man‎Stammlinie Greierz‏‎

Quellen zur Person 1) 2) 3)
Ratsgeschlecht des Freistaates Bern.
Eintritt ins bernische Burgerrecht um 1300.
in den Grossen Rat vor 1329.
in den Kleinen Rat 1329 und 1385.

Geschichtliches.

Die ursprüngliche Heimat dieses sehr alten Bernergeschlechtes
ist, wie schon der Name andeutet, das Greyerzerland im heutigen
Kanton Freiburg. Mit den Grafen von Greverz steht es in
keinerlei verwandtschaftlichem Zusammenhang. Um seinen Ursprung
hat sich in allen älteren Genealogien eine Art Mythus
gebildet, der heutzutage schwer zu ergründen ist. Nach jenen
ist der Stammvater der Familie Hans Wala von Greierz, der
nach Justingers Chronik im Gefecht an der Schosshalde 1289
das bernische Stadtpanner aus Feindeshand errettet und deshalb
von seinen Mitbürgern den Zunamen Biderbo erhalten haben
soll, dessen sich seine Nachkommen bis zu Justingers Zeit als
Familiennamen bedient hätten. Diese Erzählung ist jedoch
streng historisch nicht erweisbar, ein Wala oder Walo v. Greverz
kommt zu dieser Zeit in Urkunden niemals vor, ebensowenig
je der Name Biderbo in Verbindung mit «von Greyerz». Walo,
Wala oder Walho erscheint zu dieser Zeit auch nie als Taufname,
sondern ist ein mit «Welsch» und «Vaud» stammverwandtes
Wort, welches lediglich die welsche Herkunft des Trägers
bezeichnet und schon im XIII und XIV. Jahrhundert ein im
Gebiete Berns ziemlich häufig vorkommender Familiennamen war.
In einer Urkunde des Klosters Frienisberg vom
Februar 1265 wird ein Wernherus dictus Wala de Buron als
Zeuge genannt; im sogenannten Batstuberbrief vom 3. Februar
1295 erscheinen unter den Mitgliedern der CC ein Joh. Walho,
ein P. Wallo und ein Walo an der Brügge, zugleich mit diesen
aber auch ein Johann Biderbo, welches Geschlecht in Bern vom
XIII. bis anfangs des XIV. Jahrhunderts faktisch existiert hat.

Abgesehen von der etwas sagenhaften Persönlichkeit Hans
Walo von Greyerz kommt der Name «von Gruyerz» in Bern
zum erstenmal im Jahr 1323 vor. In einer Urkunde vom
17. Dezember 1323 erscheint Nicolaus de Gruyerz als Zeuge
und dasselbe wieder in einer Urkunde vom 8. Mai 1324. Im
gleichen Jahre erscheinen zwei fernere Träger des Namens:
Burcharthe von Gruiers und Chunrate von Gruiers, auch wieder
als Zeugen bei einem schiedsrichterlichen Urteil zwischen dem
Gotteshaus Frienisberg und Peter v. Aarberg, datiert vom 19. Mai
1324. In der Folge findet man Nicolaus häufig in Urkunden,
1329, 1332 und 1336 ist er des Kleinen Rates zu Bern, auch
hatte er u. a. Güter zu Mühlheim und trug laut Urkunde vom
18. Mai 1331 den Zehnten zu Mörswyl vom Johanniterhaus
Buchsee zu Lehen. Aus einer Urkunde vom 9. Juni 1320 geht
hervor, dass er mit Ita Lempo, des Ratsherren Nicolaus Lempo
Schwester vermählt war und von ihr zwei Töchter Anna und
Margaretha, zu denen noch eine in einer Verkaufsurkunde des
Nicolaus Lempo (des jüngern) genannte Agnes hinzutritt,
hinterliess. In ersterer Urkunde kommt ferner ein Johannes dictus
de Gruyerz als Sohn des Burchardi de Gruyerz vor, woraus
geschlossen werden kann, dass Burkart, Cunrat und Nicolaus
von Gruyerz (oder Gruiiers, Grugirz. Gruierz, Grugiers, wie der
Name unterschiedslos geschrieben wird) wahrscheinlich Brüder
waren.

Obiger Johannes dictus de Gruverz ist nun vielleicht mit
einem Johannes Wala oder Johans der Wala identisch, der in
Urkunden vom Juni 1339, 23. September 1342 und in der schon
erwähnten Urkunde des Nicolaus Lemp vom 14. August 1344
als Zeuge genannt wird. In einem Dokument vom 9. Februar
1342 verkauft Junker Egidius v. Belp an «Johanns der Wala
von Gruyirz, burger, ein tuchsnider» und «sinem Oheim Johans
v. Gruyirz, dem Tuchscherer gesessen zu Berne» die Hälfte des
Laienzehntens auf dem Belpberg. Dieser «Tuchscherer» Johann
ist möglicherweise ein vierter Bruder der oben genannten Burkart,
Cunrat und Nicolaus, sodass dann der «Tuchsnider» Johans
mit dem 1329 genannten Joh. dictus de Gruyerz, ein und dieselbe
Person ist. Was die Sicherheit dieser Schlüsse einigermassen
schwankend macht, ist namentlich der Umstand, dass im dritten
und vierten Jahrzehnt des XIV. Jahrhunderts erwiesenermassen
mehrere Familien des Namens Wala, insbesondere aber zwei Johannes
Wala in Bern lebten. Der eine ist unser Johann Wala von Greyerz,
der andere ein Johann Wala von Wippingen und «phister» (Bäcker)
seines Berufes, wie er in seiner Jahrzeitstiftung vom
3. Oktober 1338 an das Predigerkloster ausdrücklich genannt
wird. Wo nun der Name Johann Wala ohne weitere Bezeichnung
vorkommt, ist es nicht möglich zu ermitteln, welcher es ist.
Anderseits ist gar nicht ausgeschlossen, dass es ebenfalls
zwei Geschlechter «von Greyerz» gab; da bei Nicolaus
und seinen urkundlich erwiesenen Kindern
und Verwandten der Zuname Walo oder dergleichen nie vor-
kommt, beim «tuchsnider» Johannes dagegen niemals der Name
«von Greyerz» ohne einen Zusatz wie «dem man sprichet
Wala», «dictus Wala» oder «der Wala».
Wie nun dem auch sei, so ist doch jedenfalls Johans der
Wala v. Gruyers erwiesener Stammvater der heutigen v. Greyerz.
Im Jahre 1532 erhielten nämlich der spätere - Ratsherr Johann,
Niklaus und Appolonia v. Greyerz, Hans Subachs Frau und
Anna, Bendicht Knuchels sei. Witwe, ihres Vaters Schwester,
nach Einführung der Reformation vom oberen Spital zu Bern
eine Vergabung zurück, welche Joh. der Wala v. Greyerz 1368
demselben gestiftet hatte. Dies wäre nun nie geschehen, wenn
erstere damals nicht ganz unumstössliche Beweise ihrer
Abstammung vom Stifter der Vergabung vorgelegt hätten. Seine
«Tuchsniderei» muss jener mit Erfolg betrieben haben und
ein recht vermöglicher Mann geworden sein, da er sich nach
und nach von den offenbar geldbedürftigen Junkern Hartmann
und Egidius v. Belp eine ganze Reihe Güter auf dem Belpberg
kaufte, das erste Mal noch mit seinem Oheim (siehe oben).
Auch der letztere scheint recht kapitalfähig gewesen zu sein,
in einer Urkunde vom 8. Januar 1350 ist er mit seinem Neffen
unter den Burgern, denen sich Thüring v. Brandis mit seinem
Sohne zum Schadenersatz für ihre Bürgschaft für seine Schulden
in Freiburg i. Br. verpflichtet. Als Burger kommt Joh. der
jüngere zum ersten Mal 1342 vor, und muss ein hohes Alter
erreicht haben, ist er doch, woran kaum zu zweifeln ist, identisch
mit Johannes Galliens (der Welsche = Wala) de Gruyers, der
noch 1392 erwähnt wird. Er selber scheint nie in den Rat
gekommen zu sein, wohl aber gelangten schon seine nächsten
Nachkommen fast alle in die Regierung. Den Zunamen Wala
liessen sie schon frühe fallen und nannten sich kurzweg «von
Greyerz». Peter war 1388 Mitglied des Grossen und 1385
Mitglied des Kleinen Rates, in der Folge wurde er Kastlan
zur Simmenegg und siegelte als solcher mit einem aufrechten
Widder, der ein nach unten gerichtetes Schwert in den Vorderklauen
hält, als Wappenfigur. Namentlich im XV. und XVI.
Jahrhundert war das Geschlecht oft in den Räten Berns vertreten,
mehrere Mitglieder bekleideten auch Landvogteien. Seit
der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts findet sich jedoch,
der Name nicht mehr in der Regierung, die meisten Angehörigen
der nie zahlreichen Familie ergriffen den Pfarrdienst
oder das Notariat, andere betrieben Gewerbe, einige wurden
auch Offiziere. In der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts
widmeten sich auch mehrere der Försterei.

In Bern selbst wurde dem Geschlecht nie eine adelige
Qualität zugesprochen, eine Ausnahme bildet im XV. Jahr-
hundert Peter v. Greyerz , der 1421 als domicellus (Junker)
erscheint. Dagegen wurde es im Auslande als patrizisches
und regimentsfähiges Geschlecht der Stadt Bern als adlig
anerkannt; David Niklaus, geb. 1739, gest. 17.., Hauptmann in
Frankreich und Chevalier de St. Louis, genannt «le chevalier
de Gruvere» erhielt als Nob. David Nie. de Greyerz, Sohn des
Nob. David de Greyerz, am 18. Januar 1770 von Bern ein
Certificat, dass er Schweizer sei; auf ein vom 22. Mai 1800
datiertes Zeugnis des Stadtrates von Bern hin, dass er einem
altpatrizischen Geschlecht der Stadt Bern angehöre, wurde der
königlich bayrische Forstinspektor Gottlieb v. Greyerz in die
bayrische Adelsmatrikel aufgenommen.

Das Wappen ist seltsamerweise schon seit alter Zeit das
nämliche, wie das der Grafen v. Greyerz: in Rot auf grünem
Dreiberg ein silberner schreitender Kranich mit offenem Flug,
die Helmzier der wachsende silberne Kranich. Bisweilen erscheint
der Kranich auch mit einem ebenfalls silbernen Steine
in der erhobenen rechten Kralle, neuerdings ist diese Variante
von der Familie zur Regel angenommen worden. Das oben
erwähnte Wappen des Kastlans Peter zu Simmenegg kommt
in späterer Zeit nie mehr vor.

Früher meist auf Pfistern zünftig, haben die v. Greyerz oder
«von Gryertz», wie der Name im XVIII. Jahrhundert meist
geschrieben wurde, ungefähr um 1750 die Gesellschaft zu Webern
angenommen, bei welcher sie bis heute verblieben sind.

Ausser der Herrschaft (?) Mühlheim, welche von 1810 bis
1347 Nicolaus v. Greyerz gehörte, besass das Geschlecht im
XV. Jahrhundert Güter zu Rohr bei Tafers, später solche zu
Concise und Corcelles und im Attenberg bei Bern; gegenwärtig
ist es namentlich in Schweden begütert.

Besonderer Erwähnung verdienen, abgesehen vom etwas
sagenhaften, eingangs genannten Helden Walo, hauptsächlich
Abraham 1708 - 1778, Pfarrer zu Nidau 1748, Pfarrer an der
Nydeckkirche 1752, Helfer im Münster 1758, Dekan 1766,
ein tüchtiger Theologe, und Gottlieb 1778 - 1855, königlich
bayrischer Forstinspektor.

In jetziger Zeit blüht das Geschlecht in Bern, Lenzburg, USA und
Schweden, wo drei Mitglieder desselben das schwedische
Staatsbürgerrecht erhalten haben, nachdem sie am 23. Januar 1886
ausdrücklich aus dem bernischen Staatsbürgerrecht und dem
Burgerrecht der Stadt Bern entlassen worden sind.
(Info: SGB)

weiterführende Info: HLS

Verheiratet / Verbunden mit:

N.N.‎
Kind:
1.
manJohannes Wala von Greierz‏
Geb. ‎vor 1289.
Gest. ‎nach 1320‎, Alter mindestens 31 Jahre.
Beruf: Tuchschneider


Quellen

1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 2 S.623
2) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 1 S.163 / 6 S.255
Benutzerkommentar Es gibt 0 Benutzerkommentare.