Stammlinie Luternau
Quellen zur Person 1) 2) 3) Ministerialengeschlecht des alten Aargaus. Rats- und Gerichtsherrengeschlecht des Freistaates Bern. Eintritt in das bernische Burgerrecht 1429 und 1485 in den Grossen Rat 1485. in den Kleinen Rat 1609. Herkunft: Luthern. Geschichtliches. I. Vor Eintritt in das bernische Burgerrecht. Das uralte Rittergeschlecht der v. Luternau stammt vom gleichnamigen Hofe in der Pfarre Buttisholz im heutigen Kanton Luzern. Nach der Tradition soll schon ein Mitglied des Hauses an der Belagerung von Antiochien teilgenommen und sich dabei so ausgezeichnet haben, dass ihm die Mauer, die er als erster erstiegen, zum Wappen gegeben wurde. Ältester bekannter Träger des Namens ist jedoch erst Wernher, von welchem ein Urbar der Abtei St. Urban aus dem XV. Jahrhundert berichtet, er habe im Jahre 1220 zusammen mit einem Ritter Heinrich v. Elmigrin die Abtei St. Urban überfallen und geplündert, Türen und Schlösser zerbrochen und die Knechte eingefangen. Infolgedessen in den Bann getan, gelang es ihm später nur durch eine Schenkung seine Missetat wieder gut zu machen. Seine Frau war höchst wahrscheinlich aus dem freiherrl. Hause der Grünenberg; in einer Urkunde von 1249 wird sie ausdrücklich als «Freie» erwähnt, ohne dass indessen ihr Name dabei genannt wird. Die ersten urkundlich erwähnten Mitglieder des Hauses sind seine drei Söhne Werner, Burchard und Rudolf, welche als Söhne Wernhers in einer Urkunde vom 25. September 1249 vorkommen. Sie hatten die väterliche Schenkung an St. Urban angefochten und lebten überhaupt im Streite mit diesem Gotteshaus, namentlich bezüglich der Besetzung der Kirche zu Langenthal, der Langeten und der dortigen Wälder und Allmenden. Durch die erwähnte Urkunde sollte ein Vergleich zu Stande kommen, im Jahr 1255 plünderten aber die drei Brüder die Abtei gerade wie ihr Vater vor ungefähr 80 Jahren, so dass sich ihr Lehensherr, Graf Hartmann v. Kyburg bewogen sah, einzuschreiten und Frieden zu stiften. Von nun an war das Verhältnis mit St.Urban etwas leidlicher, aber der Aufenthalt in Langenthal, wo die Luternau in der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts ihre hauptsächlichsten Besitzungen - die einstigen Grünenbergischen - hatten, mag ihnen doch verleidet sein, wenigstens verkauften sie dieselben gegen Ende des Jahrhunderts nach und nach an St. Urban. Burkard v. Luternau scheint verhältnismässig früh, etwa um 1255 gestorben zu sein; Werner war mit einer Anna verheiratet und hatte einen Sohn Germy und eine Tochter Ita (Urkunde von 1273): nach einem Dokument, welches eben um den Verkauf seiner Güter zu Langenthal handelt, war 1270 Graf Eberhard v. Habsburg sein Lehensherr. Seine Deszendenz muss aber schon früh erloschen sein, Stammvater aller späteren v. Luternau ist Rudolf, welcher noch am 21. Oktober 1285 den Johannitern zu Thunstetten, mit denen er von jeher als gemeinsame Gegner von St. Urban sehr gut stand, zu seinem Seelenheil eine Leibeigene namens Zeburga mit ihren Kindern schenkt. Nachher kommt sein Name in Urkunden nicht mehr vor, auch der Name seiner Frau ist unbekannt. Mit seinen Söhnen Wilhelm und Rudolf teilte sich das Haus in zwei Stämme. Rudolfs Nachkommen setzten sich namentlich in der Gegend von Aarau und Zofingen fest und mehrere bekleideten im XIV. Jahrhundert in diesen beiden Städten das Schultheissenamt, im XV. Jahrhundert starb jedoch diese Linie aus. Wilhelm, erwähnt 1291 - 1290, Ritter und Herr zu Kastelen 1291, 1296 ebenfalls Schultheiss zu Zofingen, hielt sich mehr im Luzernischen auf, seine Deszendenz trat sehr bald mit den Städten Sursee, Willisau und später auch Luzern in Beziehungen. Als Dienstmannen des Hauses Habsburg finden wir ihren Namen auch unter den für Österreich bei Sempach Gefallenen, aber schon bald nach Eroberung des Aargaus knüpften sie mit ihren neuen Lehensherren, den Bernern, freundschaftliche und verwandtschaftliche Bande an. Petermann, 1392 Ritter des St. Georgenschildbundes, Herr zu Kastelen, Ettiswyl, Dagmersellen, Wauwyl und Liebegg, 1410 Mitglied des aargauisch- österreichischen Adels- und Städtebundes, nahm 1414 mit seiner Burg Kastelen ein ewiges Burgrecht zu Luzern, sein Sohn Hemmann, Deutschordens-Comthur zu Sumiswald, wurde 1429 Burger von Bern und Mitglied der Gesellschaft zum Distelzwang. Mit Petermanns Söhnen Rudolf und Johann Ulrich teilte sich das Geschlecht wieder in zwei Linien. Rudolf übernahm die Herrschaft Liebegg, während Johann Ulrich, gest. 1475 , Schöftland in der väterlichen Teilung erhielt, beides Güter, welche von ihrer Mutter Margaretha v. Liebegg herstammten. Johann Ulrichs Nachkommen wohnten denn auch meist auf Schöftland und kamen mit Bern relativ wenig in Berührung. Einer seiner Söhne, Hieronymus, zog bei Einbruch der Reformation als Anhänger der alten Lehre nach Solothurn, wo er in den Rat gelangte und Seckelmeister wurde, seine mit Barbara v. Roll erzeugten Kinder starben jedoch alle jung. Christoph, 1610 - 1666, verkaufte 1655 Schöftland an Wolfgang v. Mülinen und liess sich in der Folge zu Biel nieder, wo er 1656 bischöflicher Meyer wurde. Von Magdalena May und Clara v. Kettenheim hinterliess er nur Töchter und einen einzigen Sohn Christoph, geb. 1643, der als Rittmeister in Holland als der letzte dieser Linie starb. Das älteste Sigel der v. Luternau datiert von 1259 und zeigt im Wappen eine Mauer, auf einem späteren von 1286 ist schon das nämliche Wappen, wie es die Familie noch heute seit über 600 Jahren führt, nämlich in schwarz ein silberner oben 3 mal gezinnter Balken (Mauerzinne). Das Kleinod ist ebenfalls schon seit alter Zeit eine wachsende schwarze Dogge, deren Hals, manchmal deren Ohr, mit der Mauerzinne belegt ist. Die bedeutendsten der zahlreichen Herrschaften, welche das Geschlecht in der Zeit vom XIII. bis XV. Jahrhundert besass, sind vorab Escholzmatt und Kastelen im Luzernischen, dann Liebegg und Schöftland seit zirka 1400, Villnacheren, Birrwil, Dagmersellen, Wauwyl, Ettiswyl, spater Trostburg, Wildenstein, Langenstein und andere, deren Erwerb aber bereits in die Zeit fällt, als die Luternau Burger von Bern geworden waren. II. Nach Eintritt in das bernische Burgerrecht. Sieht man vom oben erwähnten Deutschordens-Comthur Hemmann zu Sumiswald ab, so sind Hans Rudolf und sein jüngerer Stiefbruder Melchior, beides Enkel des Ritters des Georgenschildbundes Petermann, die ersten ihres Hauses, welche dauernde Beziehungen mit Bern anknüpften. Ersterer war der dritte Sohn des Ritters Rudolf, gest. 1467, Mitherrn zu Liebegg, Schöftland, Kastelen und Villnachern, letzterer dessen zweiter Sohn aus seiner dritten Ehe mit Kunigunde v. Scharnachthal. Beide gehörten zu den aargauischen Edelleuten, welche unter bernischer Führung die Burgunderkriege mitkämpften, Hans Rudolf focht u.a. bei Erlincourt und Murten, Melchior bei Nancy. Um 1485 erscheinen sie als Burger von Bern und als Mitglieder des Grossen Rates der CC, Melchior der durch Heirat 1495 Mitherr zu Belp geworden war, wurde 1495 zum Landvogt nach Lenzburg ernannt. Hans Rudolf starb 1515 in ziemlich armseligen Umständen, nachdem er eine Zeit lang einer der reichsten Herren des Landes gewesen, und hinterliess keine Deszendenz. Melchior dagegen zeugte mit Cordula v. Büttikon, die ihm die halbe Herrschaft Belp zugebracht hatte, zwei Söhne, deren einer als Stiftspropst von Zofingen verstarb; der jüngere aber, Anton, gest. 1517, Mitherr zu Belp und Herr zu Liebegg, des Grossen Rates 1507, vermählte sich mit Dorothea v. Friedingen, von welcher er einen einzigen Sohn Augustin hinterliess. Dieser war damals der letzte der älteren Linie seines Hauses und hatte von seinen beiden Frauen Salome v. Diesbach und Elisabeth v. Offenburg sehr viele Kinder, die beinahe alle in bernische Familien heirateten und sich ganz zu Bern festsetzten. Heutzutage blüht jedoch nur noch die Deszendenz seines zweiten Sohnes Sebastian, 1541 - 1574, Mitherr zu Belp und Liebegg und vermählt mit Katharina Nageli. Ihre aargauischen Besitzungen gab diese ältere, in Bern verburgerte Linie der Luternau nach und nach auf, so wurde 1602 die letzte derselben, Liebegg, von August in, gest. 1602, an Marx Escher von Zürich verkauft. In Bern widmete sich die Familie vorwiegend der Magistratur und dem Militär. Im Auslande haben seit dem XVI. Jahrhundert sehr viele gedient, besonders in Frankreich, Venedig, Brandenburg, Sardinien und Holland. Sehr bald gelangten sie auch in ihrer neuen Heimatstadt unter die Zahl der faktisch regierenden Geschlechter, seit Hans Rudolf und Melchior sassen sie ununterbrochen im Grossen Rate der Republik bis zu deren Untergang. In den Kleinen Rat kam indessen erst Friedrich im Jahre 1669. Derselbe war geboren 1624, des Grossen Rates 1651, Grossweibel 1654, Landvogt nach Romainmotier 1657, des Kleinen Rates 1669 und endlich 1672 Venner zu Obergerwern, gest. 1673. Bei seinem Eintritt in den Senat erhielt seine ganze Familie den Titel «Wohledeivest» und den Vorsitz im Kleinen Rate gleich nach den 4 Vennern, ein Vorzug, den in Bern nur noch die 5 andern Rittergeschlechter der Erlach, Diesbach, Mülinen, Wattenwyl und Bonstetten genossen. Ausser Friedrich gelangten aber in der Folge nur noch 2 Mitglieder der Familie in den Kleinen Rat. Besonders am Ende des XV. Jahrhunderts befand sich eine grosse Menge von Herrschaften im Besitz der Luternau, jedoch nur für kurze Zeit. Durch Heirat Hans Rudolfs, Mitherrn zu Liebegg, Schöftland, Villnacheren, Wildenstein, Auenstein etc. mit Barbara v. Mülinen, der Erbin sämtlicher Güter der Grünenberg im Oberaargau, waren u.a. die Herrschaften Grünenberg, Langenstein, Rohrbach, Madiswyl und Ersigen sein Eigentum geworden. Diesen seinen weitläufigen Besitzstand verwaltete er aber so schlecht, dass er nach und nach alle Grünenbergischen Güter an Bern verkaufen musste und wie schon erwähnt, in ziemlich armseliger Lage starb. Ungefähr um die gleiche Zeit hatte ebenfalls durch Heirat Junker Plans Sebastian, (von der jüngeren Linie von Schöftland), Schultheiss zu Aarau 1490, von seiner Frau Ursula Rott die Herrschaften Grimmenstein und Wynigen erhalten, er verkaufte aber dieselben auch schon 1497 an Bern. Belp blieb bis 1624 in der Familie, ungefähr zu dieser Zeit gelangte die kleine Twingherrschaft Schönegg, auch durch Heirat in ihren Besitz, und verblieb darin bis 1688. In der Folge besassen sie noch verschiedene Landgüter u.a. zu Seelhofen, Gerzensee und Stuckishaus und eine Zeitlang das Schlossgut Amsoldingen. Ausser den schon angeführten sind aus dieser einst so mächtigen Familie noch besonders hervorzuheben Sebastian, 1620 - 1692, ein grosser Krieger, kämpfte zuerst in Frankreich, dann als Hauptmann in schwedischen Diensten, nach dem westfählischen Frieden verabschiedet, trat er l658 in das neuerrichtete Regiment Weiss in Diensten der Republik Venedig, wo er sich im Kampfe gegen die Türken auszeichnete und bei Auflösung des Regiments l661 Oberstenrang erhielt, in seine Heimat zurück gekehrt, bekleidete er 1675 die Vogtei Oron, und Hans Rudolf 1678 - 1746, 1700 in brandenburg-preussischen Diensten, Kammerjunker König Friedrichs I. von Preussen, 1710 des Grossen Rates, 1717 Landvogt nach Schenkenberg, 1728 des Kleinen Rates und 1732 Venner zu Obergerwern. Im XV. und XVI. Jahrhundert meist auf Distelzwang zünftig, hat das Geschlecht bald nachher die Gesellschaft zu Gerwern angenommen, bei welcher es bis heute verblieben ist. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kind:
1.
Werner I von LuternauGeb. vor 1226 4). Gest. vor 1249. Beruf: Ritter BIOGRAPHIE: besass die niedern Gerichte zu Langenthal, lag mit dem Kloster St.Urban in Fehde Überfällt 1226 zusammen mit Ritter Elmigrin das Kloster St. Urban, haust darin übel und verheert auch dessen Güter in Langenthal. Als ihn darauf der Bischof von Konstanz in den Bann wirft, wird er reuig und versöhnt sich mit dem Konvent. Die Frauen der beiden Friedenbrecher schenken der Abtei zur Sühne das Gut Schlatt bei der Kaltenherberge, das dem Ausbau des Wässersystems noch hinderlich gewesen ist (Jufer 1994: 134). Verzichtet 1249 gegenüber dem Kloster St. Urban auf vermeintliche Rechte in Langenthal, behält Twing über seine Eigengüter. Zeugen sind unter anderem Chorherr Berchtold von Solothurn, Leutpriester Ulrich von Thun, Dekan Erhard von Chlyroth; Rudolf I. von Balm, Heinrich II und Markwart I. von Grünenberg; es hangen die Siegel von Kyburg, Balm und Grünenberg (Jufer 1994: 134-135). Beschreibung CL0 |
Quellen
1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 3 S.3452) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 1 S.261
4) Quelle: Rübel-Blass Ahnentafeln, Seite: S.200, 215
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