hirtenfeste in Unspunnen. Franz Sigmund verfasste eine grosse Anzahl historischer, künstlerischer und satirischer Schriften, von denen jedoch nur ein kleiner Teil in den Druck gelangte. Das Wappen ist in rot ein goldenes Wagenrad, die Helmzier: das Rad zwischen zwei roten Büffelhörnern, Devise: Vive ut vivas. Des Adelsprädikates «von», das die Familie infolge des Grossratsbeschlusses von 1783 zu führen berechtigt ist und welches im Jahre 1785 von der gesamten Familie angenommen worden war, bedient sich gegenwärtig in Bern nur noch die jüngere Linie. Der schon genannte Venner Vinzenz wurde im Jahre 1G42 von Ludwig XIII. in St. Germain en Laye in den erblichen Adelstand erhoben; nach seinem kinderlosen Absterben wurde der Adelsbrief von der bernischen Obrigkeit kanzelliert. Zunftangehörigkeit: Schmieden. Literatur: Sammlung bernischer Biographien, herausgegeben vom historischen Verein des Kantons Bern, Berner Taschenbuch von 1853, etc. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kind:
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Quellen
1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 6 S.12) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 2 S.579
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