Stammlinie Hallwil
Quellen zur Person 1) 2) 3) 4) Aargauisches Ministerialingeschlecht und Ratsgeschlecht des Freistaates Bern. Eintritt in das bernische Burgerrecht 1415 und 1712 in den Grossen Rat 1452. Evangelisch-Reformiert. Geschichtliches. I. Vor der Burgerrechtserwerbung. Die Wiege dieses uralten Rittergeschlechtes ist die Burg Hallwyl am gleichnamigen See im heutigen Kanton Aargau, deren Erbauung wahrscheinlich ins XI. oder XII. Jahrhundert fällt. Urkundlich wird der Name Hallwyl schon 118S genannt. Unter den Zeugen zur Bestätigung einer Schenkungsurkunde vom Jahre 1114, worin die Edeln Alger und Adelbero eine Zeige und Güter zu Wyslikon «quod est in pago Thuragensi» an das Kloster St. Blasien vergaben, erscheint in einer Bulle des Papstes Innocenz II. vom 28. November 1138 Diethelmus de Helvile. Im Laufe des XII. Jahrhunderts kommt der Name in Urkunden nicht mehr vor, die nächste Erwähnung datiert vom 25. Mai 1223, wo Waltherus de Hallwile mit 9 anderen Edelleuten den schiedsrichterlichen Spruch des Bischofs Conrad von Konstanz zwischen dem Grafen Ulrich v. Ivyburg und seinen Söhnen einerseits, und dem Chorherrenstift zu Münster im Aargau anderseits, unterzeichnet. Von diesem Zeitpunkt an erscheint der Name häufig in Dokumenten, bald wird er Hallenwile, Hallewilre, Hallewiller, Halluwill, Hallwiller oder Hallwile usw. geschrieben. Ursprünglich höchstwahrscheinlich Dienstmannen der Grafen von Lenzburg, traten die Hallwyl um 1250 in den Dienst der Kyburger und 1273 in denjenigen der Habsburger, denen sie bis in neuester Zeit stets treu geblieben sind. Ausser der alten Stammburg gehörten ihnen während des XIII. und XIV. Jahrhunderts zeitweise die Kastvogteien von Kappel und der Wartburg, ausserdem bezogen sie u.a. Einkünfte zu Lenzburg, Niederlenz, Rinach, Lupfig, Villmergen, Suhr, Grenchen, Muri, Sengen, Egliswyl und Meisterschwanden, in welch letzteren drei Ortschaften sie zudem, wie auch zu Hendschikon, die Gerichtsbarkeit besassen. Laut Urkunde von 13S9 trugen sie vom Hause Habsburg die Burg Wildegg, Holderbank mit dem Dinghof daselbst, Möriken, Altenburg, Hägglingen samt dem Meyerhof Anglikon, das Burgsäss zu Lenzburg mit allen Zubehörden, das Landgericht zu Fahrwangen, den Turm zu Aarau und schon seit Beginn des XIV. Jahrhunderts das Marschallamt zwischen dem Gotthard und dem Eggenbach im Elsass mit einer Mark Geld zu Rinach zu Lehen. Ihren Lehensherren in unwandelbarer Treue ergeben, zählten die Ritter Hänsli, Thüring und Johannes v. Hallwyl zu den 1386 bei Sempach gefallenen Getreuen Herzog Leopolds. Sonstige bekanntere Glieder dieser Periode sind besonders Dietrich, Probst zu Beromünster seit 1272, gest. 1283, und vor allem Johann, Ritter, 1328 Landvogt im Sundgau und in der Grafschaft Pfirt, 1337 Rat des Herzogs Friedrichs und Verwalter der österreichischen Ländereien in Schwaben, Hofmeister und Marschall des Herzogs, gest. 1348. Die Stammreihe lässt sich mit Sicherheit verfolgen bis auf Walther, Ritter, urkundlich erwähnt 1223 - 1207, wahrscheinlich mit Wilburgis von Hünenberg vermählt. Allianzen schlossen die Hallwyl in dieser Periode u.a. mit den Baldeck, Brandis, Büttikon, Burgistein, vom Haus, Homburg, vor Küchen, Masmünster, Montalt, München von Landskron, Reinach, Schönau und Thengen. Als Wappen führten sie schon damals in Gold einen offenen schwarzen Flug, der sich silbern als Helmzier wiederholt. Decken schwarz-golden. II. Zeit nach dem Eintritt in das bernische Burgerrecht. Erste Inhaber desselben sind im Jahre 1415 die Ritter Walther und Rudolf, die Brüder Konrad und Rudolf und Ritter Thüring v. Hallwyl. Alle diese traten bald nach der Eroberung des Aargaus in ein Schutz- und Trutzbündnis mit Bern ein, die 4 erstgenannten auch mit Solothurn, das sie am letzteren Orte aber bald wieder aufgaben. Ihren Udel erhielten sie auf dem Kaufhause und wurden durch jährliche Entrichtung einer halben Mark Silber von allen übrigen Teilen und Abgaben befreit. Obgleich sie in Bern die Gesellschaft zum Narren oder Distelzwang angenommen hatten und bald in enge verwandtschaftliche Beziehungen mit den Diesbach, Erlach, Mülinen und Wattenwyl traten, liessen sich die Hallwyl während langer Zeit nie in Bern nieder und gelangten daher auch nicht in die Regierung, einzig Rudolf (der ältere) kam 1452 in den Grossen Rat. Ausser dem Helden von Murten, Hans v. Hallwyl, der übrigens auch lange Zeit in Böhmen und Ungarn gefochten hatte, widmeten sie meistens alter Tradition gemäss ihre Dienste dem Hause Habsburg, mit welchem sie vor allem das Marschallamt stets eng verknüpfte. Nach und nach liessen sie ihr Burgerrecht sogar wieder ganz, fallen; am I6. September 1712 beschenkte jedoch Bern Johann Anton, welcher sich bei Villmergen ausgezeichnet hatte nebst seinen Brüdern Hans Rudolf und Johann - alle von der Schweizerlinie - wieder mit dem regimentsfähigen Burgerrecht, was sie für einige Zeit wieder an Bern fesselte. Das anfänglich nicht sehr zahlreiche Geschlecht verzweigte sich namentlich im XVI. und XVII. Jahrhundert in zahlreiche Linien, die alle von Dietrich, gest. 1509, einem Bruder von Hans, vermählt mit Sigonia v. Rotenstein, abstammen. Sein ältester Sohn Caspar, gest. 1560 oder 1562, Herr des vorderen Hauses zu Hallwyl, zu Trostburg und seit 1531 zu Hegi, 1534 zu Salenstein und sukzessive mit Barbara v. Hohen-Landenberg und Maria Meyer v. Hüningen vermählt, hinterliess mehrere Söhne, von denen der jüngste, Burkard, geb. 1533 oder 1535, gest. 1598, Herr zu Blideck, Stammvater der jetzt noch lebenden Linie des Geschlechtes ist, welche im Unterschied zu den 3 anderen vorzugsweise ihren alten Stammlanden treu blieb und sich meistens im Aargau auf ihren Besitzungen, namentlich Hallwyl, aufhielt. Ein Mitglied derselben, Abraham, nahm anfangs des XVIII. Jahrhunderts wieder das Bürgerrecht zu Solothurn an; mit seinem Sohne Franz Joseph, gest. 17S4, Chevalier de Hallwyl, der 1762 Marechal de camp in Frankreich und in den französischen Grafenstand erhoben wurde, erlosch jedoch dieser Zweig. Von Dietrich oder Thüring (?), dem ältesten Sohne Caspars, geb. 1514, Herrn zu Luxburg, Blideck und Hegi, bischöflich koustanzischer Vogt zu Güttingen und Hofmeister des Abtes von St. Gallen 1545, stammt eine ältere Linie ab, die sich besonders in der Ostschweiz und Baden, namentlich auch zu Konstanz und Lindau aufhielt. Mit dem Domherrn zu Konstanz Marquard Rudolf Anton, geb. 1690, starb 1734 diese Linie aus. Dietrichs Bruder, Hugo, geb. 1519, gest. 1588, Herr zu Trostburg, ist der Stifter der sogenannten österreichischen Linie. Sein Enkel, auch Hugo, gest. 1652, verkaufte 1610 die Trostburg und zog nach Böhmen, wo er 1638 Oberstkämmerer des Erzherzogs Leopold Wilhelm und nachmals des Erzherzogs Maximilians wurde. In erster Ehe mit einer Gräfin v. Wolkenstein und in zweiter Ehe mit einer Freiin Khuon von Bellasy vermählt hinterliess er Deszendenz, die am böhmischen und österreichischen Hofe zu hohen Ehren gelangte und mit den gräflichen Geschlechtern Truchsess v. Waldburg, Schiandersberg, Thürheim und Lichtenstein Allianzen einging. Diese Linie erlosch 1799 mit dem Grafen Franz Anton v. Hallwyl, Feldmarschalleutnant, kaiserlich wirkl. Geheimrat und Präsident des Invalideninstitutes, dessen einzige Tochter Franziska Romana ihren Namensvetter Johann Abraham v. Hallwyl, Herrn zu Hallwyl, von der in der Schweiz gebliebenen Linie, heiratete und 1886 starb. Endlich stammt noch von Hartmann, gest. 1573, einem jüngeren Bruder Caspars, eine 1711 in der Person des kaiserlichen Obersten Ludwig Friedrich ausgestorbene Linie ab, welche hauptsächlich in der Nordschweiz und Baden verbreitet war. Von den sehr zahlreichen Schlössern und Herrschaften, welche in dieser Periode den Hallwyl zu eigen waren, mögen ausser der noch jetzt im Besitze der Familie befindlichen alten Stammburg angeführt werden: Wildegg 1844 - 1437, Trostburg 1486 - 1616, Hegi 1581 - 1587, Wartberg 1379 - 1539, Blideck 1508 - 1734, ferner Salenstein, Güttingen, Liebegg, Schaffisheim, Brestenberg, Sierentz, Luxburg, Freudental und Niederbachingen, in Böhmen die Güter Prisseli, Krischipenodow und Pischeli; auch besass das Geschlecht bis 1495 die Kastvogtei des Klosters Kappel. - Durch Diplom d. d. Laxenburg 11. Mai 1671 wurde Jakob Leopold Freiherr v. Hallwyl (von der österreichischen Linie) von Kaiser Leopold I. unter Besserung seines freiherrlichen Wappens mit Hoch- und Wohlgeboren in den erbländischen. Grafenstand erhoben; dieses Diplom wurde auch auf seinen Bruder Johann Sebastian ausgedehnt. Als diese gräfliche Linie wie schon angeführt 1799 ausstarb, ging durch deren letzte Erbin Franziska Romana auch der Grafentitel an die von ihr abstammende Schweizerlinie über, dessen sich diese heute im Auslande bedient. Die Wappenverbesserung im Grafendiplome von 1671 bestand darin, dass dem Begnadeten und seiner Deszendenz gestattet wurde, in sein Wappen zwischen den Adlerflügeln des Helmes den Buchstaben L und darüber die königliche Krone aufzunehmen. Die Familie führt heutzutage immer noch das alte Stammwappen. Zu erwähnen sind von den Mitgliedern des Hauses seit dessen Eintritt in das bernische Burgerrecht: Thüring, Herr zu Bonndorf, Hauptmann der Zürcher auf österreichischer Seite bei der Schlacht bei St.Jakob an der Sihl 1443, gest. 1460; sein Sohn Thüring, Rat des Bischofs v. Strassburg 1432, Marschall 1450 und l462, Landvogt im Elsass 1450, in der Grafschaft Hohenberg 1458, gest. 1469; Hartmann, Domprobst in Basel 14S2, zuletzt Chorherr in Schönenwerd, gest. 1508; Hans, geb. 1433, gest. 1504, der Held von Marten, kämpfte in Böhmen und Ungarn 1407, Marschall 1475, Hauptmann der Berner bei Grandson 1470, Führer der Schweizer Vorhut bei Murten im gleichen Jahre, Oberst aller Schweizer Truppen in Frankreich unter Ludwig XI. 1478 - 1488, Herr zu Trostburg; Walther, gest. im Geruche der Heiligkeit im Kloster Kappel 1513, ehedem bischöflicher konstanzischer Hofmeister; Johann Rudolf, Bischof von Basel 1520, gest. 1527; sein Vetter auch Johann Rudolf, ebenfalls Bischof von Basel 1566; Johann Georg, Bischof von Konstanz 1580 - 1600, gest. 1600; Burkard, 1533 - 1589, Herr zu Blideck, Verfasser des grossen Hallwyl'schen Rezept- und Arzneibuches und eines Familienstammbuches; Wolfgang Ludwig, 1635 - 1711, Markgraflicher Baden-Durlach. Oberjägermeister; Friedrich Ludwig, 1644 - 1684, fiel bei Vizegrad als kaiserlicher Generalfeldwachtmeister; Johann Gottlieb, gest. 1724, Oberst in kaiserlichen Kriegsdiensten und Schlosshauptmann von Pressburg; der schon erwähnte Graf Franz Anton, kaiserlicher wirkl. Kämmerer 1750, Oberst 1751, Generalmajor und Hofkriegsrat 1750, Feldmarschalleutnant 1764, kaiserlicher wirkl. Geheimrat und Präsident des Invalideninstitutes 1772, gest. 1790; Franz Jakob 1601 - 1737, Deutschordensritter, fiel als kaiserlicher Oberst des Regiments Stahremberg bei Bagnalucka in Ungarn; Franz Joseph, gest. 17S4, studierte auf der Klosterschule zu Thann, trat 1733 in französische Dienste. 1752 Oberst eines Schweizerregiments, 1760 Brigadier, 1762 Marechal de camp. Im XIX. Jahrhundert gehörte Karl Franz Rudolf 1808-13 und 1815-31 dem Aargauer Grossen Rat an, sein Neffe Hans auch dem aargauischen Regierungsrat. Bis etwa 1450 hatten die Hallwyl ihre Grablege im Kloster Kappel (Gem. Kappel am Albis), nachher in der Kirche Seengen. Das Stammgut und Erbmarschallamt bzw. -lehen, das jeweils dem Stammältesten zufiel, trugen zum Zusammenhalt der Familie bei. Diesen beschwört das wohl um 1560 entstandene Hausbuch mit der Ringsage. Die Familienbande waren häufig eng, infolge der Verarmung kam es aber auch zu bitteren Zwisten. Heutzutage blüht das Geschlecht noch in Bayern im Mannesstamme fort. Literatur: Karl Brunner, Hans v. Hallwyl und sein Geschlecht, «Argovia», Band VI, Aarau 1871; ferner Kindler v. Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
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Quellen
1) Quelle: Hallwil, Hans von Hallwil, der Held von Grandson und Muren2) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 1 S.188 / 5 S.293
4) Quelle: Badenwürttemberg: Oberbadisches Geschlechterbuch, Seite: Bd.1 S.524
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