Stammlinie Wyttenbach
Quellen zur Person 1) 2) 3) 4) 5) 6) Ratsgeschlecht des Freistaates Bern. Geschichtliches. Vor dem Eintritt in das bernische Bürgerrecht. Burger der Stadt Biel. Der Ursprung der Familie lässt sich nicht genau feststellen, möglicherweise ist er auf eine Ortschaft Wittenbach zurückzuführen, deren es aber im Kanton Bern und auch bei Freiburg mehrere gibt. Schon in einem Rodel über eine in der Stadt Biel erhobene Kriegssteuer von 1363 erscheint ein «dictus Wittenbach sutor» als mit 2 ₣ besteuert. Im XIV. und XV. Jahrhundert erscheinen vermutlich aus dem Emmental stammende Träger des Namens «von Wittenbach» in Bern, die aber mit der heutigen Familie dieses Namens in keinerlei Zusammenhang stehen. Als Stammvater der letzteren ist Bertschi Wyttenbach anzusehen, der am Ende des XIV. und Anfang des XV. Jahrhunderts zu Biel lebte und mit Elisabeth, der Tochter des Egkli Colon oder Colin von Bargen vermählt war. Dessen Sohn Steffan Witembach von Biel erscheint am Freitag vor Elisabethentag 1479 vor dem bernischen Rat wegen eines Streites bezüglich des Zehntens zu Schmitten und hinterliess von seiner Frau Belin Schilt nebst einer verstorbenen Tochter Margaritha zwei Söhne Clewi und Ulmann, welche als die Stammväter der beiden, nach ihrem Wappen «schräge» und «gerade» Wyttenbach genannten Linien der Familie anzusehen sind. Über Clewi, den Stammvater der schrägen Wyttenbach ist wenig bekannt. Laut Jahrzeitbuch der Kirche von Biel war er mit Verena Maillet oder Mailler verheiratet, von welcher er zwei Söhne, Peter und Steffan, hatte. Peter war 1470 Anführer des bielerischen Hülfsvolkes bei Murten (Tillier II, pag. 291) und 1485 des Rats zu Biel. 1490 wurde er daselbst Venner und 1493 - 1494 Statthalter am Meyeramt; im Schwabenkrieg führte er als Hauptmann eine Fahne von 150 Auszügern zu der Eidgenössischen Armee nach Konstanz. Von 1509 - 1510 bekleidete er zu Biel das Meyeramt, 1518 verstarb er, von zweien Frauen, einer Christina ... und einer Anna Rüggerecks, keine Kinder hinterlassend. Sein Bruder Steffan, welcher sich der Tradition nach in seiner Jugend am savoyischen Hofe aufgehalten haben soll, erhielt am 24. Januar 1511 zu Freiburg im Breisgau von Kaiser Maximilian einen Wappenbrief, nach welchem er und seine Nachkommen drei schräge silberne Bäche in rotem Schilde führten. Im gleichen Jahre wurde er vom Rat von Biel zum Hauptmann über den Auszug nach Italien ernannt, ein Amt, das er aber nicht annahm. Bald darauf zog er auch von Biel fort nach Freiburg im Uechtland, wo er am Donnerstag vor Nicolai des nämlichen Jahres mit seinem Sohne Niklaus zum Bürger angenommen wurde und sich dauernd festsetzte. 1522 lebte er noch, scheint aber bald darauf gestorben zu sein. Nach seinem Tode kam seine Witwe Gabrielina Carelli, mit der er sich 1491 vermählt hatte, mit ihrem Sohne Niklaus wieder nach Biel, wo sie noch 1541 als lebend erscheint. Dieser Niklaus kam 1523 in den Rat, war im gleichen Jahr Venner bis 1525, Gesandter an die Tagsatzung 1525, wiederum Venner 1540 und ein eifriger Förderer der Reformation in Biel. Am 18. November 1518 wurde er in Bern zum Burger und 1549 daselbst zum roten Löwen angenommen; 1560 gelangte er in seiner neuen Heimat in den Grossen Rat und testierte, sehr reich, am 28. August 1564. Zweimal verheiratet, zuerst 1515 mit Anna May von Bern und nachmals mit Adelheid Jenli von Freiburg, hinterliess er von seiner ersten Frau 3 Söhne und mehrere Töchter, von denen Ursula Jean Merveilleux und Margaretha Samuel Merveilleux von Neuenburg, Maria aber Sulpitius Brüggler von Bern, Vogt nach Ripaille 1560, heirateten Der altere seiner Söhne, Samuel, geb. 1515, verblieb in Biel, diente in seiner Jugend in Frankreich, gelangte 1549 zu Biel in den Rat und 1557 zur Würde eines Burgermeisters, welches Amt er bis 1586 bekleidete; 1587 starb er. Von seinen zwei Frauen Küngold v. Schönau und Barbara Hirsinger, des bernischen Venners Jakob Thormanns Witwe, hatte er mehrere, in die Familien Archer, v. Ligerz und v. Luternau verheiratete Töchter, sowie zwei Söhne, Niklaus und Peter, von denen der erstere der nähere Stammvater aller späteren schrägen Wyttenbach zu Biel, der letztere aber derjenige der noch lebenden schrägen Wyttenbach zu Bern ist. Samuels Brüder, Josua und Steffan, blieben in Bern, ihre Deszendenz erlosch aber schon mit ihren Söhnen (s.u.) Des letztgenannten Niklaus, (geb. 1550, Ratsherr zu Biel 1593, gest. 1604, vermählt mit Salome Thormann von Bern) Nachkommenschaft, die in Biel verblieb, erlosch daselbst mit seinem Urenkel Niklaus, geb. 1670, Hauptmann in Frankreich, Stadthauptmann und Ratsherr, welcher 1710 starb, ohne von seiner Frau M. Katharina Hugi Kinder zu hinterlassen; seine jüngste Schwester Katharina Margaretha überlebte ihn und starb ledig erst 1767 als allerletzte dieser Linie zu Biel. Mehrere ihrer Mitglieder traten in französische und venezianische Dienste; Niklaus, 1596 - 1680, des obigen Sohn, bekleidete von 1636 an bis zu seinem Tode die Würde eines Burgermeisters von Biel. Näherer Stammvater der sogenannten «geraden» Wyttenbach zu Biel und nachmals zu Bern ist der schon eingangs genannte Ulmann. Wenn auch kein bestimmter Beweis vorhanden ist, dass er ein Sohn Steffan Wittenbachs und der Belin Schilt war, so kann dies aus mehreren Gründen doch als ziemlich sicher angenommen werden; z.B. wird seinem Sohne Bendicht am 5. März 1529 nach Einführung der Reformation Das Jahrzeit der schon früher genannten Margaretha Wyttenbach, Steffans Tochter, und am 25. September 1638 zusammen mit dem auch schon besprochenen Niklaus Wyttenbach (von der schrägen Linie) das Jahrzeit obigen Steffan Wyttenbachs zugesprochen - ein Umstand, der sehr für diese Filiation spricht. Ulmann erscheint 1483 als Ratsherr und noch 1511 als Altrat zu Biel; von zweien Frauen, einer Dorothea einer Elisabeth, hatte er mehrere Kinder, worunter einen Sohn Bendicht. Derselbe focht 1518 bei Novarra, gelangte 1519 in den Rat, wurde 1538 Venner und starb 1549 mit Hinterlassung mehrerer Söhne und Töchter von seiner Gemahlin Magdalena Stölli von Solothurn. Die eine seiner Töchter, Rosina, wurde 1545 die zweite Frau des bekannten bernischen Schultheissen Hans Franz Nägeli und Mutter der an drei bernische Schultheissen verheirateten Magdalena Nägeli. Christoph, der älteste Sohn, kam 1551 in den Rat und gelangte 1556 zur Meyerwürde, die er bis an seinen 1593 erfolgten Tod bekleidete. Von seiner Frau Anna Peyer im Hof aus Schaffhausen hinterliess er Deszendenz, die indessen schon mit seinem Enkel Bendicht, geb. 1590, Ratsherr 1616 und Seckelmeister zu Biel, erlosch, welcher 1621 als letzter «gerader» Wyttenbach zu Biel verstarb, ohne von seiner Gattin Küngold Wyttenbach (von der schrägen Linie) Kinder gehabt zu haben. Jakob, ein jüngerer Bruder des Meyers Christoph, vermählt 1555 mit Dorothea Peyer im Hof (der Schwester seiner Schwägerin), wurde dagegen durch seinen Sohn Bendicht Stammvater der noch jetzt blühenden «geraden» Wyttenbach zu Bern. Bendicht zog 1583 als Kompanieschreiber in Christoph v. Luternau's (des Meyers Christoph Wyttenbachs Tochtermann) halben Kompanie nach Frankreich und sollte nach seiner Rückkehr in Biel Kirchenbusse tun, da er der Liga gedient hatte, verweigerte sie aber, infolgedessen ihm die Trauung mit seiner Verlobten Anna Des Bois aus dem Erguel in Biel abgeschlagen wurde. Sein Oheim, der Meyer Christoph, setzte aber am 13. Juni 1586 die Trauung in der Kirche zu Pieterlen durch; später versöhnte sich Bendicht indessen wieder mit der Kirche zu Biel. Nebst mehreren jungverstorbenen Kindern hinterliess er eine 1608 mit Benoit Chambrier von Neuenburg vermählte Tochter Dorothea und einen 1595 geborenen Sohn Hans Konrad, welcher nach Bern zog und 1623 daselbst zum Burger angenommen wurde (s.u.). Sowohl die «schrägen» als auch die «geraden» Wyttenbach führten während des ganzen XVI. Jahrhunderts zu Biel und zu Bern häufig den Junkerntitel. Das Wappen der «schrägen» Wyttenbach ist das schon angeführte durch Diplom von 1511 dem Ratsherrn Steffan verliehene; die Helmzier ein roter Halbflug mit Wiederholung der Schildfigur. Die «geraden» Wyttenbach führten dagegen 3 waagrechte silberne Bäche im roten Schild mit entsprechender Helmzier; hin und wieder finden sich aber bei beiden Linien auf Wappenabbildungen die 3 Bäche zu einem einzigen breiten schrägen oder waagrechten Bache vereinigt. Das bekannteste Mitglied der Familie aus dieser Periode ist der Reformator Thomas Wyttenbach, 1472 - 1526, dessen Verwandtschaftsverhältnis (obgleich ein solches durchaus erwiesen ist) zu den übrigen Trägern des Namens merkwürdigerweise heutzutage nicht mehr genau bestimmt werden kann. Nachdem er als Lehrer Zwinglis und Leo Judä's in seiner Eigenschaft als Professor an der Universität Basel gewirkt hatte, wurde er 1507 zum Leutpriester von Biel ernannt, in welcher Stellung er durch sein tatkräftiges und entschiedenes Auftreten dem Einzug der neuen Lehre in seiner Vaterstadt den Weg bahnte. Sowohl der Namen seiner 1524 geehelichten Frau (Glando Klenk?) als diejenigen seiner Kinder sind ebenfalls nicht sicher festzustellen. Literatur: Scheurer, Bernerisches Mausoleum, Bern 1740; Berner Taschenbuch 1853, pag. 161 ff und 314 ff. 1. Wyttenbach (die schrägen). Eintritt in das bernische Burgerrecht 1548. Grosser Rat 1560 resp. 1599 Geschichtliches. Nach Eintritt in das bernische Burgerrecht. Erster Erwerber desselben ist, wie schon erwähnt, Niklaus, der am 13. November 1548 in Bern zum Burger angenommen wurde. Währendem sein älterer Sohn Samuel wieder nach Biel zog, verblieben seine zwei andern Söhne Josua und Steffan in ihrer neuen Heimat. Josua, angenommen zum roten Löwen 1551, gelangte zugleich mit seinem Vater 1560 in den Grossen Rat und wurde 1562 Landvogt nach Yferten und 1680 Schultheiss nach Murten. Ein hitziger und leidenschaftlicher Mann; geriet er indessen mit der bernischen Obrigkeit in Zerwürfnis, die ihn schliesslich 1595 seiner Ämter entsetzte und lebenslänglich aus der Stadt verbannte, nachdem er sich schon 1594 wiederum in Biel zum Burger hatte aufnehmen lassen. Er starb am 4. Januar 1596 zu Mörigen, nachdem ihm alle seine mit seiner ersten Frau Magdalena v. Luternau erzeugten Kinder ins Grab vorangegangen waren. (Eine Tochter Anna hatte sich 1570 mit Beat Ludwig v. Mülinen, dem Sohne des gleichnamigen Schultheissen von Bern, und ein Sohn Augustin, geb. 1553, gestorben 1577 an der Pest, 1576 mit dessen Schwester Johanna v. Mülinen vermählt.) Steffan kam 1572 in den Grossen Rat und wurde 1578 ebenfalls Landvogt nach Yferten und starb 1590; sein mit Antonia Peyer von Flach erzeugter Sohn David, geb. um 1568, des Grossen Rates 1591, Iseler 1592, Sechzehner 1596, starb in letzterem Jahre, von seiner 1589 geheirateten Gemahlin Elisabeth v. Mülinen - auch einer Tochter des Schultheissen Beat Ludwigs - nur Töchter hinterlassend. Peter, der jüngere Sohn des obgenannten Samuel, zog ebenfalls wie Benedicht Wyttenbach (von der «geraden» Linie) in Christoph v. Luternau's halben Kompanie als Fähnrich nach Frankreich, verweigerte bei seiner Rückkehr in Biel ebenfalls die ihm auferlegte Kirchenbusse, worauf sein Vater, der Burgermeister Samuel am 27. Januar 1586 seines Sohnes Burgerrecht zu Biel vor Rat und Burgern aufgab. Seines Berufes ein Goldschmied, zog Peter nach Bern, wo er von seinem Grossvater Niklaus her schon das Burgerrecht besass, und verheiratete sich daselbst 1588 mit Eva Megger, des nachmaligen Seckelmeisters Ulrich Megger Tochter. Er gelangte 1599 in den Grossen Rat, wurde 1606 Zöllner im Kaufhaus und 1608 Landvogt nach Oron, wo er aber im nämlichen Jahr starb. Die Deszendenz seiner ältern Söhne Ulrich (1591 - 1662, des Grossen Rates 1619, Kastlan zu Zweisimmen 1629, Böspfenniger 1640 und Teutschweinschenk 1645) und Samuel (1593 - 1668, des Grossen Rates 1621, Ohmgeldner auf dem Land 1625, Obervogt zu Aarburg 1627, Kornherr 1647 und Welschweinschenk 1653) erlosch schon in der folgenden Generation; sein vierter Sohn Steffan, geb. 1598, gest. 1662, des Grossen Rates 1627, Rathausammann 1628 und Landvogt nach Trachselwald 1631, vermählt 1621 mit Ursula Knecht, pflanzte den Stamm fort. Mit den Söhnen seines Enkels Hans Rudolf, 1651 - 1687, Schulmeister zu Aarau 1679 und Pfarrer zu Adelboden 1686, vermählt 1679 mit Barbara Müsli, teilte sich diese Linie der Familie in zwei Äste: Hans Rudolfs älterer Sohn Hans Jakob, 1681 - 1759, Pfarrer zu Langnau 1711, zu Wohlen 1788 und Dekan der Klass Büren 1742, ist durch seinen einzigen, mit seiner dritten Gemahlin Salome Fellenberg erzeugten Sohn Steffan Friedrich (1721 - 1785, Major in Holland 1779) der Begründer des noch lebenden, auf Mittellöwen zünftigen älteren Astes; sein jüngerer Sohn Abraham, 1686 - 1747, ein Tischmacher, vermählt 1715 mit Maria Magdalena Erhard, ist Begründer des jüngeren, auf Zimmerleuten zünftigen und 1877 mit dem Ingenieur Friedrich Eduard erloschenen Astes. Viel weniger zahlreich als die «geraden» Wyttenbach, gelangte diese Linie in Bern nie in den Kleinen Rat; im Grossen Rat sassen ihre Angehörigen noch im XVII. Jahrhundert ununterbrochen, im XVIII. dagegen nur noch vereinzelt. Viele ergriffen den geistlichen Stand und den Schuldienst oder betrieben, namentlich im XVIII. Jahrhundert, Gewerbe. Mehrere traten im XVII. Jahrhundert als Offiziere in französische Dienste, Burkhard, 1649 - 1713, trat zuerst in das Regiment Alsace, wurde als Hauptmann im Regiment v. Erlach 1678 bei Puycerda in Katalonien verwundet und quittierte den Dienst 1690 als Oberstleutnant; im XVIII. Jahrhundert finden sich mehrere in holländischen Diensten. Besonders hervorzuheben ist Jakob Samuel (vom jüngeren erloschenen Ast) 1748 - 1830, Spitalprediger 1775, Pfarrer am heiligen Geist 1783, Mitglied des Oberehegerichts 1803, des Bergrates 1803, der Curatel 1813 und des Schul- und Kirchenrates 1816, Stifter der bernischen Bibelgesellschaft und der bernischen naturforschenden Gesellschaft; ein Freund des alternden Albrecht v. Haller, war er einer der ersten, der das Verständnis und die Liebe für die Schönheiten der Alpen zu wecken wusste. Zusammen mit dem Buchdrucker Wagner machte er sich an die Herausgabe eines freilich nie vollendeten Werkes über die Alpen, dessen erster Teil 1776 zu Bern unter dem Titel «Merkwürdige Prospekte aus den Schweizer Gebirgen und derselben Beschreibung» erschien; daneben ist er auch der Verfasser zahlreicher anderer Schriften, meist geologischen und geographischen Inhaltes über die Alpen und die Schweiz überhaupt: «Bernerisches Magazin der Natur, Kunst und Wissenschaften», Bern 1775 - 79; «Kurze Anleitung für diejenigen, welche eine Reise durch einen Teil der merkwürdigsten Alpgegenden des Lauterbrunnentals, Grindelwald, und über Meiringen auf Bern zurück, machen wollen», Bern 1777; «Gelehrte Nachrichten aus Welschland, die Künste und Wissenschaften, vorzüglich die Physik und Naturhistorie betreffend», Basel 1783 etc. Auch schrieb er eine Vorrede und zahlreiche Noten zum 1795 und 1813 herausgegebenen Pflanzenwerk des grossen Hallers «Icones plantarum Helvetiae». Allianzen schlössen die «schrägen» Wyttenbach u.a. noch mit den Archer, v. Büren, v. Diesbach, Ernst, Fischer, Freudenreich, v. Graffenried, Güder, Kirchberger, v. Ligerz, v. Luternau, v. Mülinen, v. Praroman, Stürler, Tschiffeli, v. Werdt, Willading, Wurstemberger und v. Offenburg und von Speyr aus Basel. Den Junkerntitel liessen sie schon anfangs des XVII. Jahrhunderts fallen, dagegen wurde ihnen gegen Ende desselben im amtlichen Titularstil das Prädikat «vest» zugesprochen, wohl infolge des ihrem Vorfahren erteilten kaiserlichen Wappenbriefes. Das Adelsprädikat «von» führt die Familie gestüzt auf den Grossratsbeschluss 1783. Literatur: Berner Taschenbücher von 1853 und 1853 «Jakob Samuel Wyttenbach» von Rudolf Wolf, in zwei Abteilungen, ferner 1853 pag. 316; vergl. auch Leu, Schweizer. Lexikon und Supplement von Holzhalb. 2. Wyttenbach (die geraden). Eintritt in das bernische Burgerrecht 1623, Grosser Rat 1629. Kleiner Rat 1708. Geschichtliches. Nach Eintritt in das bernische Burgerrecht Erwerber desselben ist der schon angeführte Haus Konrad, der laut dem an den «vesten, achtbaren Hans Kunradt Wyttenbach» ausgestellten, noch erhaltenen Burgerbriefe am 13. Februar 1623 zugleich mit seinem schon 1619 in Bern getauften Sohne Daniel zum Burger dieser Stadt angenommen wurde, gegen Erlag von 120 Kronen Einzugsgeld. In seiner Jugend war er in venezianischen Kriegsdiensten gewesen, scheint in der Folge in Biel kaiserlicher Notarius publicus geworden zu sein und sich schliesslich als Apotheker in Biel niedergelassen zu haben. Er wird noch mehreremale als «Junker» bezeichnet, ein Titel welchen freilich seine Nachkommen nicht mehr führten. In Bern trat er in die Gesellschaft zu Schmieden ein und gelangte 1629 als erster seiner Linie in den Grossen Rat, in der Folge wurde er 1612 Landvogt nach Erlach und 1657 Obervogt zu Biberstein. Dreimal verheiratet, zuerst mit Anna Egg1i. dann 1640 mit Maria Wähinger und endlich 1616 mit Dorothea Haller, hinterliess er bei seinem 1665 erfolgten Tode nebst mehreren Töchtern 4 Söhne, Daniel, Albrecht, Hans Konrad und Jakob, welche alle zahlreiche Deszendenz hatten. Daniel, 1619 - 1668, ein Apotheker, des Grossen Rates 1651 und Landvogt nach Gottstadt 1056 ist der Begründer des noch blühenden, stets zahlreicheren älteren Astes der Familie ; Albrecht, 1630 - 1673, ebenfalls ein Apotheker, des Grossen Rates 1664, durch seine Frau Elisabeth König, verh. 1652, Stifter eines erst 1823 erloschenen Astes. Hans Konrad, 1632 - 1706, Chorweibel 1690, hatte ebenfalls mehrere Kinder, von denen aber keines das Geschlecht fortpflanzte, und Jakob endlich, 1640 - 1669, ein Notar, Kanzleisubstitut und Landschreiber nach Schenkenberg 1665, ist der Stifter des jüngeren, erst 1905 im Mannesstamme erloschenen Astes. In ihrer neuen Heimat widmeten sich viele Angehörige der stets ziemlich zahlreichen Familie der Magistratur; seit ihrem näheren Stammvater Hans Konrad sassen sie ununterbrochen im Grossen Rate und zu dreienmalen auch im Kleinen Rate der Republik. Der erste, welcher in den Kleinen Rat gelangte war Samuel, 1650 - 1724 (ein Sohn des Landvogts Daniel zu Gottstadt), Apotheker an der Kreuzgasse, des Grossen Rates 1680, Bauherr von Burgern 1683, Stiftschaffner zu Bern 1699, des Kleinen Rates 1708 und Kirchmeyer vom Rat 1718. Auch zur Vennerwürde gelangte das Geschlecht mit Daniel, 1742 - 1797, des Grossen Rates 1775, Kommandant zu Aarburg 1785, des Kleinen Rates 1790 und Venner zu Schmieden 1794. Sehr viele betrieben in Bern den Apothekerberuf, nicht weniger als 4 Apotheken waren mehr oder weniger gleichzeitig während des XVII. und XVIII. Jahrhunderts im Besitz der Familie: Schon Hans Konrad erwarb die Apotheke an der Kreuzgasse, die sich vom Vater auf den Sohn bis auf seinen Urenkel Sigmund, 1702 - 1738, vererbte; Daniel, 1671 - 1737, errichtete die Apotheke zu Rebleuten, welche bis um 1818 in der Familie verblieb, Hans Rudolf, geb. 1658 errichtete die eine Apotheke beim Zeitglocken, welche sich bis auf seinen Enkel Hans Rudolf, 1733 - 1774, vererbte und Gottlieb, 1692 - 1763, sowie sein gleichnamiger Sohn (geb. 1728, gest. 1781) besassen die Apotheke zu Kaufleuten. Ausserdem ergriffen eine grosse Anzahl den Pfarrdienst, mehrere auch das Notariat, den ärztlichen Beruf und die Goldschmiederei; einzelne betrieben auch Gewerbe. Im Ausland diente die Familie namentlich in Holland und Frankreich und in neuerer Zeit mit Auszeichnung in Neapel und Sizilien. Aber namentlich auf dem Gebiet der Wissenschaften und der Theologie hat sie sich weit über die Grenzen ihrer Heimat einen Namen gemacht durch Daniel, 1706 - 1779, in das Predigtamt erwählt 1732, Helfer am Heiligen Geist 1740, Professor Theologiae elenchthicae vel polemicac s. controversarium in Bern 1746, Rektor 1750 - 1753, als erster Professor der Theologie an die Universität Marburg berufen 1750, wo er nebstdem als Kirchenrat und Inspektor der reformierten Kirchen in Hessen bis zu seinem Tode wirkte, und durch seinen Sohn Daniel, 1746 - 1820, der in Göttingen und Leyden studierte, 1771 zum Professor der Philosophie und Philologie und später auch der Geschichte am Kollegium der Remonstranten zu Amsterdam ernannt und 1799 als Professor der Philologie auf die Universität Leyden berufen wurde; Ritter des Ordens de la Reunion, erlangte er als einer der hervorragendsten Philologen seiner Zeit europäische Berühmtheit, von seinen Schriften ist besonders die 1779 erschienene «Vita Ruhnkenii» (seines Lehrers in Leyden) bekannt. Seine Nichte Johanna Gallien, gest. 1830 (Tochter seiner an den Hanauischen Professor Gallien verheirateten Schwester Susanna Katharina), die er 1817 als seine langjährige getreue Pflegerin und gelehrte Gehülfin in seinem hohen Alter geheiratet hatte, wurde als seine Witwe 1827 von der philosophischen Fakultät zu Marburg anlässlich der dritten Säkularfeier dieser Universität mit dem Doktorgrade der Philologie und dem Titel eines «Magisters der freien Künste» beehrt. Ausserdem verdienen noch besonderer Erwähnung: Albrecht, 1657 - 1738, studierte zu Marburg, 1686 zum Pfarrer der Schweizergemeinde nach Potsdam berufen, wo er beinahe 20 Jahre wirkte, Pfarrer zu Wohlen (bei Bern) 1701 - 1738, Dekan der Klass Büren 1725; Johannes, 1731 - 1798, Spitalprediger 1758, Pfarrer zu Büren 1761, Helfer am Münster 1766, Pfarrer daselbst 1772 und Dekan der Klass Bern 1778; sein Sohn Johannes, 1763 - 1811, Kanzleisubstitut 1785, des Grossen Rates 1795, Unterschreiber 1798, gelangte zur Zeit der Helvetik in den gesetzgebenden Rat und nach Einführung der Mediation 1803 in den Grossen Rat und in den Kleinen Stadtrat, Seckelschreiber und 1809 Kurator der Akademie, ein wegen seiner Kenntnisse und Charaktereigenschaften allgemein geschätzter Mann; Samuel, 1732 - 1808, Staatsschreiber 1786; Friedrich Albrecht, 1777 - 1855, diente sukzessive als Offizier in Sardienien, Frankreich und England, Platzmajor von Bern 1803, Oberstleutnant, Platz- und Waffenkommandant 1805, Oberst 1818, Oberstkommandant des IV. Schweizer Regiments in königl. sizilianischen Diensten 1829 - 1837, 1821 Ritter und 1829 Offizier der Ehrenlegion, Ritter des St. Mauritius und Lazarusordens, und endlich sein Sohn Karl Johann Albrecht, 1810 - 1896, diente 1826 als Leutnant im 3. Schweizer Linienregiment in Frankreich, trat 1829 als Oberleutnant in das von seinem Vater befehligte IV. Schweizer Regiment in Königl. sizilianische Dienste, focht als Grenadierhauptmann in Neapel am 15. Mai 1818 und in Messina am 7. September des nämlichen Jahres, Oberstleutnant 1850, Oberst 1852 und Brigadier 1859, mit welchem Grade er 1860 eine neapolitanische Brigade bei Palermo kommandierte, quittierte im gleichen Jahre als Ritter des neapolitanischen Ordens von St. Georg de la Reunion und Franz I. und als Inhaber der goldenen Medaille für den sizilianischen Feldzug von 1819. Als fleissiger Siegelsammler und Kenner von Wappen verdient auch noch des letzteren Bruder, Samuel Rudolf Friedrich, V.D.M. und Pfarrer in Dürrenroth, 1811 - 1895, erwähnt zu werden. Allianzen schlossen die geraden Wyttenbach, sofern sie nicht schon aufgeführt sind, u. a. mit den Archer, v. Diesbach, Ernst, Fellenberg, Fischer, v. Graffenried, Haller, Herport, Jenner, Kirchberger, v. Breiten-Landenberg, Lombach, Manuel, Malacrida, v. Praroman, Rodt, Sinner, Steiger (die weissen), Stettler, Stürler, Thormann, Tschiffeli, Wagner, Wild, Wurstemberger, Wyss, Zeerleder, Zeender und Zehender. Zunftangehörigkeit: Schmieden und Webern, auf welch letztere Gesellschaft David Karl, 1739 - 1825, der Hutmacher, übertrat und wo seine Deszendenz in der Folge verblieb. Wappen: Das eingangs angeführte (3 waagrechte silberne Bäche auf rotem Grunde). Das Adelsprädikat «von» tragen der auf Webern zünftige Zweig und andere Mitglieder der Familie gestützt auf den Grossratsbeschluss von 1783. Die Familie besitzt heutzutage mehrere städtische Grundstücke und Villen bei Bern; in früherer Zeit gehörte der Landsitz «im Winkel» bei Kirchdorf, 1751 - 1788 und nochmals 1803 - 1832, Angehörigen derselben. Literatur: Berner Taschenbuch von 1853; Bernische Biographien, herausgegeben vom Historischen Verein des Kantons Bern; R. de Steiger «Les generaux bernois», Bern 1864; vergl. auch Leu, Schweizer. Lexikon und Supplement von Holzhalb. In Baden und Steiermark blüht heutzutage eine freiberrliche Familie «v. Wyttenbach» oder «v. Wittenbach» (in den Freiherrenstand erhoben 1675), die nach ihrer Familientradition aus der Schweiz herstammen soll; irgendwelche Anknüpfungspunkte mit der hier behandelten lassen sich aber nicht nachweisen, auch führt diese Familie ein von der schweizerischen durchaus verschiedenes Wappen (auf Silber sieben rote Berge). (Info: SGB) weiterführende Info: HLS Wiki
Verheiratet / Verbunden mit:
N.N.
Kind:
1.
Bertschi Wyttenbach |
Quellen
1) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: 6 S.3142) Quelle: Schweiz: Historisches Lexikon der Schweiz
3) Quelle: Schweizerisches Geschlechterbuch, Seite: 3 S.561
4) Quelle: Biel Stadtgeschichtliches Lexikon
5) Quelle: Biel: Verzeichnis aller sowohl ausgestorbenen als noch lebender Geschlechter in der Stadt Biel (Thellung Rodel)
6) Quelle: Biel: Bieler Geschichte
7) Quelle: Bern: Genealogien burgerlicher Geschlechter der Stadt Bern, Seite: Wyttenbach Nr.1 / S.320
8) Quelle: Rübel-Blass Ahnentafeln, Seite: S.112
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