Stammlinie Muralt
Quellen zur Person 1) 2) 3) 4) Ratsgeschlecht des Freistaates Bern. Burgerrecht 1574. Grosser Rat 1593. Kleiner Rat 1684. Geschichtliches. I. Vor Eintritt in das bernische Burgerrecht. Die Familie v. Muralt zu Bern, eines Stammes mit der Zürcherfamilie dieses Namens, gehörte mit den Orelli und Magoria zu den sog. Capitaneen von Locarno. Die Geschichte derselben wird gegenwärtig im Auftrag der Familie von Herrn Dr. Karl Meyer in Luzern in urkundlicher Weise zusammengestellt und deshalb hier nur auf die bisher darüber erschienene Literatur verwiesen. Als infolge des auf der Tagsatzung zu Baden im November 1554 zwischen den protestantischen und katholischen Orten abgeschlossenen Vergleiches die Protestanten von Locarno ihre Heimat verlassen mussten, zogen im Frühjahr 1555 auch verschiedene Angehörige der Familie v. Muralt nach Zürich, an ihrer Spitze Martinus Muraltus («nobilis dominus Martinus Muraltus, legum doctor»). Mit seiner Gemahlin Lucia Orella und einem Sohne und vier Töchtern traf er am 12. Mai 1555 Zürich ein, setzte sich daselbst fest, kaufte das Haus zum Mohrenkopf am Neumarkt und starb um 1567. Zugleich mit ihm waren seine zwei Vettern Giovanni und Giovanni Antonio Muralto von Locarno ausgewandert; Giovanni, ein vortrefflicher Wundarzt, erhielt am 14. Januar 1566 mit seinen zwei Söhnen Johann Jakob und Franciscus für seine namentlich im Pestjahr 1564 geleisteten Dienste das zürcher Bürgerrecht. Von ihm stammt die Zürcherlinie ab. Von den Töchtern des Doktors Martin M. heirateten Magdalena 1578 Junker Johann Anton Pestalutz aus Chiavenna, Bürger zu Zürich seit 1567, und wurde die Stammmutter der Pestalozzi zu Zürich. Isabella vermählte sich mit dein ebenfalls aus Locarno ausgewanderten Sammtfabrikanten Cornelius Toma: ihre Tochter Elisabeth Toma wurde 1606 die Frau Johannes v. Muralts, des Enkels des gleichnamigen Erwerbers des zürcher Bürgerrechts, und durch ihn die gemeinsame Ahnfrau aller noch blühenden Zweige der Muralt von Zürich, Virginia endlich, eine dritte Tochter, Gemahlin des Kaufherrn Melchior Orell, wurde die Stammmutter der heutigen Orelli. Literatur: Die Capitaneen oder Cattanneen von Locarno und deren vom Schlosse Muralto benannte Nachkommen, Zürich 1855; Codex diplomaticus capitaneorum Locarnensium de Muralto, de Orelli et de Magoria, Berolini 1856 ; Dr. C. Keller- Escher «Die Einbürgerung der Familie von Muralt in Zürich und die Frage ihrer Regimentsfähigkeit» (Schweizer Archiv für Heraldik 1911, pag. 9) ; ferner Leu, Schweizer-Lexikon XIII, pag» 450, Suppl. dazu IV, pag. 280. II, Nach Eintritt in das bernische Burgerrecht. Erwerber desselben ist Hans Ludwig, geb. 1548, einziger Sohn des vorgenannten Martinus und der Lucia Orella. kam 1567 zur Erlernung der Wundarznei nach Bern und verlobte sich daselbst mit Maria v. Mülinen, einer Tochter des nachmaligen Schultheissen Beat Ludwig v. Mülinens, welche bei ihrem Oheim Anton Tillier erkrankt und ihm zur Pflege anvertraut war. Trotz des anfänglichen Widerstandes ihrer Eltern heiratete er sie am 29. September 1567 zu Köniz. Mit seiner jungen Frau zog er bald darauf wieder nach Zürich, kehrte aber schon 1570 mit ihr nach Bern zurück, wo er am 30. März dieses Jahres zu einem Burger und Hintersassen angenommen wurde «mit Gedingen, dass er sich mit Gwehr und Harnist, ouch einer Stuben (Zunft), wie sich gepurt, versehen solle.» (Ratsmanual 377, pag. 311). Nebst mehreren Töchtern, zeugte er einen Sohn ebenfalls Hans Ludwig genannt, geb. 1573, welcher 1594 den Grossen Rat gelangte und jung 1604, zwei Jahre vor seinem Vater verstarb. Von seiner Gemahlin Anna v. Weingarten verh. 1593, hinterliess derselbe mehrere Kinder, worunter einen Sohn Jost 1601 - 1676, des Grossen Rates 1638, Landvogt nach Gottstadt 1644, nach St.Johannsen 1655 und Kornherr 1666 vermählt 1631 mit Anna Schweizereisen, welcher die Familie fortführte. Entgegen ihren Zürcherverwandten liess diese bernische Linie des Geschlechts den von ihrem Stammvater ausgeübten Arztberuf gänzlich fallen und widmete sich vorzugsweise dem Kriegsdienst und der Magistratur. Seit Ende des XVI. Jahrhunderts sass sie bis 1798 ununterbrochen im Grossen, und von 1684 an ebenfalls beinahe fortwährend im Kleinen Rate der Republik. Besondere Erwähnung verdienen: Johann Bernhard 1634 - 1710, des Grossen Rates 1664, Hofmeister zu Königsfelden 1674 - 1860, als erster seiner Familie Mitglied nach Kleinen Rates 1684, Teutschseckelmeister 1693, Venner zu Gerwern 1709, Freiherr zu Belp und Besitzer des Rothauses, ein sehr gebildeter und tätiger Staatsmann, der zu vielen Gesandtschaften verwendet wurde. Franz Ludwig 1638 - 1684, des vorigen Bruder, diente zuerst als Hauptmann im Regiment Weiss der Republik Venedig, focht hernach als Oberstleutnant in französischen Diensten bei Nimwegen 1672, Maastricht 1673, Senef 1674 und in Katalonien, wo er bei Puycerda verwundet wurde und infolgedessen den Abschied nehmen musste, nachdem er 1677 zum Brigadier ernannt worden war. Beat Ludwig 1665 - 1749, des vorigen Sohn, musste sich wegen Neigung zum Pietismus nach Colombier im damaligen Fürstentum Neuenburg zurückziehen, wo er sein bekanntes Buch «Lettres sur les Anglais et sur les Francais» schrieb, welches verschiedene Auflagen erlebte (die erste erschien 1725) und auch in neuerer Zeit (1897) wieder herausgegeben wurde. Johann Bernhard 1709 - 1780, des Grossen Rates 1745, Grossweibel 1754, Schaltheiss nach Thun 1760, des Kleinen Rates 1766, Venner Zu Gerwern 1774 und Teutschseckelmeister 1777. Wilhelm Bernhard, 1737 - 1796, Major in Frankreich und Ritter des Verdienstordens 1772, des Grossen Rates 1775, Oberstleutnant der Miliz 1782, des Kleinen Rates 178. und Welschseckelmeister 1789, Oberkommandant der Waadt 1790 - 1792. Abraham Rudolf 1783-1859, diente zuerst in England, dann in Holland seit 1814, Platzkommandant von Groningen 1834, von Utrecht 1837, Generalmajor 1838, Militärkommandant von Nordbrabant 1840. Bernhard Ludwig 1776 - 1853, nahm 1813 - 1814 an vielen diplomatischen Missionen teil, Stadtseckelmeister 1826, Ludwig Bernhard Karl 1795 - 1854, zuerst Hauptmann in Holland, hernach in Neapel, daselbst Oberst 1848, Brigadier 1849, in welcher Eigenschaft er am Feldzug von 1849 in Sizilien rühmlichst teilnahm, Ritter des neapolitanischen Ordens von St.Ferdinand und Kommandant des Ordens von St. Georges de la Reunion, Grosskreuz von St. Wladimir von Russland. Auch im XIX. und XX. Jahrhundert waren die beiden Familienzweige in Politik und Wissenschaft vertreten. Aus neuester Zeit ist endlich zu nennen Alexander Ludwig Amadeus 1829 - 1909, Ingenieur und Burgerratspräsident 1890 - 1909. Von Grundbesitz ist namentlich anzuführen im Kanton Bern die Freiherrschaft Belp 1700 - 1720, Schloss und Herrschaft Thunstetten 1769 - 89, der Landsitz Rothaus bei Bolligen 168G - 1710; im Waadtland Montcherand und Güter zu Valeyres sous Rances und ein Gut zu Colombier im Neuenburgischen im XVIII. Jahrhundert. Gegenwärtig besitzt die Familie ausser städtischen Grundstücken das Multengut bei Muri, Springenhaus auf dem Belpberg, in der Waadt seit längerer Zeit das Schloss Chardonne ob Vivis und ein Gut zu Genollier, im Kanton Freiburg das Gut Mueses bei Posieux und in den Niederlanden die Herrschaft Vlijmen (Provinz Nordbrabant). Allianzen schloss das Geschlecht in Bern u.a. noch mit den V. Bonstetten, Brüggler, v. Diesbach, v. Erlach, Ernst, V. Goumoens, v. Graffenried, Kirchberger, Manuel, May, Morlot, v. Mülinen, Müller (mit den Säulen im Wappen), Müller (mit dem Pfeil und halben Rad im Wappen), Rosselet, Sinner, Steiger (weiss), Stettler, Stürler, v. Tavel, Thormann, Tillier, Tscharner, v. Wattenwyl, Weiss, v. Werdt und Willading, ferner mit den Familien Reding von Schwyz, Rahn von Zürich, Favre von Genf und de Loriol aus der Waadt. Das Wappen ist in silber ein rotes Burgtor mit zwei Zinnentürmen, begleitet von vier (1, 2, 1) Lilien. Diese letzteren waren früher golden, - sie sind es noch heutzutage im Wappen der Zürcher- und Locarnerlinie, - seit Ende des XVII. Jahrhunderts werden sie aber in Bern in roter Farbe geführt. Helmzier: das rote Burgtor oder eine wachsende rot und weiss gekleidete Jungfrau, mit grossem schwarzem Hut oder mit einer goldenen, mitraförmigen Kopfbedeckung, in der rechten Hand das Burgtor, in der linken eine silberne Lanze und einen Schid haltend, .auf welchem über einem nach links aufsteigenden silbernen Felsen in rot eine goldene Sonne hervorbricht (Anspielung auf die behauptete sagenhafte Abstammung von einem Grafen von Clermont). Der Junkerntitel wurde der Familie schon bei ihrem ersten Erscheinen in Bern zugesprochen, und 1651 erhielt sie als «edelmässiges Geschlecht» die Titulatur «edelvest», Zunftangehörigkeit: Obergerwern. Literatur: Leu, Schweizer-Lexikon XIII, pa. 450, Suppl. dazu IV, pag. 280; Bernertaschenbuch von 1853; R. de Steiger «Les generaux bernois», Bern 1864; Sammlung bernischer Biographien, Bd. I, pag. 387, 394, Bd. II, pag. 1, Bd. III, pag. 157 und Bd. IV, pag. 037 ; «Beat Ludwig Muralt», Neujahrsblatt der bernischen.Literar. Gesellschaft 1895, von Dr. Otto von Greyerz. (Info: SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kind:
1.
Gaffus von MuraltGeb. vor 1190 in Locarno,, TI, CHE. Gest. nach 1219, Alter mindestens 29 Jahre. Beruf: Lehensmann des Bischofs Anselm von Como weiterführende Info: HLS |
Quellen
1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 4 S.1852) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 4 S.381
4) Quelle: Rübel-Blass Ahnentafeln
Benutzerkommentar | Es gibt 0 Benutzerkommentare. |
---|