man‎Stammlinie Steiger weiss‏‎

Quellen zur Person 1) 2) 3)
Steiger - Weisse
Ratsgeschlecht des Freistaats Bern.
Burgerrecht um 1448.
Grosser Rat 1452.
Kleiner Rat 1503.

Geschichtliches
Der Name Steiger oder Steger kommt schon im 14. und
15. Jahrhundert im Wallis und in der Gegend von Saanen vor,
der Tradition nach soll die bernische Familie der sogenannten
«weissen» Steiger ursprünglich aus dem Wallis stammen.
Wenn auch nicht dokumentiert, so ist diese Tradition nicht
unbedingt zu verwerfen, da verwandtschaftliche Bande
zwischen den Steiger zu Bern mit dem Simmental noch in
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bestanden zu haben
scheinen. In Bern selber kommt der Name im 15. Jahrhundert
schon häufig vor und wurde von Personen geführt, deren
verwandtschaftlicher Zusammenhang obwohl sehr
wahrscheinlich, nicht mehr genau fixiert werden kann.
Ungefähr um die gleiche Zeit - 1440-1470 - erscheinen als
Mitglieder des Grossen Rates Peter Steiger, Hensli Steiger,
Jost Steiger, Wernli Steiger, Bendicht Steiger u. a. mehr.

Erwiesener Stammvater der hier behandelten Familie ist Jost,
der zuerst 1448 im Tellbuch als Besitzer eines Hauses an der
Brunngasse sonnenhalb erscheint und mit Anna, seiner Frau
125 Pfund verteilt. 1452 war er Mitglied des Grossen Rates der
CC, 1462 erscheint er als Meister zu Wabern, 1468 wurde er
Schultheiss nach Büren, 1473 Vogt nach Aarberg, 1477
Schultheiss nach Burgdorf und 1482 wieder nach Büren, auch
findet man ihn öfters als Schiedsrichter oder Vormund. Im Jahre
1497 starb er, nachdem er sich 1483 zum zweiten Male mit
Barbara, der Witwe des Venners Peter Baumgartner,
verehelicht hatte; von seiner ersten Frau Anna ( Geschlechtsname
unbekannt ist) hatte er damals einen Sohn Bartlome, eine mit
Diebold Weidenlich verheiratete Tochter Barbara und einen
(ungenannten) Sohn, der Priester in Interlaken war.

Bartlome, des Grossen Rats 1476, von Bern eingesetzter
Landammann von Oberhasli 1492, Obervogt nach Aarburg 1496,
des Kleinen Rats 1503-1505 und wieder 1510-1613, Vogt nach
Wangen 1506, erscheint 1481 mit Kölner Kaufleuten in
Geschäftsverbindung und wohnte 1494 an der Neuenstadt
(Marktgasse). In erster Ehe mit Adelheid Bircher ans Hilterfingen,
Niklaus Ribos Witwe, und kurz vor seinem Tode noch in zweiter
Ehe mit Margreth Irreney, Michael Uttingers Witwe, vermählt,
hinterliess Bartlome bei seinem 1513 erfolgten Tode von seiner
ersten Frau zwei Söhne und eine mit Wilhelm Wysshahn
verehelichte Tochter. Der älteste Sohn, auch Bartlome genannt,
des Grossen Rats 1611, Vogt nach Aarburg 1514 und des
Kleinen Rats 1517, starb jung 1518, seine Witwe Barbara
Thormann gebar ihm einen nachgeborenen Sohn Hans, den
späteren Schultheissen, welcher der nähere Stammvater des
nachmals so weitverzweigten Geschlechtes wurde.

Der Vollständigkeit halber mag hier noch erwähnt werden Peter
Steiger, ein Zeitgenosse Jost's und des älteren Bartlome, welcher
im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in der bernischen Geschichte
eine ziemliche Rolle spielte. Er stammte erwiesenermassen
aus Saanen und war der Sohn eines Christian Steiger von Saanen
und der Jaqua Loy. Er kommt 1470 zum ersten Mal urkundlich vor,
1471 als Burger von Bern. Verschie­dene Umstände, namentlich die
grosse Ähnlichkeit der Wappen.(s.u.), lassen aber darauf schliessen,
dass er mit den obgenannten irgendwie verwandt war. 1473 wurde
er Landschreiber von Saanen, 1474 Mitglied des Grossen Rates,
1475 als öffent­licher Notarius patentiert und 1476 Vogt nach Aelen
und Ormonds; 1478 wurde er zu Nyon durch den kaiserlichen
Hofpfalzgrafen Johann Champenois de Pont Val geadelt. Besonders
bekannt ist er durch den Betrieb und die Ausbeutung der von ihm
entdeckten Silberbergwerke beim Dorf Bruson im Bagnetal - er
hatte schon 1480 von Bern die Erlaubnis zur Ausbeutung des
Eisenerzes in der Herrschaft Bex auf Mordes u.s.w. bekommen -
wozu er mit Peter Loübli 1490 vom Abt von St. Maurice eine
Konzession erhielt, welche die Ursache lang­wieriger Streitigkeiten
mit dem Bischof von Sitten, Jost von Sillinen war, die bis vor die
päpstliche Curie kamen und in welche Bern und selbst die
Eidgenossenschaft verwickelt wurde. Peter scheint um 1499 ohne
Hinterlassung von Kindern ge­storben zu sein.
Hans, der posthume Sohn des Jüngern Bartlome, ge­boren 1518,
gest. 1581, gelangte 1538 in den Grossen Rat und wurde im
gleichen Jahr Landvogt nach Neus, des Kleinen Rats 1544,
Landvogt nach Nidau 1546, Venner zu Gerwern 1547 und 1556,
Welschseckelmeister, 1548 und endlich Schultheiss der Stadt
und Republik Bern 1562. Ein Staatsmann von ausserordentlicher
Begabung, wurde er mit vielen Missionen ins In- und Ausland
betraut, daneben galt er als einer der reichsten Berner seiner Zeit.
Mit seiner 1537 geehelichten Gemahlin Barbara Willading lebte
er 30 Jahre in kinder­loser Ehe; 1567 verheiratete er sich zum
zweiten Male mit Magdalena Nägeli, Tochter seines
Amtskollegen, des Schultheissen Hans Franz Nägeli, mit
welchem Steiger vorher in er­bitterter Feindschaft gestanden
haben soll. Zur Hochzeit, welche am 5., 6. und 7. August
1567 stattfand, gab es öffentliche Festlichkeiten aller Art, zu
welcher die ganze Bürger­schaft eingeladen und von Steiger
bewirtet wurde. Seinen ausgedehnten Grundbesitz hatte er
sich namentlich in den Jahren 1553 und 1558 erworben durch
den Kauf der Freiherrschaften Rolle, Mont le Grand und
Mont le vieux, sowie der Herr­schaften Rosey, Bierre, Begnins,
Cuarnens, Sepey und Mollens, alle in der Waadt, daneben
gehörte ihm Oron ein Jahr lang 1556-1556 und in Bernerlanden
Münsingen und Wichtrach. Mit seiner zweiten Frau, welche
nach seinem Tode noch nacheinander die beiden Schultheissen
Johann von Wattenwyl und Albrecht Manuel heiratete, erzeugte
Hans acht Kinder, von denen ihn aber nur zwei Söhne und zwei
Töchter überlebteil. Die beiden Söhne Johann und Georg
hinterliessen zahlreiche Deszendenz und stifteten zwei
Hauptlinien, die noch heutzutage blühen, die ältere oft «von
Rolle», die jüngere dagegen »von Münsingen» genannt.

Schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eines
der zahlreichsten Geschlechter Berns, widmeten sich
die meisten Steiger der Magistratur und sassen
ununterbrochen in beiden Räten der Republik. Sehr viele
traten auch in ihrer Jugend in fremde Dienste und
bekleideten Offiziersstellen namentlich Frankreich,
Holland, Piemont und Österreich, später auch Neapel
und England. Einzelne widmeten sich auch dem
Pfarrdienst.

Den Junkerntitel führt die Familie seit der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts, 1651 erhielt sie als adelmässiges
Geschlecht die Titulatur «edelvest» zuerkannt. Das Adelsprädikat
«von» führt sie erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem
der Junkerntitel ausser Gebrauch kam. Ein Zweig der Linie
von Münsingen wurde am 5. Dezember 1895 in Wien in das
ungarische Baronat aufgenommen unter dem Namen «Steiger-
Münsingen von Rolle und Mont», nachdem er schon 1874
in Wien als freiherrlich anerkannt worden war.

Im Allgemeinen blieben die Angehörigen der Familie ihrer
Heimat Bern treu, ein in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
nach Oesterreich ausgewanderter Zweig erlosch daselbst 1868.
Nach dem Untergang des Ancien Régime wandten sich
die Steiger vor allem als Juristen, Ingenieure und Kaufleute
bürgerlichen Berufen zu und weiteten ihren traditionell auf das
Patriziat begrenzten Heiratskreis auf das moderne Bürgertum
aus. Etliche Mitglieder wanderten u.a. Brasilien, England,
Deutschland und Oesterreich, in die USA, Argentinien und nach
Australien aus. Dort vermehrte sich die Familie nochmals so
stark, dass sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu den grössten
Berner Patriziergeschlechtern zählte.

Von den zahlreichen Herrschaften, welche das Geschlecht
namentlich in der Waadt besass, sind zu erwähnen die
Freiherrschaften Rolle, Mont le vieux und Mont le Grand 1553
(1558» - 1764, welche durch Erbschaft an die Familie
Kirchberger übergingen, Bierre 1553 - 1753, Begnius 1553 - 1731,
Sepey 1553 - 16.., Rosey 1553 - 1647, Mollens 1553 - 1(574,
Maxillier 1551, Oron und Palezieux 1555-1556, St. Christofe
ca. 1689-1713, ferner Ballens 1580 bis ca. 1700, Beroula/.,
St. Ovens, in bernischen Landen Münsingen, zur Hälfte schon
seit 1561, ganz 1579 - 1826, Wichtrach 1579-1824, zwei
Drittel der Herrschaft Gerzensce 1719 - 1722, Allmendingen in
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts; ausserdem die Landsitze
Neuhaus bei Wichtrach 1579 - 176., Wittigkofen ca. 1670 bis
1745, Rothaus 1664-1686, Rörswyl 1735 - 1774, Märchligen
1766 - 1805, Eichi 1773-1799, das Schlosbgut Riggisberg
1799 - 1809, der «Winkel» zu Kirchdorf 1788 - 1803 und
1832 - 1856, das Schlüssli von Kirchdorf seit 1832, daneben
im Lauf des 18. Jahrhunderts der Schwand bei Münsingen,
sowie Güter zu Moosseedorf, Einigen, Gümligen etc.

Gegenwärtiger Grundbesitz: Mehrere städtische
Grundstücke, die Güter Waldegg, Mont und Brunnadern bei Bern,
ein Gut zu St. Blaise (Neuenbürg), Häuser in Paris und London,
Güter in Ungarn, Plantagen in Brasilien, die Villa Marienberg
bei Linz etc.

Von den vielen Regierungsbeamten und Militärpersonen,
welche im Laufe der Zeit aus der Familie hervorgingen, mögen
neben dem schon genannten Schultheissen Hans noch genannt
werden: Isaak, 1669 - 1749, in seiner Jugend Dienstagschreiber,
des Grossen Rates 1701, Obervogt nach Schenkenberg 1705,
des Kleinen Rats 1720, Venner zu Gerwern 1725, Präsident
des Schulrates 1726, Deutschseckelmeister 1729, Schultheiss der
Stadt und Republik 1732 - 1749, Herr zu Allmendingen;
Isaak, 1698 - 1755, diente zuerst in Piemont, trat dann in
kaiserliche Dienste, zeichnete sich namentlich als Ingenieur aus,
Kaiserl. «Ingenieur-Obristwachtmeister», machte in dieser
Eigenschaft 1737 - 1739 die Feldzüge gegen die Türken mit.
Oberstleutnant 1741, 1747 KuK Ingenieuroberst, Chef der
ungarischen Ingenieurbrigade und Inspektor sämtlicher Festungen
Ungarns und Siebenbürgens; Franz Ludwig, 1704 - 1755,
des Grossen Rats 1735, Kastlan nach Wimmis 1741, des
Kleinen Rates 1751, Deutschseckelmeister 1754; Beat
Ludwig, 1711 - 1798, zuerst Kapitänleutnant im Regiment Gumoens
in Holland 1744 - 1748, Oberstleutnant daselbst 1748, Oberst
in der holländischen Schweizergarde 175S, Generalmajor 1772,
Generalleutnant 1787, Besitzer von Märellligen; Albrecht
Bernhard, 1778 - 1838, diente zuerst als Fähnrich in
englischen Diensten, in Korsika und Elba 1796 - 1797 und in
Portugal 1798 - 1799, Kapitainleutnant in Spanien und Aegypten,
Major 1811, focht in Spanien 1812 - 1813, in der Restauration
Oberst des dritten Schweizerregiments in französischen Diensten,
Marechal de camp 1825 und Brigadekommandant 1828.

Das Wappen ist seit dem 15. Jahrhundert in rot ein
wachsender goldbewehrter silberner Steinbock auf grünem -
manchmal goldenem - Dreiberg; die Helmzier der wachsende
Steinbock. (Der eingangs genannte Peter, gest. 1499, führte den
Steinbock aus drei pyramidenförmig aufeinander gelegten Stufen
wachsend.) Devise: «alta peto » Der in Ungarn etablierte
Zweig von Münsingen erhielt unterm 5. Dezember 1805,
zugleich mit der Aufnahme ins ungarische Baronat, eiu vermehrtes
Wappen: Der Schild geviertet, in- von einer alten französischen
Freiherrenkrone bekröntem Mittelschild das Stammwappen,
1 und 4 gold und grün quergeteilt (Rolle), 2 und 3 rot mit
kreuzförmigem goldenem Hauptpfahl (Münsingen); dazu drei
mit je einer siebenperligen Freiherrenkrone gekrönte Helme,
auf dem mittleren rechts mit rot-goldener und links rot-silberner
Decke der wachsende Steinbock, auf dem rechten der Tförmige
Pfahl, auf dem linken sechs Straussenfedern in zwei Reihen
übereinander gestellt und zwar oben zwischen zwei roten eine
silberne und unten zwischen zwei silbernen eine rote Feder als
Helmzierden. Schildhalter: zwei silberne goldbewehrte Steinbocke.

Seit ca. 1490 ist die Familie auf Ober-Gerwern zünftig.

Literatur: Sammlung bernischer Biographien, herausgegeben
vom historischen Verein des Kantons Bern; Berner
Taschenbücher von 1853, 1879 und 1889; R. de Steiger «les
generaux bernois».
(Info: SGB)

weiterführende Info: HLS Wiki

Verheiratet / Verbunden mit:

N.N.‎
Kinder:
1.
manAlexander Steiger‏
Geb.4)
Beschreibung CL0 - Steger weiss (aus dem Wallis stammend)

2.
manChristian Steiger‏

Beruf: Grundbesitzer zu Saanen


Quellen

1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 5 S.31 (Wiesse) / 5 S.96 (Schwarze)
2) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 2 S.545 / 4-A (Schwarz) resp. 2 S.518 / 1-A / 6-656 (Weiss)
4) Quelle: Steiger: Genealogie des Geschlechts von Steiger (weiss) von Bern, Seite: Seite XXXVIII
Benutzerkommentar Es gibt 0 Benutzerkommentare.