Stammlinie Bondeli
Quellen zur Person 1) 2) 3) Ratsgeschlecht des Freistaats Bern. Burgerrecht vor 1542. Grosser Rat 1542. Kleiner Rat 1672. Ursprung: Port bei Nidau Geschichtliches. 1. Vor der Erwerbung des bernischen Bürgerrechts. Landleute in der Gegend von Port im heutigen Seeland. Während des ganzen 16. Jahrhunderts kommt der Name Bondeli, Bundeli, Punteli etc. in den Tauf- und Eherödeln von Nidau und sonstigen Dokumenten aus dieser Gegend vor; höchstwahrscheinlich sind zu dieser Zeit zu verschiedenen Malen Angehörige dieser Familie, deren verwandtschaftlicher Zusammenhang indessen nicht mehr nachzuweisen ist, nach Bern gekommen und daselbst ins Burgerrecht eingetreten, da der Name schon verhältnismässig früh im I6. Jahrhundert in den bernischen Taufrödeln vorkommt, aber ebenfalls zum Teil ohne ersichtliche Verwandtschaftsverhältnisse. II. Nach Eintritt in das bernische Burgerrecht. Erster urkundlicher Inhaber desselben ist Erhard Bundeli, der Pfister und Wirt zum weissen Kreuz, der 1542 - 1557 als Mitglied des Grossen Rates und 155G als Stubenmeister zu Pfistern erscheint. Nach einigen Genealogien soll er schon 1534 Burger geworden und in erster Ehe mit Verena Armbruster vermählt gewesen sein; von seiner zweiten Frau Dorothea Schwinkhard hinterliess er nebst mehreren Töchtern wahrscheinlich einen Sohn Hans, Pfister, des Grossen Rates 1568 und gest. 1577. Was die Tatsache, dass letzterer wirklich ein Sohn Erhards war, in Frage stellt, ist der Umstand, dass nach dem Osterbuch von l568 Hans Boudeli als neues Mitglied der CC eine Gebühr von acht Pfund zu bezahlen hat, währendem sonst alle, deren Väter schon Mitglieder dieser Behörde waren, nur sieben Pfund zu entrichten hatten. Anderseits geht aus den Ratsmanualen von 1571 deutlich hervor, dass Hans Bundelis Mutter, Dorothea Bundeli, die Wirtin zum weissen Kreuz war. Wie dem nun auch sei, auf Hans Bundeli lässt sich die Stammreihe der heutigen v. Bondeli mit vollständiger Gewissheit zurückführen. Von Niklaus Bundeli, getauft 9. Dezember 1556, Stadtschreiber zu Erlach und hernach zu Zofingen, erwiesenermassen einem Sohne Erhards, stammt wahrscheinlich eine jüngere, erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erloschene Linie ab, welche ebenfalls in die Regierung gelangte und Landvögte hervorbrachte, meist aber Gewerbe betrieb. Jedoch kann diese jüngere Linie ebenso gut von einem Abraham B. abstammen, welcher gegen Ende des 16. Jahrhunderts von Port nach Bern kam und 1591 daselbst das Burgerrecht erhielt; denn sowohl obiger Niklaus. als auch Abraham hatten beide einen Sohn Hans, welchen Namen der nähere Stifter dieser jüngeren Linie trug. Von Beruf ein Notar, gelangte derselbe 1619 in den Grossen Rat und wurde 1636 Landvogt nach Aarwangen, aber wessen Sohn er war, hat bis heute nicht ermittelt werden können. Des erstgenannten Hansen Sohn dagegen aus seiner 1559 mit Margaretha Hartmann geschlossenen Ehe, Erhard, getauft 21. Juni 1561, des Grossen Rates 1599, gest. 1604, hinterliess von zwei Frauen Deszendenz, die von seinem Enkel Samuel 1623 - 1693 fortgeführt wurde, das Gewerbe gänzlich fallen liess und rasch zu hoher Stellung emporstieg. Samuel, ein Sohn Jakobs (1597 - 1628), Fähnrich im Zug ins Veltlin, und der Magdalena Amport, gelangte 1651 in den Grossen und 1672 In den Kleinen Rat, nachdem er 1662 die Landvogtei Wangen versehen hatte, und wurde endlich 1686 Landvogt nach Lausanne. Dreimal verheiratet, 1617 mit Margaretha Tillier, 1619 mit Anna Katharina Wild und 1668 mit Anna Ryhiner, hinterliess er von seiner zweiten Frau fünf Söhne, von denen der dritte, Emanuel 1660 - 1734), Professor Eloquentiae et Philosophiae zu Lausanne 1682, des Grossen Rates 1691, Landvogt nach Aubonne 1701, nach Tscherlitz 1720, des Kleinen Rates 1733, Stifter des heute noch blühenden Zweiges der Familie ist. Er hatte sich 1685 mit Barbara Hory aus Neuenburg, der letzten ihres Stammes, vermählt und erhielt in der Folge 1727 für sich und seine Nachkommen das Bürgerrecht in Neuenburg, blieb aber trotzdem seiner Heimat Bern treu. In seiner Jugend hatte er die Würde eines kurfürstlich brandenburgischen Kammerjunkers bekleidet, wie denn überhaupt gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Familie mit dem preussischen Hof in nähere Beziehungen trat. In Bern nie besonders zahlreich, sassen die Bondeli seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Untergang der Republik ununterbrochen im Grossen Rate, zweimal auch im Senat. Beinahe alle widmeten sich von der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts an der Magistratur, mehrere traten zeitweilig in fremde Kriegsdienste, ausser in brandenburgische namentlich in französische, holländische und piemontesische. Johann Erhard (1663 - 1714), der Jüngste der fünf Söhne des Ratsherrn Samuel, diente zuerst als Hauptmann in Frankreich, trat 1695 in kurbrandenburgische Dienste, wurde 1710 Oberst des Alt-Dohna'schen Regiments und 1711 Festungskommandant zu Pillau. Mit Veronika Tugendreich von Flans vermählt, liess er sich vollständig in Preussen nieder und gelangte durch seine Heirat in den Besitz der Güter Linkowitz, Krautern und Schönwaiden; seine Deszendenz erlosch daselbst um 1790. Einer seiner Söhne, Friedrich Julius, geboren 1702, Freiherr auf Tiltowitz, wurde Vize-Drossard zu Memel und Tappiau. Während des ganzen 18. Jahrhunderts besass der noch blühende Zweig der Familie die Baronie Chatelard bei Clarens, welche der Landvogt zu Aubonne, Emanuel B., 1705 kaufsweise von den v. Tavel erworben hatte, von seinen Nachkommen 1805 aber wieder veräussert wurde. Ausser städtischen Grundstücken gehörten ihnen auch noch ein Landgut zu Kehrsatz, das »Obere Gut« zu Ittigen, sowie Reben zu Dardagny. Im XIX. Jahundert führten Mitglieder der Familie ein Handelshaus in Triest und waren als Bankiers in Paris tätig. Besonderer Erwähnung verdienen, soweit nicht schon genannt: Simeon (1658 - 1734), trat früh in brandenburgische Dienste, kurfürstlich brandenburgischer Kammerjunker 1684, preussischer Gesandter nach Baden in die Schweiz 1684, nach Holland 1690, an die Eidgenossenschaft und den Turinerhof 1691, an den Frieden von Ryswick 1696, ausserordentlicher und generalbevollmächtigter preussischer Gesandter an den englischen Hof und an die Generalstaaten 1699, nachdem er schon 1692 Hof- und Legationsrat in Berlin geworden war, Geheimer Rat 1700 und Ritter des Ordens pour la generosité 1708; in seine Vaterstadt zurückgekehrt, wo er seit 1701 dem Grossen Rate angehörte, bekleidete er 1717 das Amt eines Stiftschaffners. Das bekannteste Mitglied der Familie ist jedoch Susanna Julia (1701 - 1778), die geistreiche und liebenswürdige Freundin Rousseau's, Wielands und Sophie Laroche's, die sich nicht nur in Bern, sondern in der deutschen Literaturgeschichte überhaupt durch ihren Geist und ihre Bildung einen Namen gemacht hat. Endlich mag auch noch erwähnt werden Anna Katharina (1683 - 1727), welche, ebenfalls durch Geist und Schönheit ausgezeichnet, den grossbritannischen Gesandten in der Schweiz, Abraham Stanian, heiratete, der in der Folge Gesandter nach Wien und Konstantinopel wurde, wo sie von einer auf ihre Schönheit eifersüchtigen Circassierin erdolcht worden sein soll. Das Wappen der Familie hat sehr verschiedene Änderungen durchgemacht und ist erst ungefähr von der Mitte des 18. Jahrhunderts an in einheitlicher Form geführt worden. Integrierende Bestandteile sind stets ein Fisch («Boudelle«) und ein Kreuz darüber gewesen. Die ältesten heute noch vorhandenen Siegel und Wappenabbildungen rühren allerdings von Mitgliedern der Jüngern heute erloschenen, jedenfalls ursprünglich stammverwandten Linie her; der schon genannte Landvogt zu Aarwangen, Hans B., führte 1636 in blauem Feld über grünem Dreiberg einen sillbernen Fisch, überhöht von einem silbernen Kreuzchen, sein Sohn Niklaus als Obervogt zu Biberstein 1655 desgleichen, aber ohne Dreiberg. Der Landvogt zu Lausanne und Senator Samuel führte l662 als Landvogt von Wangen in blauem goldberändertein Schild über silbernen Wellen den Fisch von einem silbernen Ankerkreuz erhöht, 1680 als Landvogt zu Lausanne jedoch in einem einfachen blauen Schild, Fisch und Kreuz über goldenem Dreiberg - und so ist auch das Wappen der Familie um 1684 angelegten obrigkeitlichen Wappenbuch auf der Burgerkanzlei eingetragen -, später aber einen von Silber und Blau geteilten Schild, in der oberen Hälfte ein blaues Ankerkreuz, in der untern Hälfte eine silberne Bondelle. Sein Sohn Simeon führte 1717 als Stiftschaffner wieder im blauen Schild über silbernen Wellen den Fisch von einem einfachen silbernen Kreuzchen überhöht; Jonas Emanuel, der Sohn des Landvogts zu Aubonne, dagegen 1731 als Kommandant zu Aarburg einen von Blau und Silber geteilten Schild, oben ein silbernes Ankerkreuz und unten ein blauer Fisch. Durch Diplom vom 17. April 1703 d.d. Cöllen an der Spree wurden die Gebrüder Simeon, Gabriel, Emanuel und Johann Erhard Bondeli von Friedrich Wilhelm von Preussen mit ihrer ganzen Deszendenz in den erblichen preussischen Freiherrenstand erhoben, auch erhielten sie ein neues Wappen: nämlich der Schild geviertet, im ersten und vierten goldenen Felde einen schwarzen gekrönten Adler mit goldener Krone um den Hals und goldenen Saxen, im zweiten und dritten blauen Felde ein silbernes Ankerkreuz. Zwei Helme, auf dem rechten der Adler, auf dem linken ein halber blauer Flug mit dem silbernen Ankerkreuz. Emanuel und seine Nachkommen erhielten unter dem gleichen Datum die Befugnis, in dieses neu verliehene Wappen noch dasjenige der ausgestorbenen Hory von Neuenburg als Herzschild aufzunehmen, nämlich einen gespaltenen Schild, vorn von Gold und Rot nochmals gepalten, in der roten Hälfte drei silberne Schräglinksbalken, die andere Hälfte des Schildes von Blau und Gold links geschrägt, im blauen Feld eine halbe goldene Lilie, im goldenen ein blaues Sporenrad. Dieses neuverliehene Wappen wurde jedoch in Bern nur ganz vereinzelt geführt, wohl aber im Ausland, ebenso wie der Freiherrentitel. Das Wappen, welches die v. Bondeli seit ca. 1750 in Bern konsequent führen, ist silber und blau waagrecht geteilt, oben ein blaues Ankerkreuz, unten ein silberner Fisch. Helmzier: eine gekrönte armlose Seejungfrau mit aufgelöstem Haar, das weisse Kreuz auf der Brust. Devise: «Nec timide nec tumide», Beiwort: «Promptitude». Zunftangehörigkeit: Pfistern. Literatur: Berner Taschenbuch 1853, »Julie Bondeli«, von Pfa. J. J. Schädelin, Bern C. A. Jenni, 1838. «Simeon Bondeli», von Alexander Pfister. in der Festgabe der allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz 1905. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kind:
1.
Erhard BondeliGeb. ca. 1475 in Nidau-Port, Biel, BE, CHE. Gest. nach 1534 Beschreibung 1 Naturalisiert (1534 in Bern, Bern, BE, CHE) |
Quellen
1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 1 S.712) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 2 S.58 / 6 S.37
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