man‎Stammlinie Lentulus‏‎

Quellen zur Person 1) 2)
Ratsherrengeschlecht des Freistaates Bern.
Gruner führt eine Stammlinie bis in Jahr 200 zurück.
Eintritt in das bernische Burgerrecht 1593.
in den Grossen Rat 1629.
in den Kleinen Rat 1629
Herkunft: Basel

Erwiesener Stammvater dieses unter Friedrich dem Grossen
zu hoher Berühmtheit gekommenen Bernergeschlechts ist Paulus
Lentulus, geb. 15.. gest. 1618 zu Bern an der Pest. In seiner
Jugend studierte er an den Hochschulen zu Zürich, Basel und
Genf, wirkte dann zwei Jahre in England als Leibarzt der
Königin Elisabeth, erhielt am 18. Januar 1501 zu Basel den
Grad eines Doktors der Medizin und wurde als solcher von der
bernischen Obrigkeit 1503 als Stadtarzt nach Bern berufen, in
welcher Eigenschaft er im nämlichen Jahre daselbst das
Burgerrecht erhielt und die Gesellschaft zu Gerwern annahm. In
Bern verheiratete er sich am 24. Januar 1594 mit Barbara Wyss
und in zweiter Ehe am 13. Januar 1604 mit Ursula v. Erlach,
Bendichts Tochter; nebst zwei Töchtern, welche in die Familien
Fasnacht und v. Greyerz heirateten, hinterliess er von seiner
ersten Frau einen Sohn, Julius Caesar, welcher das Geschlecht
fortpflanzte.

Über Pauls Abstammung und Herkunft sind von jeher
verschiedene Ansichten und Theorien aufgestellt worden. Er
soll der Sohn eines 1525 zu Neapel geborenen Scipio Lentulus
sein, welcher nach Leu und allen älteren Genealogien der letzte
Sprössling der altrömischen Lentulus aus der Gens Cornelia
gewesen wäre. Ursprünglich geistlichen Standes, verliess Scipio
Lentulus 1551 denselben, als er sich der Letzte seines Hauses
sah, und gelangte nach wechselvollen Schicksalen 1559 nach
Genf, wo er sich zum Protestantisinus bekannte, von seiner
ganzen Habe nichts rettend als ein Geschlechtsregister, von
einem Mönche Basilius Lentulus auf Monte Cassino im VII.
Jahrhundert n. Chr. verfertigt. In der Folge wirkte er als
Pfarrer in den piemontesischen Tälern von 1560 - I567 und
starb endlich 1599 als Pfarrer zu Sondrio und Cleven, wo noch
seine Grabschrift zu sehen sein soll. Auch gab er nach Leu
eine Anzahl theologischer Werke im Druck heraus, welche in
Leu's Lexikon sämtlich aufgezählt sind.

Dieser Ansicht über die römische Abstammung der Lentulus
steht jedoch eine andere entgegen, welche den Anschein grösserer
Glaubwürdigkeit für sich hat, nämlich dass sowohl Paul, wie auch
sein Vater Scipio Lentulus eigentlich den Familiennamen
Linsner geführt hätten, welchen sie beide als Männer
der Wissenschaft nach dem damaligen Gebrauche in das
lateinische Lentulus übersetzten.

Inwiefern der ersteren Ansicht Glauben zuzumessen sei,
wird schwerlich je genau ermittelt werden können, doch dürfte
sie vielleicht doch eine der im XVII. und XVIII. Jahrhundert
so gebräuchlichen sagenhaften und oft zum Teil ganz aus der
Luft gegriffenen Genealogien sein, welche Schmeichler der
Familie im Glänze ihrer Stellung vorfabelten und die später für
bare Wahrheit angesehen wurden.

Wie dem auch sei, mit dem Stadtarzt Paul Lentulus beginnt
die urkundlich verfolgbare Stammreihe des Geschlechts,
welches nicht nur seiner Vaterstadt Bern tüchtige und verdiente
Magistrate, sondern namentlich dem Reiche und Friedrich dem
Grossen Offiziere gegeben hat, welche ihren Namen weit über
die Grenzen ihrer Heimat mit Ruhm umgeben haben. Sein
schon erwähnter Sohn Julius Caesar gelangte 1629 in den Grossen
Rat der CC, wurde 1640 Landvogt nach Oron, 1658 des Kleinen
Rates, 1656 Landvogt nach Lausanne und 1665 wieder des
Kleinen Rates. Er hinterliess zwei Söhne, von denen der eine
Paul Friedrich jung starb, der andere dagegen, Ruprecht Scipio
1650 - 1712, des Grossen Rates l680, Herr zu Corcelles, mit
Johanna Rosina Morlot, vier Söhne erzeugte. Der älteste und
der jüngste derselben gründeten zwei Linien, deren älteren,
um die Wende des XVIII. Jahrhunderts erloschenen, die beiden
Generäle entsprossen. Der jüngste Sohn Samuel, 1697 - 1762,
trat, wie auch seine drei andern Brüder, in fremde Dienste
und starb als Dragonermajor, von einem Fräulein v. Ballegg
aus Siebenbürgen einen einzigen Sohn hinterlassend, von welchem
die heute noch lebenden Mitglieder der Familie abstammen.

In Bern war das Geschlecht seit 1629 bis zum Übergang
ununterbrochen im Grossen Rate vertreten, zu dreien Malen
auch im Senat; Ruprecht Scipio, 1685 - 1706 gest. ohne
Deszendenz), bekleidete 1758 das Venneramt zu Gerwern. Die
meisten seiner Angehörigen traten jedoch in ausländische Dienste,
namentlich in kaiserliche, brandenburgisch-bayreuthische,
württembergische, preussische und später auch in französische und
päpstliche. Der Venner Ruprecht Scipio war am Anfang des XV11I.
Jahrhunderts herzoglich württembergischer Kammerjunker, sein
älterer Bruder, der spätere Feldmarschall-Lieutenant Caesar Joseph
um die gleiche Zeit Page beim Markgraten von Brandenburg-
Bayreuth.

Ausser der Herrschaft Corcelles, welche schon Paul Lentulus
besass, gehörte der Familie während des XVIII. Jahrhunderts
ein schönes Landgut zu Brunnen bei Bern und dem General
Rupert Scipio die Freiherrschaft Redekin im Magdeburgischen.
Ihr Wappen ist ein schwarz und blau waagrecht geteilter Schild,
in der oberen schwarzen Hälfte drei goldene Rauten, in der
untern blauen drei (2,1) silberne Kugeln (Linsen); das Kleinod
eine wachsende Ceres (Minerva?) mit goldenem Helm, goldenem
Panzer und blauem Rock, in der Rechten einen grünen Kranz,
in der Linken ein goldenes Füllhorn haltend.

Zu erwähnen sind, ausser dem Stadtarzt Paulus, welcher
hauptsächlich durch seine Beschreibung der Apollonia Schreyer
von Gals, die während langer Jahre weder Speise noch Trank
zu sich nahm, bekannt ist, die beiden Generäle Caesar Joseph
und Rupert Scipio.

Caesar Joseph, 1683 - 1744 Kammerherr des Markgrafen
von Brandenburg-Bayreuth, trat 1707 in österreichische Dienste,
nahm als Dragoner-Oberst an den Feldzügen am Rhein 1784
und 1735 teil, locht als Generalmajor seit 1738 in Ungarn,
Bosnien, im Banat und Siebenbürgen, endlich in Schlesien, wo
er 1741 bei Mollwitz verwundet wurde. Als einem der besten
österreichischen Kavallerieoffiziere boten ihm die vereinigten
Provinzen der Niederlande das Oberkommando über ihre Kavallerie
an, er nahm es jedoch nicht an und wurde von Maria Theresia
zum Feldmarschall-Leutnant und Kommandant der Festung
Kronstadt ernannt, wo er als zum Katholizismus übergetreten
1744 in der dortigen Jesuitenkirche begraben wurde. Von
seiner Gemahlin Maria Elisabeth, Gräfin v. Wangenheim, verw.
Gräfin Lodisano hinterliess er einen einzigen Sohn Rupert
Scipio, geb. 1714 zu Gräfendorf in Niederösterreich. Dieser
stand zuerst ebenfalls in österreichischen Diensten, und focht
als solcher in der Lombardei, in Ungarn, Böhmen, Bayern und
Schlesien. Im Jahre 1745 wurde er in Bern zum Mitglied des
Grossen Rates ernannt und quittierte l746 den österreichischen
Dienst. Im nämlichen Jahr trat er in den Dienst Friedrichs des
Grossen, der ihn zum Major und zu seinem Adjutanten brevetierte.
Oberst-Lieutenant 1752 und 1755 Oberst, zeichnete er sich in
dieser Eigenschaft namentlich bei Lowositz, Prag, Kollin und
Rossbach aus. In der Folge Generalmajor, kämpfte er bei Leuthen
und Zorndorf, wo er an der Spitze von 30 Schwadronen die
russischen Quarres zersprengte und dadurch den Sieg entschied,
so dass ihn Friedrich der Grosse auf offenem Schlachtfelde
umarmte. 1767 kehrte er nach Bern zurück, wo er zum Feldobersten
ernannt wurde und bald darauf vom König von Preussen
zum Generalleutnant. Als solcher war er von 1708 - 1779
Gouverneur von Neuenburg und nahm endlich 1779 aus
Gesundheitsrücksichten seine Demission. Bald darauf erhielt er
die bernische Landvogtei Köniz und starb 1786 auf seinem
Landgut Monrepos bei Bern, wo noch ein Grabstein seine Ruhestätte
ziert. Rupert Scipio v. L. war auch Ritter des preussischen
schwarzen Adlerordens und des russischen St.Andreasordens.

In neuerer Zeit haben die letzten Glieder der Familie sich
wieder zur katholischen Lehre bekannt und ihren Aufenthaltsort
nach Genf verlegt; in Bern selbst existiert der Name Lentulus
nicht mehr.

Literatur: R. de Steiger, les generaux bernois, Berne 1864;
Sammlung bernischer Biographien, herausgegeben vom histor.
Verein des Kantons Bern; F. L. Haller „Lentulus», Bern 1787.
(Info: SGB)

weiterführende Info: HLS

Verheiratet / Verbunden mit:

N.N.‎
Kind:
1.
manScipio Lentulus‏
Geb. ‎1451‎.
Beruf: Arzt


Quellen

1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 3 S.267
2) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 1 S.257
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