Stammlinie Wild
Quellen zur Person 1) 2) 3) Grossratsgeschlecht des Freistaates Bern. Burgerrecht 1630, 1635, 1644 und 1655. Grosser Rat 1680. Geschichtliches. I. Vor Eintritt in das bernische Burgerrecht. Die Heimat der Familie scheint das Oberaargau, insbesondere die Gegend von Herzogenbuchsee zu sein. Ein Peter Wild von Herzogenbuchsee erscheint nach Aeschlimanns Chronik von Burgdorf schon 1478 als Sprücher zwischen den Meyern zu Urswyl und Oehlenberg wegen des Acherums. Noch 1619 wird ein Samuel Wild, seines Berufes ein Weber, aus dem Amt Schenkenberg, in Bern zum Burger angenommen; doch ist der Zusammenhang dieser beiden mit der hier zu behandelnden Familie nicht nachzuweisen. Urkundlicher Stammvater der heutigen Bernerfamilie Wild ist Andreas Wild, der laut Familientradition 1457 als Sohn eines Clewi Wild und der Maria Enderlin zu Wynigen geboren wurde. Er kommt mehrfach in Urkunden vor. 1486 verkaufen Schultheiss und Rat zu Zofingen dem Andreas Wild zu Herzogenbuchsee um 17 rheinische Gulden einen Bodenzins zu Säfimoos vor dem Wald (Amt Aarburg), ab 14 Mannwerk, von jährlich 2 Mütt Dinkel; von seinen Nachkommen wurde dieser Zins später an die Stadt Burgdorf veräussert. Als Führer einer Abteilung des Berner Zuzugs zeichnete er sich 1499 in der Schlacht bei Dornach durch besondere Tapferkeit aus, wofür ihm von Bern eine schwere silberne Halskette und von Solothurn eine daran angehängte kleine silberne Figur des hl. Ursus geschenkt wurden. Von Herzogenbuchsee scheint er um die Wende des XV. Jahrhunderts nach Wynigen bei Burgdorf gezogen zu sein und sich dort haushäblich niedergelassen zu haben; 1503 erwähnen ihn Udel- und Ausburgerrodel von Burgdorf als neu eingeschriebenen Ausburger von Burgdorf und als Ammann (Gemeindevorsteher) zu Wynigen, ein Amt, das bis in die zweite Hälfte des XVII. Jahrhunderts von allen seinen Nachkommen 5 Generationen hindurch bekleidet wurde. In einer Urkunde des Klosters Thorberg vom Markustag 1517 wird er endlich noch als Gerichtsbeisitzer zu Wynigen genannt. Im bernischen historischen Museum wird eine von ihm herrührende vollständige Festkleidung und ein ungewöhnlich grosses Zweihunderschwert, sowie die erwähnte Halskette und Ursusfigur aufbewahrt, Gegenstände, welche sich über 350 Jahre stetsfort in der Familie vererbt hatten und 1884 in genanntem Museum deponiert wurden. An der Halskette hängt noch ein ovales silbernes Medaillon, welches sein Urenkel Niklaus 1588 - 1642, Ammann zu Wynigen (s.u.), anfertigen liess, auf der einen Seite mit dem Familienwappen, auf der andern mit der Inschrift: «Im thusend . vierhundert nünzignün . jar» «Als Dornach . domal . bel'gert . war» «Hat Andres Wild . zu solcher . Schlacht» «Dise . Keti . vom Sig . gebracht.» Ueber 100 Jahre verblieben nun die Nachkommen von Andreas als sehr angesehene Landleute zu Wynigen, wo u.a. noch das alte Gasthaus «zum Wilden Mann» mit dem nämlichen wilden Mann im Schilde, wie ihn die Familie als Wappen führt, au ihr dortiges Dasein erinnert. Jost, Andreas' Sohn, erscheint 1528 ebenfalls als Ausburger zu Burgdorf und seit 1531 als Ammann und Wirt zu Wynigen. Ein Bruder von ihm ist vermutlich Peter, der 1517 in Bern als Mitglied des Grossen Rates figuriert. Von Margaretha (Verena?) Wäber hinterliess Jost bei seinem um 1558 erfolgten Ableben zwei Söhne, Hans und Andreas. Letzterer kaufte nach Aeschlimanns Chronik von Burgdorf um 2120 ₣ den Hof Grafenscheuern bei Burgdorf und soll keine männliche Deszendenz hinterlassen haben - möglicherweise ist er mit Andreas Wild «dem Schneider» zu Bern identisch, der 1558 als Stubengeselle zu Möhren, 1588 als Mitglied des Grossen Rates und 1603 als Gantmeister erscheint. Hans, bis 1558 «der jung Wirt» genannt, heisst 1559 bis 1573 einfach der Wirt zu Wynigen, dann 1575 - 1581 «der alt Wirt» zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen ältesten Sohne, der 1591 verstarb. Von 1582 - 1590 war er Ammann und starb 1590, von zwei Frauen mehrere Kinder hinterlassend. Niklaus 1588 - 1642, sein in zweiter Ehe mit Christina Christen erzeugter Sohn, ist der nähere Stammvater der verschiedenen später zu Bern verburgerten Linien der Familie. Beim Zuzug nach Genf 1611 war er Fähnrich der Burgdorfer Mannschaft und 1615 wurde auch er Ammann zu Wynigen. Ein trefflicher Haushalter und bauverständiger Mann, erwarb er sich ausser schöner Mittel grosse Verdienste um seine Gemeinde, wo u.a. auf sein Betreiben der Kirchturm erhöht, zwei neue Glocken gegossen, das Schulhaus und das Pfarrhaus neu gebaut wurden. Im März 1612 beschloss dieser verdienstvolle Mann, von seinen Zeitgenossen dankbar verehrt, da sein Leben nur eine Kette von öffentlichen und privaten Wohltaten war, seine irdische Laufbahn, seinen 9 Kindern und seiner Witwe jedem bei 10,000 ₣, das Silbergeschirr und Bargeld nicht inbegriffen, hinterlassend. Niklaus Wild war viermal verheiratet gewesen, zuerst 1607 mit Elsbeth Kunz, 16.. mit Susanna Affolter, 16.. mit Barbara Hutter und endlich am 11. März 1619 mit Elisabeth Im Hof von Aarau, deren Vater Hans Georg 1617 Burger von Bern geworden war. Wohl durch diese letzte Ehe traten seine Nachkommen ebenfalls bald in ein engeres Verhältnis zu Bern; woselbst sich auch seine 5 Töchter in die Geschlechter Lerber, Rütimeyer, König, Bondeli und Müller verheirateten. Das Wappen der Wild war schon in dieser Periode ein wilder Mann auf grünem Boden in Silbernem Schilde, in der Rechten einen entwurzelten Baum haltend. Helmzier der wilde Mann, Decken grün-silbern. II. Nach Eintritt in das bernische Burgerrecht. Erster Erwerber desselben ist Johann, Niklausen ältester Sohn, geb. 1608, gest. 16.., der sich am 3. Mai 1630 zum Burger annehmen liess. Seine mit Dorothea Stürler erzeugte Deszendenz erlosch zu Bern 1848 mit Salome Rosina Wild, gelangte aber in ihrer neuen Heimat nicht in die Regierung. David, 1610 - 16.., wurde Burger am 21. November 1635 und trat auf die Gesellschaft zu Schmieden ein. Sein mit seiner ersten Frau Anna Dübi erzeugter Sohn David 1643 - 1707, Falkenwirt, gelangte 1680 in den Grossen Rat. wurde 1689 Bauherr von Burgern und 1702 Schultheiss nach Unterseen; mit Barbara Dick verheiratet, hinterliess derselbe zahlreiche Deszendenz, die in Bern jedoch heutzutage nur noch in weiblicher Linie besteht, in Deutschland aber noch zahlreich blüht. Einer seiner Enkel nämlich, Johann Rudolf, 1703 - 1752, zog nach Kassel, wo er sich verheiratete und die Apotheke seines Schwiegervaters, Heinrich Wilhelm Vogelsang übernahm, die bis in neuerer Zeit von seinen Nachkommen geführt wurde. Tobias, 1616 - 1686, der dritte Sohn, Wirt und in der Folge ebenfalls Ammann zu Wynigen, wurde 1644 Burger zu Bern, scheint aber seinen Sitz zu Wynigen behalten zu haben. Von ihm rührt her eine «Ordnung und Einrechen der Gmeind Wynigen wider den Müssiggang usw.», genehmigt von Schultheiss und Rat der Stadt Bern 1666. Mit seinem Sohne Franz Rudolf, den er von Maria Küentzi hatte, erlosch diese Linie, da derselbe nur Töchter hinterliess. Hans Jakob endlich, 1638 - 1700, der vierte und jüngste Sohn, Burger zu Bern am 27. April 1655, Landschreiber zu Wangen 1677, vermählt 1660 mit Rosina Fasnacht, ist durch seinen ältesten Sohn Marquard, 1661 - 1747 (s.u.) der Stifter der jüngsten und einzig zu Bern noch im Mannesstamme blühenden Linie der Familie. In ihrer neuen Heimat Bern ergriffen vom Ende des XVII. Jahrhunderts an die meisten Mitglieder der nie sehr zahlreichen Familie die Magistratur; seit 1680 - 1798 war sie fortwährend im Grossen Rate vertreten. Mehrere wurden auch Notare oder betrieben Handel, einige traten auch in den geistlichen Stand. In der Fremde haben nicht viele gedient, und diese meist in Holland, Frankreich, Sardinien und in neuerer Zeit mit Auszeichnung in England. Besonders hervorzuheben sind Marquard, 1661 - 1747, Bibliothekar 1702, Sekretär des Schnittes, des Grossen Rates 1710, Vogt nach Buchsee 1714, Schultheiss zu Unterseen 1726, ein gelehrter Altertumsforscher und Münzensammler, deren er mehr als 1000 der Stadtbibliothek zu Bern schenkte, bekannt durch seine Schrift «Apologie pour vieille cité d'Avenches ou Aventicum en Suisse»« (1710), worin er beweist, dass Aventicum wirklich die Hauptstadt Helvetiens gewesen sei. Ferner Franz Samuel, 1743 - 1802, Salzfaktor zu Aelen 1771 und Berghauptmann zu Bevieux 1779. Oberberghauptmann der obrigkeitlichen Bergwerke 1789, unter der Helvetik Oberdirektor der Salinen bis zu seinem Tode, ein hervorragender geognostischer und geologischer Schriftsteller, der den Ertrag der bernischen Salzbergwerke bedeutend förderte; erbittert über seine Übergehung bei der Grossratsergänzung von 1795 beteiligte er sich mit Leidenschaft an der waadtländischen Revolution. Sein Hauptwerk «Essai sur la montagne salifere du gouvernement d'Aigle situe dans le Canton de Berne. Avec une carte du pays. Geneve 1788» galt als ein Meisterwerk. Im Militär haben sich hervorgetan Carl Friedrich, 1786 - 1846, der in Englisch-Ostindischen Diensten bis zum Obersten avancierte und für seine Tapferkeit im ersten Krieg gegen die Afghanen mit dem Kreuz des Bathordens dekoriert wurde; sowie sein Sohn Eduard Johann, geb. 1826, der 1846 als Cornett in der Bengal Infantry ebenfalls in Englisch-Ostindische Dienste trat, mit Auszeichnung 1852 am burmesischen Feldzug und 1857 an der Bekämpfung des indischen Aufstandes teilnahm und bis 1876 im Dienst blieb, in welchem Jahre er mit Generalmajorsrang seinen Abschied nahm. Heinrich Adolf (1860-1925) war preussischer Kriegsminister und wurde 1900 in den Adelsstand erhoben. Die beiden ausländischen Linien verzweigten sich weiter; mit Ausnahme eines zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch existierenden sind alle Berner Zweige bis 1877 erloschen. Von Grundbesitz der Familie sind namentlich anzuführen Plantagen in Brasilien in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts sowie ein Gut zu Kourbazzi auf Euböa 1842 - 1885; heutige Besitzungen: der Landsitz Diemerswyl bei Münchenbuchsee seit 1889, das Gut Puszta Loeb bei Ullö (Pester Comitat, Ungarn) und das Rittergut Malsburg-Hohenborn in Hessen-Nassau. Allianzen schloss das Geschlecht seit seiner Einburgerung in Bern u.a. noch mit den Benoit, Ernst, Fellenberg (3 mal), Fischer, Graffenried (2 mal), Im Hof, Jenner, Lerber (3 mal), May (2 mal), Michel v. Schwertschwendi, Müller, Steiger (weiss), Stettler, Tillier, Tribolet, Wagner, Wattenwyl, Wurstemberger (2 mal), Wyss (3 mal), Wyttenbach (4 mal) und Zeerleder (2 mal). Wappen: das früher angeführte. Das Prädikat «von» trägt der jüngste bernische Ast und der in Deutschland ansässige Zweig gestützt auf den Grossratsbeschluss von 1783. Die Führung desselben ist dem letzteren durch königlich preussische Kabinetsordre vom 25. April 1887 und 14. Februar 1888 gestattet worden; durch Diplom vom 3. Januar 1900 wurde der damalige königlicher Major im Grossen Generalstabe, Heinrich Adolf unter dem Namen «Wild von Hohenborn» mit seiner Deszendenz in den königlich preussischen Adelstand erhoben. Literatur: Berner Taschenbuch von 1853; Dr. Rudolf Wolf, Prof. der Mathematik in Zürich «Franz Samuel Wild von Bern», Bern, Hallersche Druckerei 1857; über den Ammann Niklaus Wild von Wynigen, vergl. «Chronik des Jost von Brechershaüsern 1598 - 1656», herausgegeben von Wolfgang Friedrich v. Mülinen (Druck und Verlag vom Berner Tagblatt), pag. 2 ff.; über Andreas Wild und die Familie überhaupt vgl. «Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde» Nr. 4, 1902/1903 «Ehrenkette, Kleid und Schwert des Andreas Wild von Wynigen», von H. Kasser; endlich «Genealogische Stammtafel der Familie Wild nebst ergänzenden Bemerkungen», von Joh. Rud. Wild, als Manuskript gedruckt, Kassel 1848. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kinder:
2.
Hensli WildGeb. ca. 1385 in Bern, Bern, BE, CHE. Gest. nach 1412. Beruf: Goldschmied Naturalisiert (1406 in Freiburg, Freiburg, FR, CHE) |
Quellen
1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 6 S.1782) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 3 S.538
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