Stammlinie Stettler
Quellen zur Person 1) 2) 3) Ratsgeschlecht des Freistaates Bern. Eintritt in das Burgerrecht um 1500. in den Grossen Rat 1541. in den Kleinen Rat 1596 Geschichtliches. Der Name Stettler kommt in Bern schon seit dem XIV. Jahrhundert ziemlich häufig vor, wurde aber nachweislich von unter sich ganz verschiedenen Familien geführt, deren noch heutzutage auf dem Laude mehrere blühen. Allen gemeinsam ist wahrscheinlich die Herkunft vom Dorf Stettlen in der Nähe Berns. Ein Johannes Stettler wird schon 1325 in Bern erwähnt: gestützt darauf bezeichnet das bernische Burgerbuch dieses Jahr als Datum des Eintritts der hier in Frage kommenden Familie in das bernische Bürgerrecht. Von allen Stettler, welche im XIV. und XV. Jahrhundert in Bern vorkommen, ist weitaus der bekannteste Wernher Stettler, Kirchherr zu Wynigen 1355 - 1371. Ein bedeutender Jurist, wurde er sehr oft von den umliegenden Gotteshäusern konsultiert; sein Testament vom Jahr 1380 (abgedruckt Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern VII, p. 415) weist eine stattliche Menge Silbergeschirr und sonstiger Kleinodien auf. Erwiesener Stammvater der heutigen Stettler ist Wilhelm, ein Gerber, und als solcher zünftig zu Niedergerwern 1528; 1541 erscheint er als Mitglied der CC und starb 1552, nachdem er kurz vorher zum Siechenvogt und XVIer seiner Zunft ernannt worden war. Höchstwahrscheinlich ist er ein Sohn von Michel oder Wilhelm St. von Stettlen, welche beide 1504 zu Ausburgern angenommen wurden; diese beiden Taufnamen finden sich immer wieder in seiner Deszendenz. Von seinen zwei Frauen Barbara Tschan und Clara Nussbaum, verh. 1544, hinterliess Wilhelm mehrere Kinder, von denen Michel, getauft am 2. Januar 1538, der nähere Stammvater der heutigen Stettler, Hans, geb. 1544, vermählt 1569 mit Barbara Knuchel, Stifter einer schon Anfangs des XVII. Jahrhunderts erloschenen Linie ist. Michel vermählte sich am 1. Juli 1557 mit Salome Gering, kam 1560 in den Grossen Rat, wurde 1567 Schultheiss nach Unterseen und 1574 Landvogt nach Fraubrunnen; er starb 1577 an der Pest. Von seinen Söhnen ist Hieronymus, 1558 - 1624, des Grossen Rates 1583, Vogt nach Frienisberg 1585, des Kleinen Rates und Hofmeister nach Königsfelden 1596 und endlich Landvogt nach Interlaken 1611, vermählt am 8. Dezember 1578 mit Anna Grätz und 1604 mit Elisabeth Burkhard, durch seinen ältesten Sohn, den bekannten Chronisten Michael (s.u.), Stifter der einzig heute noch blühenden Linie des schon Ende des XVII. Jahrhunderts reichverzweigten Geschlechtes. Die Nachkommenschaft seiner jüngeren Brüder, Michael, geb. 1565, Weibel 1588 und Hans Konrad, dem Gerber, erlosch schon im XVII. und um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts. Weitaus die meisten Stettler widmeten sich in der Folge der Magistratur; seit ihrem Stammvater sassen sie ununterbrochen im Grossen Rate, zu mehreren Malen auch im Kleinen Rate der Republik. Mehrere ergriffen auch den Pfarrdienst; das Gewerbe liess die ältere (heutzutage blühende) Linie schon im Anfang des XVII. Jahrhunderts gänzlich fallen. Im Ausland dienten sie namentlich in Frankreich, Holland und Sardinien. Eine ganze Anzahl sind auch mit Erfolg den bildenden Künsten, vorab der Malerei, obgelegen. Besonders hervorzuheben sind namentlich Michael, 1580 - 1641, Chorschreiber 1605, CC 1606, Deutschseckelschreiber 1610, Landvogt nach Oron 1616, nach St.Johannsen 1627 und Oberkommissarius der Waadt 1629 bis zu seinem Tode, Verfasser einer sehr gründlichen und zuverlässigen Chronik der Stadt Bern bis 1627, in welchem Jahr sie in zwei Teilen im Druck erschien. In einem Anhang behandelte er noch die Geschichte von 1627 - 1630. Als Geschichtsschreiber nimmt er eine der ersten Stellen in Bern ein; von ihm sind auch mehrere Gedichte und Dramen, meist historisch-patriotischen Inhaltes, erhalten. Sein Enkel Wilhelm, 164B - 1708 erwarb sich einen bedeutenden Ruf als Maler; er studierte in Zürich bei Konrad Meyer und hernach zu Paris bei Joseph Werner. Er malte hauptsächlich Historienbilder, Miniaturen und Wappen, arbeitete auch an den Tafeln des Werkes über die Numismatik der Alten von Ch. Patin; in Bern gehörte er seit 1680 dem Grossen Rate an. Johann Rudolf. 1731 - 1825, CC 1764, Rathausammann 1768, Vogt nach Frienisberg 1771, des Kleinen Rates 1786, Kirchmeyer vom Rat 1788, wurde 1795 letzter Deutsch-Seckelmeister des alten Bern. Johann Rudolf, 1746 - 1809, trat in piemontesische Dienste, wurde 1794 Oberstleutnant im Regiment Roch-Mondet und 1795 Brigadier; er quittierte 1797 und focht als Bataillonskommandant bei Neuenegg 1798. Die Vorliebe für Geschichte erbten von ihrem Vorfahren Michael besonders Karl Ludwig, 1778 - 1858, Oberamtmann zu Trachselwald 1816 - 22, Appellationsrichter 1829, ein genauer topographischer Kenner seines Heimatkantons, dessen zahlreiche und gründliche genealogischen und historischen Arbeiten - die leider nur handschriftlich geblieben sind - auf der bernischen Stadtbibliothek aufbewahrt werden; und Friedrich, 1796 - 1849, Oberlehenskommissär 1836, Tagsatzungsgesandter 1836-38, 1843-1847 Professor des Staatsrechts an der bernischen Universität, Verfasser mehrerer wertvoller rechts-historischer Arbeiten und Mitarbeiter an den von Th. Mohr 1851 zu Chur herausgegebenen «Regesten der schweizerischen Klöster«. Mit dem Rückzug aus der Politik und dem Wegfall der fremden Dienste schlugen im XIX. und XX. Jahrhundert viele Söhne akademische Laufbahnen ein. Neben Juristen, Ingenieuren, Ärzten und - die Tradition aus dem Ancien Régime fortsetzend - mehreren Pfarrern brachten die Stettler u.a. mit Eduard, dessen Sohn Eugen und Eugens Enkel Michael eine Architektendynastie hervor, aus der auch die Künstlerin Martha stammte. Emanuel durchlief eine militärische Karriere bis zum Divisionär. Anfang des XXI. Jahrhunderts lebten mehrere Mitglieder der Familie in England und in den USA. Von Grundbesitz ist besonders zu erwähnen ein grosses Landgut in Köniz von ca. 1680-1880, Riedburg 1776 - 1811. Rychigen ca. 1791 - 1847, ein Landgut auf dem Wyler, und in welschen Landen das Gut La Lance (Karthause) bei Concise am Neuenburgersee um l65O. Allianzen schlössen die Stettler u.a. mit den Archer, Bachmann, Baumgartner, Berseth, Bitzius, Boudeli, v. Bonstetten, Bucher, v. Büren, Dachselhofer, v. Diesbach, Dübelbeiss, Fischer, Forer, Gerwer, Graf, v. Graffenried, Gross, Gruber, Güder, Herport, Holzer, Huser, Jenner, Im Hof, Kirchberger, Knecht, Kohler, König, Kuhn, Langhans, Lerber, v. Luternau, Lutz, Manuel, Me1ey , Mervei11eux, Michel v. Schwertschwedi, Morell, Morlot, v. Muralt, Mutach, Ougspurger, Rhagor, Rodt, Schön i. Sinner, Steck, Steiger (weiss), Stürler, v. Tavel, Thormann, Tillier, Tribolet, Tscharner, Vogt, Wagner, v. Wattenwyl, v. Werdt, Wild, Willading, Wurstemberger, Wyss (Kolben), Wyttenbach, Zeender und Zehender, ferner mit den Jütz aus Schwyz, Steiner und Troll von Winterthur. Das Wappen war bis zu Anfang des XVIIL Jahrhunderts in rot auf grünem Dreiberg eine aufrechte silberne Lanzenspitze oder Pflugschar (in früherer Zeit oft von einem Gerbermesser überhöht), begleitet und überhöht von 3 goldenen fünfstrahligen Sternen. Als Helmzier erscheint ein goldener Stern oder ein wachsender rotbekleideter Mann mit Spitzmütze, in jeder Hand einen Stern haltend, der dritte Stern auf der Brust. In Anlehnung an ein Siegel des eingangs erwähnten Kirchherrn zu Wynigen, Wernher St., änderte die Familie dieses Wappen und führte von diesem Zeitpunkt an in schwarz einen goldenen Rechtsschrägbalken, worin ein schwarzer springender Widder: die Helmzier ist der wachsende schwarze Widder. Dieses Wappen wurde in einem Ritterdiplom, ausgestellt am 22. Mai 1716 zu Laxenburg, von Kaiser Karl VI den Gebrüdern Jakob (1662- 1728, Landvogt nach Romainmotier 1705), Johann Anton (1667 - 1717) und Samuel (1667 - 1748), sowie ihren Vettern Johann Rudolf (1696 - 1757), Daniel (1692 - 17.., Notar) und Hieronymus Stettler (1696 - 1737, Provisor) bestätigt. Des Adelsprädikates hat sich jedoch die Familie trotz dieses Adelsdiplomes bis jetzt im Inlande nur ausnahmsweise bedient. Zunftangehörigkeit: Ober-Gerwern. Ihr Wappen war bis anfangs des XVIII. Jahrhunderts in Rot auf drei grünen Bergen eine aufrechte silberne Lanzenspitze, begleitet und überhöht von 3 goldenen Sternen. In Anlehnung an ein Siegel des eingangs erwähnten Kirchherrn Wernherr änderte die Familie ihr Wappen und führte von nun an in Schwarz einen goldenen Rechtsschräg-Balken, worin ein schwarzer springender Widder, mit dem wachsenden schwarzen Widder als Helmzier. Dieses Wappen wurde durch kaiserliches Adelsdiplom vom 22. Mai 1710 in Laxenburg von Karl VI. den Gebrüdern Jakob, Johann Anton und Samuel, sowie ihren Vettern Daniel, Rudolf und Hieronymus Stettler bestätigt und wird heute noch geführt. Des Adelsprädikates von hat sich jedoch die Familie trotz dieses Adelsdiplomes bis jetzt im Inlande nicht bedient. Im XVII. und XVIII. Jahrhundert besassen die Stettler verschiedene schöne Landgüter in der Nähe Berns, so besonders in Köniz, Rychigen, Riedburg und auf dem Wyler, ersteres beinahe während 200 Jahren bis iu neuester Zeit; im XVII. Jahrhundert gehörte ihnen auch längere Zeit das Gut La Lance (Karthause) bei Concise in der Waadt. Die Familie ist auf Ober-Gerwern zünftig. Besonders hervorzuheben sind: Michael, des Senators Hieronymus Sohn, geb. 1580, gest. 1642, des Gossen Rats 1606; Landvogt zu Oron 1616 - 1622, Landvogt zu St.Johannsen 1627 - 1629, Generalkommisarius welscher Lande 1629 , Verfasser einer sehr gründlichen Chronik der Stadt Bern seit ihrer Gründung bis zum Jahre 1627, die im nämlichen Jahre in zwei Teilen im Druck erschien; dessen Enkel Wilhelm, ein bekannter Maler, geb. 1643, gest. 1708, studierte in Zürich bei Conrad Meyer und in Paris bei Joseph Werner, malte hauptsächlich Historienbilder, Miniaturen und Wappen, arbeitete auch an den Tafeln des Werkes über die Numismatik der Alten von Ch. Patin; Rudolf, geb. l73l, gest. 1824, des Grossen Rates 1764, Landvogt nach Frienisberg 1771, des Kleinen Rates 1786, Kirchmeyer vom Rat und endlich Deutschseckelmeister 1795; Johann Rudolf, 1746 - 1809, Oberstleutnant im Regiment Roch-Mondet in Piemont, Brigadier daselbst 1795; Karl Ludwig, 1773 - 1858, Oberamtmann zu Trachselwald und Appellationsrichter, 1829 - 1831 ein gründlicher Historiker und Genealoge, genauer topographischer Kenner seines Heimatkantons, dessen zahlreiche handschriftlichen Werke auf der Stadtbibliothek von Bern aufbewahrt werden. Es bleibt endlich zu erwähnen, dass in Bern gleichzeitig noch eine andere, durchwegs dem Handwerkerstande angehörige Familie Stettler blühte, deren Stammvater Peter St., der Steinbrecher aus Walkringen, am 23. November l609 das Burgerrecht erwarb, auf Affen zünftig war- und 1619 als Stubenwirt beim Löwen und 1630 als solcher beim Distelzwang erscheint. Seine mit Elisabeth Isenschmid erzeugte Deszendenz erlosch um 1790, ohne je in die Regierung gelangt zu sein. Ihr Wappen war in rot eine aufrechte goldene Lanzenspitze oder Pflugschar, überhöht von einer goldenen Mondsichel. Auch andere heute in Bern lebende Träger des Namens Stettler gehören nicht zu dieser Familie und haben kein Recht auf das durch den erwähnten Adelsbrief von 1716 bestätigte Wappen. Literatur: Leu, Schweiz. Lexikon XVII, pag. 624, Suppl. V, pag, 641; Berner Taschenbuch von 1885, 1911 und 1912: Sammlung bernischer Biographien, Band II, pag. 49, 537, Band V, pag. 47; Schweizerisches Künstlerlexikou, Bd. III, pag. 245 bis 249; R. de Steiger, les generaux bernois, Berne 1804: V. Mülinen, Prodromus einer Schweiz. Historiographie, Bern 1874, pag. 148 ff. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kinder:
1.
Peter StettlerGeb. ca. 1570 in Walkringen, Konolfingen, BE, CHE. Beruf: Steinwerker Naturalisiert (23 Nov 1609 in Bern, Bern, BE, CHE) 2.
Rudolf Stettler 3.
Johannes StettlerGeb. vor 1333. Gest. nach Mai 1333. Beruf: Metzger weiterführende Info: Archiv Naturalisiert (in Bern, Bern, BE, CHE) |
Quellen
1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 5 S.1242) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 1 S.597 / 4 S.518 / 4-A
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